Wissenschaftler haben in der Gran-Dolina-Höhle in Nordspanien die Überreste eines etwa zwei- bis fünfjährigen Kindes gefunden, das durch einen gezielten Schnitt in die Halswirbelsäule getötet wurde – mit der Sorgfalt eines Chirurgen, wie man meinen könnte. Schnittspuren an den Knochen belegen eine präzise Enthauptung, gefolgt von der Entfernung des Fleisches. »Das zeigt, dass das Kind nicht nur getötet, sondern gezielt als Nahrung verarbeitet wurde«, sagt die an den Ausgrabungen beteiligte Archäologin Palmira Saladié. Neben diesem Kind wurden in derselben Fundschicht auch die Überreste von neun weiteren Frühmenschen entdeckt, die ebenfalls Schnittmarken, Bissspuren und zertrümmerte Knochen aufweisen und die auch sehr jung waren.
Auch Neandertaler verzehrten gelegentlich Menschenfleisch
Die Funde weisen darauf hin, dass vor rund 850 000 Jahren der Frühmensch Homo antecessor seine eigene Spezies und am liebsten Kleinkinder verzehrt hat, was die Sache noch etwas unappetitlicher macht. Andere Ausgrabungen deuten darauf hin, dass auch Neandertaler gelegentlich Menschenfleisch verzehrten. Besonders häufig scheint dies aber beim Homo antecessor vorgekommen zu sein – warum, ist unklar. Denkbar ist, dass diese Frühmenschen in Hungerzeiten auf Menschenfleisch zurückgriffen oder nach Kämpfen ihre Gegner verzehrten. Aber die waren dann bestimmt schon etwas älter und haben wohl nicht so gut gemundet.