Mittelscheitel und geflochtener Kinnbart: Frisurenmode der Wikinger

Ein kleiner Spielstein aus der Wikingerzeit, der 200 Jahre lang in den umfangreichen Sammlungen des Nationalmuseums von Dänemark verborgen war, verrät aufschlussreiche Details über die Frisuren der Wikinger. Vorausgesetzt natürlich, man kann der Selbstdarstellung der Wikinger trauen.

In Frontalansicht: Fragment der Skulptur, Kopf mit mittig gescheiteltem Haar und geflochtenem Kinnbart, aus Walrosselfenbein gefertigt
© Roberto Fortuna, Dänisches Nationalmuseum

Die Kunst der Wikingerzeit ist für ihre charakteristischen Tiermotive bekannt. Menschen werden hingegen kaum dargestellt. Aus diesem Grund ist diese Figur so bemerkenswert. 

Die Figur wurde 1797 in einem Reitergrab eines mutmaßlichen Wikingerkriegers in Viken, in der Nähe des Oslofjords, entdeckt. Das Grab stammt aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts, also aus der Regierungszeit Harald Blauzahns. Viken lag zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich in seinem Herrschaftsbereich.

Die Spielfigur besteht aus Walross-Elfenbein, einem der teuersten Materialien in der Wikingerzeit. Sie war Teil eines Spiels, das im Volksmund als „Schach der Wikinger” bekannt ist und Hnefatafl genannt wird. Der Gegenstand stellt die wichtigste Figur dieses Spiels dar, nämlich den König.

Das Spiel hatte seine Blütezeit vom 8. bis zum 11. Jahrhundert und wurde unter anderem durch die Wikingereinfälle nach England gebracht, bevor es vom Schach verdrängt wurde.

Mittelscheitel und Kinnbart waren zur Zeit Harald Blauzahns en vogue

Die nur 3 cm hohe Spielfigur zeigt den Kopf und den Oberkörper eines Wikingers mit einer kunstvollen Frisur. „Es ist außergewöhnlich, dass wir eine so lebendige, sogar dreidimensionale Darstellung eines Wikingers haben. Dies ist eine Miniaturbüste und kommt einem Wikingerporträt am nächsten“, sagt Peter Pentz, Kurator des Nationalmuseums.

Die Frisur der teilweise beschädigten Figur lässt sich als Mittelscheitel mit seitlicher Welle beschreiben. Das Haar ist hinten kurz geschnitten und lässt das Ohr frei. Die Figur trägt außerdem einen großen Schnurrbart, einen langen, geflochtenen Kinnbart und Koteletten.

Seitenansicht der Figur. Die kleine Locke über dem Ohr ist deutlich zu erkennen.
© Roberto Fortuna, Dänisches Nationalmuseum
Die Figur ist von hinten zu sehen und hat kurze Haare.. Das Museumsstück ist auf dem Rücken mit der Inventarnummer 589 markiert.
© Roberto Fortuna, Dänisches Nationalmuseum

„Bislang kannten wir die Frisuren der Wikinger nicht im Detail, aber hier sind alle Einzelheiten zu erkennen, sogar die kleine Locke über dem Ohr. Dies ist das erste Mal, dass wir die Figur eines männlichen Wikingers sehen, dessen Haare aus allen Winkeln sichtbar sind. Das ist einzigartig“, sagt Peter Pentz.

Die Figur ist Teil einer neuen Forschungsarbeit, die im Nationalmuseum durchgeführt wird und sich auf die Figuren und Symbolik der Wikingerzeit konzentriert. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Mittelalterliche Archäologie veröffentlicht.

Meldung Nationalmuseum Dänemark

Originalpublikation:

Pentz, P. (2025). Understanding the Flygstad (Fløgstad) Figurine: Gaming Pieces, Kings, Gender and Fertility Rites. Medieval Archaeology69(1), 169–199. https://doi.org/10.1080/00766097.2025.2518811

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