Editorial

Es war ein erhabener Moment, als ich letztes Jahr vor dem Sarkophag des Kaisers im Dom zu Palermo stand. Als Abiturient hatte ich die Biografie von Ernst Kantorowicz verschlungen. Friedrich II. glänzte damals für mich mit seinen strahlenden Facetten: eine exotische Gestalt zwischen Orient und Okzident, Freund von Dichtern und Denkern und Liebhaber schöner Frauen. Und in einem Alter der Rebellion wähnte ich mich in seinem Konflikt mit dem Papst ganz auf seiner Seite.

»Stupor mundi« - das Staunen der Welt, so bezeichnet ihn schon der Zeitgenosse Matthäus Paris in seiner Weltchronik und preist ihn als »größten unter den Fürsten der Erde«. Der Dichterfürst Dante hingegen verdammt den Kaiser in seiner »Göttlichen Komödie« in den Höllenkreis der Ketzer. Bis heute entdeckt jeder Biograf einen anderen Friedrich für sich. 

»Puer Apuliae« Sohn Apuliens lautet ein weiterer Beiname des Kaisers. Friedrich liebte die Provinz. Hier im Südosten Italiens ließ er seine Burg der Träume, Castel del Monte, errichten. Nur ein repräsentatives Jagdschloss oder Symbol seines Herrschaftsanspruchs über den Erdkreis? Wer das Rätsel nicht lösen kann, findet Trost im schwarzen Wein der Region.

Ihr, Euer

Dr. Klaus Hillingmeier
Chefredakteur

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