KolumneKonstruktiv mit den Türen knallen

Kolumne Konstruktiv Türen knallen
© Marion Gröschel, Braunschweig

Gefühle. Diese Dinger, die machen, dass wir lachen, weinen, wutentbrannt schnauben oder genervt rumzicken. Also alle anderen Menschen. Wir Pädagog:innen natürlich nicht. Wir kennen aktives Zuhören, wissen von Schulz von  Thun und kommunizieren jede Emotion verpackt in einer Ich-Botschaft. Wir haben unsere Gefühle im Griff und haben stets die professionelle Brille auf, durch die wir filtern, was es zu senden bedarf.
Ich habe zudem das außergewöhnliche Glück, dass auch mein Mann Erzieher ist. Wenn wir uns privat streiten, dann werfen wir mit Wattebällchen statt mit Tellern und formulieren wortgewandt unseren Frust. Der oder die andere bedankt sich sofort für das konstruktive Feedback, während wir reflektieren, wie wir in Zukunft mit unseren Erwartungen umgehen. Selbstverständlich im Stuhlkreis und mithilfe von Handpuppen oder Knete.
Ihr merkt schon, traumhaft alles. Fast so schön wie ein Einhornpups. Und eben genauso erfunden. Tatsächlich hadere ich immer wieder damit, mich im beruflichen Kontext anschreien lassen zu müssen, den Frust, die Wut und Unzufriedenheit anderer abzubekommen und dann aber angemessen UND professionell zu reagieren, statt meinen Gefühlen ebenfalls Luft zu machen.
Das funktioniert nicht immer. Nicht alles lässt sich aushalten und nicht alles können wir einfach so hinnehmen. Jedes Mal bin ich dann erleichtert, dass wir im Team arbeiten. Meine Kolleg:innen helfen mir, ein anstrengendes Elterngespräch zu analysieren und einzuordnen. Sie bieten mir einen geschützten Rahmen, in dem ich ungefiltert aussprechen darf, wie es mir geht, um dann mit neuen Strategien und fachlich zurück ins Gespräch mit der Person zu gehen, die all das ausgelöst hat.
Natürlich geht das nicht unmittelbar. Ich kann nicht mitten im Elterngespräch rufen: „Ich will meinen Anwalt!“ – oder in diesem Fall mein Team. Aber ich habe gelernt, dass es manchmal reicht, zu wiederholen, was das Gegenüber gesagt hat, statt zu antworten, und lieber mal erschrocken die Klappe zu halten. In ruhigen Momenten darauf zurückzukommen hilft mir mehr, als mich und meine Gefühle bloßzustellen. Denn so ein Zurück-Beefen ist ja langfristig gesehen auch nichts, was sich wirklich gut anfühlt.
Wohlgemerkt im beruflichen Kontext. Da profitiere ich davon sehr. Mein Mann und ich, tja, ihr ahnt es, wir knallen eben doch zärtlich Türen und beschimpfen uns in alter Kindergartenmanier mit: „Ich lad dich nicht mehr zu meinem Geburtstag ein!“ Das ist schließlich auch eine Ich-Botschaft. 

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