Britta Scholl leitet das Projekt „Pro Kita II“ beim Paritätischen Bildungswerk Bremen. Das Programm wird vom Europäische Sozialfonds (ESF) im Land Bremen unterstützt.
Von der Erwerbslosigkeit zur vergüteten pädagogischen Ergänzungskraft zur/zum staatlich anerkannten Erzieher:in – so lässt sich das Projekt „Pro Kita II“ kurz zusammenfassen. Wir vermitteln Personen mit Interesse am Arbeitsfeld Pädagogik in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen in Bremer Kitas.
Das Projekt übernimmt die Gehaltskosten für die Teilnehmenden sowie für zwei Wochenstunden Anleitung, die von einer erfahrenen pädagogischen Fachkraft in der Kita durchgeführt wird. Die Teilnehmenden sammeln so wertvolle Berufserfahrungen und gleichzeitig die nötigen Praxisstunden, die in Bremen Voraussetzung für die Ausbildung zum/ zur Erzieher:in sind. Die Mehrheit der Teilnehmenden ist zugewandert. Hierfür haben wir passgenaue Angebote entwickelt, damit die Teilnehmenden am Ball bleiben und sich schließlich pädagogisch qualifizieren können.
Unsere Erfolgsquote: 96 der 117 ehemaligen Teilnehmenden haben eine Qualifizierung im pädagogischen Bereich begonnen, sieben sind aktuell im Bewerbungsprozess. Neben der Finanzierung der 900 Praxisstunden bedarf es einer langfristigen Finanzierungssicherheit und einer Verstetigung. Die aufgebaute Expertise darf nicht verloren gehen.
Katja Mäueler leitet die „Kindergruppe Blankenburger Straße e. V.“ in Bremen, hat Erfahrung in der Anleitung von Pro-Kita-II-Teilnehmenden und begleitet als Praxisstelle ehemalige Teilnehmende in der Weiterbildung zum/zur Erzieher:in.
Bevor wir uns entschieden haben, als Kita Menschen zu begleiten, die über „Pro Kita II“ einen Berufseinstieg planen, haben wir im Team überlegt, was diese Menschen brauchen. Uns war von Anfang an klar, dass wir ihnen eine enge Begleitung bieten möchten – auch, um die Kinder zu schützen.
Wir haben uns dazu entschlossen, einen Ablauf für die Begleitungen zu entwickeln und aufzuschreiben: Wo stehen die Menschen gerade? Was brauchen sie, um gut bei uns arbeiten zu können? Wie tragen wir Sorge dafür, dass sie nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert werden? Auch unseren Wertekodex haben wir neu festgelegt, das ist die Grundlage für unsere gemeinsame Arbeit.
Es war auch nicht immer einfach, unser Wertesystem so zu vermitteln, dass es den Menschen gleich sinnvoll erschien. Pädagogisches Vorwissen und Sprachniveaus waren sehr unterschiedlich ausgeprägt. Besonders am Anfang neigen Menschen, die neu im Arbeitsfeld sind, dazu, eher emotional oder „aus dem Bauch heraus“ zu handeln. Die Anleitung hier klar und wertschätzend durchzuführen, die pädagogische Haltung zu vermitteln, braucht Feinfühligkeit und einen Perspektivenwechsel. Trotz Zeitaufwand ist das Programm für uns eine Chance, dem Personalnotstand entgegenzutreten.
Erminia Esposito hat die 900 Stunden über „Pro Kita II“ im Juli 2024 abgeschlossen und ist direkt danach bei Kindergruppen „Heduda“ in Bremen in die Vollzeitweiterbildung zur Erzieherin gegangen.
Ich wollte schon lange im pädagogischen und sozialen Bereich arbeiten. Bei der naturorientierte Fasanengruppe der Kindergruppen „Heduda“ habe ich dann meine Ausbildung absolviert. Während meines Praktikums war ich sofort fasziniert von dieser Art der Pädagogik. Die Erzieher:innen nutzen jedes Naturelement als pädagogisches Mittel, zum Beispiel haben einige Kinder mit Feuersteinen Feuer gemacht. Dabei haben sie auch gelernt, woher der Wind kommt und welche getrockneten Kräuter sie verwenden müssen.
Durch solche Erfahrungen wurde mir klar, dass ich eine Erzieherin werden möchte, die in ständigem Dialog mit den Kindern steht und jede Gelegenheit nutzt, um mit ihnen Neues zu lernen. Jede Handlung wurde mir mit ihrem gesamten Prozess erklärt, was mir geholfen hat, einen umfassenderen Blick auf den Bildungsprozess der Kinder zu bekommen.
Zu Beginn habe ich mich unsicher gefühlt – noch dazu in einer Sprache, die nicht meine Muttersprache ist. Doch alle waren immer sehr hilfsbereit und haben mich unterstützt. Ich möchte eine gute Erzieherin werden. Auch für die Zukunft wünsche ich mir, weiter zu lernen und die gleiche Leidenschaft und Neugier zu bewahren, die ich heute habe.