Mit Musik Erfahrungsräume eröffnenDrei Fragen an Julia Lutz

Porträt von Julia Lutz.
© privat

Was bedeutet es, als Musikpädagogin an einer Hochschule zu arbeiten? Womit beschäftigen Sie sich inhaltlich?
Julia Lutz (JL):
Mein Tätigkeitsbereich an der Folkwang Universität der Künste Essen ist sehr vielfältig. In der Lehre arbeite ich vor allem mit Lehramtsstudierenden, die Musik als Studienfach gewählt haben und das Fach zukünftig in der Grundschule unterrichten möchten. Dabei ist mir ein enger Bezug zur pädagogischen Praxis sehr wichtig; ich bin oft mit Studierenden an Schulen, um Musikunterricht durchzuführen oder zu beobachten und anschließend darüber zu reflektieren. Im Bereich der Forschung beschäftige ich mich aktuell vor allem mit dem Musik-Lernen und -Lehren im Kontext von Heterogenität. Eine zentrale Frage ist: Wie kann es Menschen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen ermöglicht werden, Musik zu erleben und sich ins gemeinsame Musikmachen einzubringen? Verschiedene Projekte – darunter Kooperationen mit Lehrkräften, mit Orchestern und mit diversen Trägern musikalischer Bildungangebote – geben mir immer wieder neue Impulse, um musikpädagogische Angebote mitzugestalten und dabei ganz unterschiedliche Perspektiven der Beteiligten zu berücksichtigen.

Warum ist es so wichtig, Kindern in der Kita die Möglichkeit zu geben, Musik zu erleben?
JL:
Musik bietet ein breites Spektrum an unterschiedlichen Möglichkeiten, sich selbst und die Interaktion mit anderen zu erleben. Wenn wir mit Kindern ein Lied singen, können wir dies mit ganz verschiedenen Aktivitäten verknüpfen: zum Text passende Gesten ausführen, rhythmisch mit Bodypercussion oder Instrumenten begleiten, einen Tanz einüben oder eigene Bewegungen zur Musik finden, den Inhalt des Textes szenisch darstellen. Zu Musik kann man auch träumen, malen, ein Gedicht oder eine Geschichte erfinden und die eigenen Gedanken zum Gehörten mit anderen teilen. All dies fordert dazu auf, sich selbst wahrzunehmen, andere zu hören bzw. ihnen zuzuhören, Kontakt aufzunehmen, sich abzustimmen. Im Kita-Alltag gibt es viele Gelegenheiten, den Kindern Räume dazu zu eröffnen: vom Singen im Morgenkreis und zum Abschied, zu Festen und Feiern, zur Strukturierung es Tagesablaufs, über Bewegungseinheiten mit Musik bis hin zu Rhythmusspielen zwischendurch.

Welche Anregungen haben Sie für pädagogische Fachkräfte, die sich mit Blick auf Musik eher zurückhaltend zeigen?
JL:
Singen, rhythmische Verse sprechen und diese mit Bodypercussion begleiten, mit Instrumenten spielen, mit Alltagsgegenständen Musik erfinden, Musik hören und diese umsetzen in Bewegung, Bilder oder Sprache: Dies sind noch lange nicht alle Formen, wie man mit Kindern Musik machen kann. Jede und jeder kann in der Schatzkiste der musikalischen Aktivitäten etwas finden, das Freude bereitet, Spaß macht und das Gefühl vermittelt, sich damit zu identifizieren. Es lohnt sich, den persönlichen Lieblingsaktivitäten mit Musik auf die Spur zu gehen und von dort aus in kleinen oder auch größeren Schritten zu entdecken, was noch in der Kiste an musikalischen Schätzen steckt. Ideen dazu bieten Bücher und Zeitschriften, Fortbildungen und der Austausch im Team. Für Motivation sorgen ganz sicher die leuchtenden Augen der Kinder, die den gerade getrommelten Rhythmus unbedingt nochmal spielen wollen und die erst nach Hause gehen, wenn das Lieblingslied mehrfach wiederholt wurde.

Mein Name ist Julia Lutz.
Ich arbeite als Professorin für Musikpädagogik und Musikdidaktik an der Folkwang Universität der Künste Essen.

Das kann ich besonders gut: Kreative Ideen entwickeln, wie Kinder in ganz unterschiedlicher Form Musik erleben und erfahren können, und diese an Personen weitergeben, die in der pädagogischen Praxis mit Kindern Musik machen.

Deshalb bin ich Musikpädagogin geworden: Es ist mir wichtig, dass Menschen ganz unterschiedliche Formen von Musik entdecken und individuell Zugang zu Musik finden können. Dazu möchte ich Impulse geben.

Als Kind habe ich diese Musik besonders gern gehört: Alles, was in Konzerten an der Musikschule in meiner Heimatstadt zum Klingen gebracht wurde.

Heute höre ich am liebsten: Alte Musik – auch in besonderen Interpretationen und mit viel Experimentierfreue gespielt, beispielsweise vom Ensemble „L´Arpeggiata“.

Ich spiele folgende Instrumente: Querflöte, diverse Blockflöten, Klavier.

Würde ich nicht im Bereich der Musikpädagogik arbeiten, wäre ich vermutlich weniger gut aufgehoben als in meinem jetzigen Wirkungsbereich, den ich – nicht zuletzt aufgrund seiner Vielfalt – sehr schätze.

Die Fragen stellte Rebecca Hönninger.

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