Handkommunion

Die Handkommunion bezeichnet die Weise des Empfangs der Kommunion, bei der die Gläubigen die konsekrierte Hostie in die offene Hand erhalten und sie anschließend zum Mund führen. Historisch war sie die übliche Form in der Alten Kirche: Kirchenväter wie Cyrill von Jerusalem empfehlen, die rechte Hand zur Aufnahme zu öffnen und die linke als „Thron“ zu bilden, bevor man das eucharistische Brot mit dem Mund empfängt; diese Praxis war bis ins 9. Jahrhundert verbreitet. Mit der Verwendung kleiner ungesäuerter Hostien setzte sich die Mundkommunion durch, die im frühen Mittelalter zur allgemeinen Norm wurde, weil man Anbetung und Ehrfurcht stärker betonte und sakrilegische Gefahren (z. B. herabfallende Partikel) vermeiden wollte.

Im Römischen Ritus galt über viele Jahrhunderte ausschließlich die Mundkommunion; mit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde jedoch den Bischofskonferenzen durch die Instruktion Memoriale Domini (1969) ermöglicht, die Handkommunion wieder einzuführen. Im deutschen Sprachraum wie auch in vielen anderen Ländern wurde von dieser Möglichkeit zügig Gebrauch gemacht. Seitdem können die Gläubigen zwischen Empfang in der Hand oder im Mund wählen, wobei die Entscheidung beim Kommunikanten liegt und nicht beim Spender. Obwohl beide Formen heute gleichwertig zugelassen sind, ist die Handkommunion in der Praxis vielerorts die gebräuchliche Form des Empfangs.

Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. betont in seinem Buch „Gott ist uns nah – Eucharistie, Mitte des Lebens“ (2001), dass Hand- und Mundkommunion gleichermaßen würdig seien und die Kirche nicht 900 Jahre lang unwürdig kommuniziert haben könne. Beide Formen haben gute Gründe und verdienen gegenseitige Toleranz. Entscheidend sei nicht die äußere Haltung, sondern die „Ehrfurcht des Herzens“, die sich sowohl in der würdigen Geste der Handkommunion als auch in der Mundkommunion ausdrücken könne.

Manuel Uder

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