Albert Gerhards: Zeit-Raum für Gott. Studien zu Gestalt und Gehalt des christlichen Gottesdienstes (Praktische Theologie heute 203), Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2024; 309 S.; 59,00 €; ISBN 978-3-17-042668-9
Was Liturgie war, ist und werden kann – diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die 22 hier gesammelten Beiträge Albert Gerhards’. Der emeritierte Bonner Liturgiewissenschaftler lotet Grundlinien, Brüche und Zukunftsperspektiven gottesdienstlicher Praxis aus.
Die Spannweite der Beiträge, die in den letzten Jahren bereits an verschiedenen Stellen veröffentlicht worden sind – nun aufgeteilt in die Themenblöcke „Zukunftsraum Liturgie“, „Theologische Dimensionen der Liturgie“, „Liturgie der Ökumene“ und „Die jüdische Verbundenheit christlicher Liturgie“ –, ist groß: Von der Rezeption von Sacrosanctum Concilium über liturgische Räume und Gebetsrichtungen bis hin zu „riskanten Liturgien“, Musik, Frömmigkeit und Politik. Auch ökumenische und interreligiöse Perspektiven werden aufgegriffen – etwa im Blick auf ostkirchliche und jüdische Riten. Die thematische Vielfalt spiegelt das weite Forschungsinteresse des Autors wider. Gerhards gelingt es, die Liturgie als lebendigen Ort theologischer Reflexion und kultureller Kommunikation zu zeigen.
Ein Band, der nicht nur Rückschau hält, sondern auch Denkräume öffnet – für Liturgiewissenschaft und Praxis gleichermaßen.
Christian Cebulj/Christian Höger/Margit Wasmaier-Sailer (Hg.): Topo-Theologie: Religion und Raum (Theologische Berichte 43), Freiburg i. Br.: Verlag Herder 2024; 248 S.; 32,00 €; ISBN 978-3-451-39873-5
Der Sammelband enthält Beiträge aus unterschiedlichen theologischen Disziplinen. Er zeigt eindrucksvoll: Religiöse Praxis und Theologie sind immer auch räumlich verortet – und Räume wirken zurück auf religiöse Deutung und Erfahrung.
Aus liturgischer Sicht besonders erwähnenswert ist der Beitrag der Schweizer Liturgiewissenschaftlerin Birgit Jeggle-Merz, die gegenwärtige Umnutzungsprozesse und Nutzungserweiterungen von Kirchengebäuden in den Blick nimmt. Ebenso interessant: Markus Ries beleuchtet säkularisierte Klöster als religiöse Mahnmale und fragt nach ihrer bleibenden Zeugnisfunktion in einer säkularen Gesellschaft. Christian Cebulj sowie Anna-Lena Jahn thematisieren u. a. das Bildungspotenzial sakraler Räume im Kontext von Kulturtourismus und eröffnen so neue Perspektiven auf deren heutige Nutzung.
Der Band ist ein wertvoller Beitrag zur aktuellen kulturwissenschaftlichen Raumdebatte. Die Lektüre erfordert allerdings eine gewisse Vertrautheit mit raumtheoretischer Terminologie, was den Zugang bisweilen nicht ganz einfach macht. Ein Glossar im Einführungsteil erleichtert jedoch den Einstieg.
Dr. Manuel Uder, DLI, Trier