Da flattern sie wieder herein, die Fortbildungskataloge: dick, ambitioniert, voller Schlagworte, die wir alle kaum noch hören können. Von „Resilienztraining“ über „Kita 4.0“ bis „Traumasensibles Arbeiten in heterogenen Gruppen“. Und da ist sie auch wieder: die kollektive Müdigkeit im Team, die sich breitmacht, sobald das Thema auf dem Tagesordnungspunkt steht.
Nicht, weil niemand sich entwickeln möchte. Sondern weil viele es nicht mehr können. Seid ihr auch schon ein „multiprofessionelles Team“? Es klingt auf dem Papier so kraftvoll und modern, in der Praxis bedeutet es für mich: Menschen mit sehr unterschiedlichen Ausbildungen, Biografien und Belastungsgrenzen sitzen in einem Raum und sollen bitte gemeinsam an der Zukunft der Kita arbeiten. Doch wer den ganzen Tag schon zwischen Windelwechseln, Elterngesprächen, Beobachtungsbögen und Kolleg:innenmangel rotiert hat, der hat abends keinen Nerv mehr für PowerPoint-Präsentationen zum Thema „Aktualisierung der Hygienestandards und Dokumentationspflichten gemäß § 36 IfSG in Kindertageseinrichtungen“.
In vielen Teams hat sich Fortbildung leider inzwischen von echter Entwicklung entkoppelt. Man geht hin, weil man muss. Bucht einen Platz, um Zahlen im Qualitätsbericht zu erfüllen und um nicht aufzufallen. Man hakt es ab wie einen Zahnarzttermin. Nur ohne Betäubung. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist das, worum es eigentlich gehen sollte: Neugier. Wachstum. Inspiration.
Wie soll ein Team Lust auf „Teamentwicklung“ haben, wenn die Hälfte der Stellen nicht besetzt ist? Wie soll sich jemand für „Entwicklungsdokumentation und Portfolio neu denken“ begeistern, wenn die Fotos vom Eisessen im Regen immer noch in der To-do-Schublade liegen? Gut, das Wetter ist immerhin noch das gleiche.
Fortbildung braucht Freiraum. Das bedeutet nicht nur, dass jemand freigestellt wird. Es bedeutet, dass das, was dort passiert, wieder Bedeutung bekommt. Dass es Zeit zur Umsetzung gibt. Austausch. Verknüpfung mit dem Alltag. Wertschätzung durch Leitung und Träger. Und manchmal auch: den Mut, Angebote abzulehnen, die gut gemeint, aber realitätsfern sind.
Was wäre, wenn wir Fortbildung neu denken? Wenn nicht jedes Jahr Neues kommen muss, sondern manchmal auch das Bestehende vertieft werden darf? Weniger Pflicht, mehr Dialog. Weniger Inhalte, mehr Haltung. Und vor allem: weniger Druck, dafür mehr Raum und Zeit für die Umsetzung im Alltag.
Ich habe am meisten von Langzeitfortbildungen profitiert, die die Haltung stärken, mich dazu gebracht haben, mich im Alltag viel mehr zu beobachten und zu hinterfragen.
Aber ja, das liebe Geld, die Träger, hurz. Ich träume schon wieder, ihr kennt das ja inzwischen von mir.
Träumen für Anfänger:innen – vielleicht wäre das mal eine schöne Fortbildung?