Editorial

Erlauben Sie mir eine persönliche Erinnerung: Vor Jahren besuchte ich in Damaskus die Umayyaden-Moschee. Immer wieder suchen auch Christen das Gebäude auf, denn hier wird der heilige Schrein mit dem Haupt Johannes des Täufers verehrt. Mauern, Säulen und Kapitelle der Moschee zeugen noch von den Tagen, als das Gebäude eine byzantinische Basilika war. Mit großer Verblüffung  erfuhr ich, dass eines der drei zugefügten Minarette den Namen »Jesusminarett« trägt.

Der Koran preist neben Jesus auch Abraham und Moses als Gesandte Gottes. Darin wurzelt die Kultur der Duldung von Juden und Christen als »Schutzbefohlene«. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, dass der Islam eine kriegerische Religion war: Schon ein Jahrhundert nach Mohammeds Tod hatten islamische Heere Persien und Spanien überrannt und weite Teile des byzantinischen Imperiums unterworfen.

Auf die Angst folgte das Staunen. Zwischen Cordoba und Bagdad erblühten die Künste und Wissenschaften: Aristoteles wurde wiederentdeckt, Avicenna avancierte zum Leitstern der Ärzte, und der Gelehrte al-Biruni berechnete den Erdradius mit einer Abweichung von gerade einmal 40 Kilometern. Es war Renaissance vor der Renaissance.       

Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier, Chefredakteur

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