Emotionen und Gefühle: im Kindergarten

Wichtig ist es, eine Sprache für die Emotionen zu finden. Negative Gefühle sollten nicht kleingeredet oder abgewiegelt werden. Kinder dürfen wütend und frustriert sein. Durch erwachsene Vorbilder, Gespräche und im Spiel mit Gleichaltrigen lernen sie nach und nach, auch heftige Gefühle zu regulieren und die eigenen Bedürfnisse im Interesse der Gruppe zurückzustellen. Bilderbücher, Spiele und das regelmäßige Benennen von Gefühlen im Alltag können sie dabei unterstützen?

Ein erster Entwicklungsschritt ist die Fähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen und einzuschätzen. Zudem lernen Kinder, ihre Emotionen durch Mimik, Gestik und Sprache auszudrücken. Im Laufe ihrer Entwicklung lernen sie immer besser, auch fremde Emotionen wahrzunehmen und beispielsweise Gesichtsausdrücke zu interpretieren. Die eigenen Gefühle selbst zu regulieren ist schließlich ein weiterer wichtiger Baustein der emotionalen Kompetenz.

Schon in den ersten Lebensmonaten zeigen Babys verschiedene Gefühle wie Freude, Ärger, Furcht, Traurigkeit und Überraschung. Diese werden Basis- oder Primäremotionen genannt. Mit einem Jahr gelingt es Babys zunehmend besser, positive und negative Emotionen bei anderen zu unterscheiden.

Etwa mit 18 Monaten fangen Kinder an, ihre eigenen Gefühle besser zu verstehen. Sie lernen, ihre Gefühle von denen der anderen zu unterscheiden. Dabei entwickeln sie auch soziale Gefühle. Zwischen 2 und 5 Jahren kann es Kindern häufiger passieren, dass sie Gefühle anderer missinterpretieren.

Komplexere Gefühle wie Verlegenheit, Stolz, Schuld und Neid entwickeln Kinder gegen Ende des 3. Lebensjahrs. Ab etwa 5 Jahren ist es Kindern möglich, dass sie Ursachen von Emotionen verstehen – auch wenn sie nicht immer die jeweiligen Emotionen richtig erkennen. Doch nach und nach lernen Kinder in diesem Alter, eigene Gefühle mit ihrem Wissen und ihren eigenen Erfahrungen in einen Zusammenhang zu stellen. Bei der kindlichen Emotionsentwicklung spielen sowohl kulturspezifische Vorstellungen als auch die Familienkultur im Umgang mit Gefühlen eine Rolle.¹

Der Ort Kita ist für Kinder gut geeignet, um ihre eigene Gefühlswelt, aber auch die der anderen Kinder kennenzulernen. Ob Frust, dass man im Spiel verloren hat, Ärger, dass man nicht mitspielen darf oder Stolz, dass man etwas geschafft hat – gerade im gemeinsamen Spiel entstehen manchmal heftige Gefühle. Allzu oft treten Konflikte auf, wenn verschiedene Gefühle scheinbar unvereinbar aufeinandertreffen. Mit den eigenen Gefühlen umgehen zu können und die der anderen wahrzunehmen, ist ein wichtiger Entwicklungsschritt für Kinder. Daher ist es wichtig, dass sie in der Kita lernen:

• ·verschiedene Gefühle zu kennen und zu benennen (Emotionswissen),
• Mimik und Gestik zu interpretieren (Emotionsausdruck) und
• Strategien kennen, wie sie die eigenen Gefühle in Bahnen lenken können (Emotionsregulation).

Im digitalen Themenpaket Sozial-emotionale Kompetenzen fördern stellen wir eine Vielzahl von Praxistipps für die Kita vor, mit denen Kinder lernen, Gefühle zu erkennen, zu benennen, zu interpretieren und auszudrücken

In den meisten Einrichtungen liegen bereits viele Materialien vor, die auch für die Förderung der sozialen-emotionalen Kompetenz eingesetzt werden können. So eignen sich die meisten kreative Angebote für Kinder sehr gut, um Gefühle auszudrücken. Auch viele Bewegungsspiele, Bilderbücher oder Bildkarten lassen sich unkompliziert nutzen, um sich der Welt der Gefühle zu nähern.

Spiele:

• Bewegungsspiele
• Wahrnehmungsspiele als Partnerübung
• Rollenspiele 
• Puppenspiele
• Handpuppen 
• Ringen und Raufen mit Regeln 
• Übungen für Kinder aus der Kampfkunst 
• Imitationsspiele (u. a. Tiere nachmachen)
• Entspannungsübungen und Waldbaden

Kreatives:

• Malen mit Farbe: beispielsweise zu verschiedenen Musikstilen; großflächig; Action Painting
• Arbeiten mit Ton 
• Tanzen und Musizieren 
• Verschiedene Formen des darstellenden Spiels: Theater, Puppentheater, Pantomime usw.
• Fantasiereisen

Medien:

• Bildkarten: Entspannt können Kinder hier Gefühle erkennen und benennen.
• Bilderbücher: Gerade Bilderbücher sind hervorragende Mittel, um mit Kindern die Welt der Gefühle zu thematisieren. Mit Hilfe der dialogischen Bilderbuchbetrachtung lässt sich mit Kindern ins Gespräch kommen.

Zum Download

Buchtipps für die Kita: Bilderbücher rund um Gefühle