Beschwerdeverfahren für Kita-Kinder

Beschwerdeverfahren in Kitas signalisieren Kindern wie Erwachsenen: Kinder haben bei uns eine Stimme, die gehört werden soll. Ihre Anliegen, Beschwerden und Verbesserungsvorschläge nehmen wir ernst und nehmen sie auf, bearbeiten und reflektieren sie.

Beschwerdeverfahren für Kinder
© BrianAJackson - iStock

Beschwerden, Bedürfnisse und Anliegen von Kindern, die sie über ein Beschwerdeverfahren in der Kita einbringen können, darf man nicht mit Motzen oder Petzen gleichstellen. Solche Beschwerden haben nämlich das Ziel, ein ernsthaftes Anliegen auszudrücken und gemeinsam nach einer guten Lösung für alle Beteiligten zu suchen. Einen Kompromiss finden, sich aufeinander zubewegen, Lösungen aushandeln, all das sind wichtige pädagogische Komponenten, die weit darüber hinaus reichen, dass Kinder auf Schwachstellen oder Kritikpunkte hinweisen.

Welche Beschwerden Kinder vorbringen

  • Über das Essen: Die Zusammensetzung, die Menge, die Gerechtigkeit beim Verteilen, Regeln für das gemeinschaftliche Miteinander beim Essen, z.B.: Es ist beim Essen zu laut. Ich möchte beim Essen nicht alles probieren. Niemand mag das Brot, das es am Dienstag zum Frühstück gibt. Die Kinder, die zuerst dran sind, nehmen sich so viel, dass es nicht mehr für alle reicht.
  • Beschwerden über die Toilette: Die Toiletten sind oft sehr dreckig. Ich möchte nicht, dass andere Kinder oder Erwachsene die Toilettentür aufreißen, während ich auf der Toilette bin. Es riecht oft unangenehm.
  • Beschwerden über Spielmaterialien und Spielort: Wenn Kinder sich Spielmaterialien gegenseitig wegnehmen, sich beim Spiel stören oder ein Kind zu oft etwas Bestimmtes für sich beansprucht.
  • Beschwerden über die Bekleidung: z.B. die Pflicht, eine Mütze auf- oder Jacke, Regenhosen oder Gummistiefel anziehen zu müssen, wenn die Kinder sich gegenseitig Mützen oder andere Kleidungsstücke wegnehmen, Haussschuhe nicht anziehen möchten

Wie das Verfahren aussehen kann

Ein Beschwerdeverfahren für Kinder teilt sich in drei Phasen:

  1. Beschwerden der Kinder hören und aufnehmen

    Pädagoginnen in allen Altersgruppen sind mit steigendem Arbeitspensum und -anforderungen konfrontiert. Da braucht es zusätzlich Anstrengung und Kapazitäten, bis sich ein Beschwerdeverfahren etabliert und der Umgang der Pädagoginnen mit den Anliegen der Kinder Routine geworden ist. Pädagoginnen müssen dabei nämlich aufmerksam und feinfühlig auf die Beschwerden von Kindern reagieren. Keine leichte Aufgabe, da Kinder ihre Beschwerden oft noch nicht direkt formulieren können und Pädagoginnen „durch die Blumen hindurch“ zuhören müssen, sie manches nicht mehr übergehen oder Kinder vertrösten können.

    Je nach Anliegen des Kindes sind unterschiedliche Vorgehensweisen sinnvoll. Viele kindliche Beschwerden oder Anliegen lassen sich direkt im Gespräch mit allen Beteiligten klären. Für alles, was grundsätzlicher ist oder sich nicht sofort lösen lässt, braucht es eine feste Form, z.B. eine Beschwerdepinnwand, einen Beschwerdebriefkasten oder ein Beschwerdebuch. Mit Unterstützung einer Pädagogin können die Kinder ihr Anliegen und ggf. ihren Lösungsvorschlag aufschreiben bzw. aufmalen und damit offiziell als Beschwerde vortragen.

  2. Beschwerden bearbeiten

     

    Haben Kinder ihre Anliegen formuliert, braucht es nun einen Raum oder eine Systematik, wie die Pädagoginnen diese aufgreifen und bearbeiten. Alle Beschwerden, die ihren Platz an die Tafel oder in das Beschwerdebuch gefunden haben, müssen auch thematisiert werden.
    Manche Anliegen besprechen die Pädagoginnen zuerst im Team, andere finden ihren Platz direkt im Morgenkreis oder einer Kita-Versammlung. Gemeinsam mit der Erzieherin kann das Kind das Anliegen vortragen und eine Lösung präsentieren. Oft haben Kinder nämlich gute Vorschläge, wie sich ein Anliegen im gemeinschaftlichen Interesse lösen lässt. Dann können die Kinder diskutieren und alle Beteiligten eine Lösung erarbeiten. Die Aufgabe der Pädagogin ist die der Moderatorin: das Gespräch moderieren, alle Beteiligten zu Wort kommen lassen, auf die Einhaltung der Regeln achten, Ergebnisse zusammenfassen und zu einem Abschluss führen. Die Zurückhaltung der Erzieherin in diesem Prozess gibt den Kindern den Raum, eigene Lösungen zu erarbeiten und miteinander auszuhandeln. Die Versuchung ist groß, schnell die eigene Lösung vorzuschlagen und durchzusetzen, nimmt den Kindern aber an der Stelle die Erfahrung, kompetent und selbstwirksam zu sein, eigene Ideen umsetzen und etwas bewirken zu können.
  3. Beschwerdeprozess reflektieren und Vorgang abschließen
    Haben Kinder und Pädagoginnen ein Anliegen besprochen und eine Lösung dafür gefunden, entfernt der Beschwerbeschreiber die Beschwerde wieder vom Brett oder markiert sie im Beschwerdebuch als gelöst und welche Vereinbarung getroffen wurde. So ist für jeden ersichtlich, was der Stand der Dinge ist.

 

Quelle:

https://www.kitawerk.de/fileadmin/user_upload/newsmeldungen/2015/Doku_Beschwerdemanagement_web.pdf, abgerufen am 19.11.2018

Online-Kurs zum Thema

Die QiK Online-Akademie bietet einen Kurs für pädagogische Fachkräfte in Kitas mit dem Titel "Ich mag das nicht! Beschwerdeverfahren für Kinder" an. Anhand konkreter Beispiele und Tipps gelingt es Kita-Fachkräften, kindgerechte Beschwerdeverfahren zu gestalten und umzusetzen.

Hier finden Sie alle Informationen zum Online-Seminar: https://bit.ly/2RWKuaR

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