Editorial

Kennen Sie Eisensteins »Alexander Newski«? Der russische Film von 1938 ist ein Meilenstein der Filmgeschichte und zugleich ein geniales Stück stalinistischer Propaganda. In epischen Bildern wird die Schlacht zwischen Deutschen Ordensrittern und den russischen Kämpfern auf dem gefrorenen Peipus-See westlich von Nowgorod inszeniert. In den deutschen Rittern erkennt man die Vorläufer der Nationalsozialisten und eines düsteren Deutschtums. Ähnlich das Geschichtsbild, das auch über Jahrzehnte in Polen tradiert wurde. 

Umgekehrt missbrauchten auch die Nazis den Orden für ihre Propaganda. 1934 schwärmte NS-Chefideologe Alfred Rosenberg auf der Marienburg vom Orden als Vorkämpfer für den »Lebensraum im Osten«. Im bayerischen Sonthofen und in Vogelsang in der Eifel wurden NS-Ordensburgen errichtet, die sich in die vermeintliche Tradition der Ritter stellten.

Von Ideologien lange fast erdrückt, ringt nun die neue Forschung um ein ausgewogenes Bild vom Deutschen Orden. Die Konflikte mit Prußen, Polen, Litauern und Russen werden im historischen Kontext interpretiert und nicht durch die Brille des Nationalismus betrachtet. Das Ergebnis: Die Chronik des Ordens ist viel komplexer als schlichtes Schwarz-Weiß.   

Ihr, Euer
Dr. Klaus Hillingmeier, Chefredakteur

Das Magazin

G/GESCHICHTE im Jahresabo

Wir lieben Geschichte und wir machen G/Geschichte. Unser Magazin steht für einen modernen und verständlichen Journalismus. Lassen auch Sie sich von der Vergangenheit berühren!
Seit mehr als 40 Jahren behauptet sich G/GESCHICHTE auf dem Markt. Unser Credo von Anfang an: Geschichte darf Spaß machen – bei aller notwendigen Seriosität.

Jetzt gratis testen