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kindergarten heute Bonustrack: Waldkitas und Wölfe
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Intro: Der Kindergarten heute Bonustrack – Fachmagazin.
Sofie Raff (kindergarten heute): Herzlich willkommen, Johanna Fritz, zu uns im Interview. Du bist Mitarbeiterin an der FVA in Freiburg am forstlichen Versuchs- und Forschungsinstitut und du bist zuständig für das Thema Wölfe, da hauptsächlich für die Kommunikation, auch für die Koexistenz von Menschen und Wölfen und einfach um Wissensvermittlung zu dem Thema. Ich glaube, die Meisten wissen inzwischen, dass es Wölfe in Deutschland gibt, aber wie viele sind es denn ungefähr?
Johanna Fritz: Ja, ich fange vielleicht mal mit Baden-Württemberg an. So, mein Zuhause, mein mein Dunstkreis. , also hier haben wir im Moment drei sesshafte Einzeltiere. Das ist wahnsinnig wenig, wenn man sich ganz Baden-Württemberg anschaut, aber es gibt die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes, die fassen jedes Jahr für den Wolf die Zahlen zusammen. Und im letzten Monitoring-Jahr, also das, was abgeschlossen ist, wo alle Daten zusammengetragen werden, hatten wir in ganz Deutschland 184 Rudel und das ist natürlich eine ganz andere Zahl. Man zählt in der Regel in Rudeln und nicht in Einzeltieren, weil es gibt eine hohe Sterblichkeit an Tieren im Verkehr oder auch eine hohe Welpensterblichkeit. Das heißt, ich kann jetzt keine genaue Anzahl sagen, aber man rechnet eben in Rudeln, weil das ein bisschen verlässlicher ist. 184 Rudel, das ja sind über 1000 Tiere letztendlich aber da ist eine gewisse Dynamik drin.
Sofie Raff: Ich habe auch mal Zahlen recherchiert. Der Bundesverband Wald- und Naturkitas gibt an, dass es etwa 3000 Waldkitas in Deutschland gibt. Dazu kommen natürlich noch viele Kitas, die zwar keine Waldkitas an sich sind, aber trotzdem mit ihren Kindern in den Wald gehen. Das heißt, im Wald sind deutlich mehr Kinder als Wölfe. Kommt es denn vor oder würdest du sagen, ist es wahrscheinlich, dass eine Waldkita oder eine Kita auf Waldausflug auf einen Wolf trifft?
Johanna Fritz: Also da ist natürlich, wie ich das gerade gesagt habe, bei den Zahlen interessant. Da ist die Frage, wo man sich in Bezug auf die Wolfsverbreitung befindet. In Baden-Württemberg mit nur drei Tieren und ein paar durchziehenden ist die Wahrscheinlichkeit natürlich sehr gering, zumal diese Wölfe riesige Gebiete als ihr Territorium nutzen, in dem auch kein anderer Wolf lebt. Das heißt, diesen einen Wolf dann zu treffen mit meiner Gruppe im Kindergarten, ist sehr unwahrscheinlich. In anderen Bundesländern sieht's dann anders aus. Da gibt's mehr Wölfe, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, aber es gibt auch Förster, die täglich im Revier sind und jahrelang ihre Wölfe in ihren in ihrem Revier nicht sehen. Nichtsdestotrotz in Regionen, wo wir leben, ist es nicht unmöglich, ihnen zu begegnen. Kindergartengruppen sind jetzt in der Regel nicht lautlos unterwegs. Die kündigen sich an, die lachen, die spielen, die singen. Das heißt, gilt auch für andere Wildtiere, wir werden diese Wildtiere in so einer Gruppe nicht überraschen. Die Wildtiere können sich rechtzeitig zurückziehen und dann sind auch die Wahrscheinlichkeiten Begegnung, also kann man auch vergleichen mit Wildschweinen, denen man auch selten begegnet.
Sofie Raff: Wenn es denn passiert, dass eine Kitagruppe auf einen Wolf trifft, wie sollten sie sich verhalten?
Johanna Fritz: Letztendlich bewegen wir uns ja auch, wenn wir im Waldkindergarten oder im Wald unterwegs sind, bewegen wir uns im Wohnzimmer der Wildtiere und wir Menschen sollten uns gegenüber Wölfen verhalten, wie wir es auch bei anderen Wildtieren tun. Also ein respektvollen Umgang, vielleicht zu stehen bleiben mit der Gruppe erstmal abwarten, wie reagiert das Wildtier? Wenn man sich in der Situation unwohl fühlt, das kann man auch bei allen anderen Wildtieren tun, dann kann man selbst die Distanz zu dem Tier vergrößern oder auch mal laut auf sich aufmerksam machen. Eben, das machen Kindergartengruppen ja ohnehin, dann sind die Tiere in der Regel auch schnell weg. Junge Wölfe können manchmal ein bisschen interessierter sein. Das liegt so an der jugendlichen Neugier. Das kennen wir auch von jungen Hunden beispielsweise. In so einem Fall kann man auch mal lauter werden und auf den Wolf zugehen und sagen, nee, ich hätte gern, dass du weg bist. Du bist mir jetzt weggehst, du bist mir jetzt ja zu nah dran. Kann man dem Tier das auch signalisieren, im Zweifel kann man auch was werfen. In der Regel aber nicht nötig. Es kann vorkommen, dass der Wolf dann einfach so stehen bleibt und mal schaut und dann verschwindet er in der Regel, ohne dass man was tut. Das heißt, einfach ruhig verhalten und nicht in Panik geraten. Das ist auch gar nicht nötig.
Sofie Raff: Würdest du sagen, es gibt dafür für Kinder andere Regeln als für Erwachsene? Also müssen Kinder sich anders verhalten, wenn sie einem Wolf begegnen?
Johanna Fritz: Nein, also Menschen fallen generell nicht ins Beuteschema Wölfe, das muss man klar sagen. in anderen Regionen der Erde, indem beispielsweise Menschen mit Wölfen an Futterquellen, oder oftmals ist es Müll, letztendlich konkurrieren. Oder wenn Wölfe extrem in ihrem Lebensraum eingeschränkt sind, dann kann es zu brenzligen Situationen kommen. Für Kinder, sowohl als auch für Erwachsene. Und bei uns ist es das nicht der Fall. Also, es gibt andere Regionen in Indien beispielsweise ist auch aktuell werden Menschen verletzt und getötet. Tatsächlich auch Kinder wurden vermehrt angegriffen. Wölfe sind letztendlich körperlich in der Lage einen Menschen zu töten, aber das ist in unserem Kulturkreis keine Gefahr, auch weder für Kinder und noch für Erwachsene. Wir haben in den ostdeutschen Bundesländern seit der Rückkehr der Wölfe etwa im Jahr 2000 sind keine Menschen verletzt oder getötet worden, weder Kinder noch Erwachsene. Und seit mehr als 20 Jahren leben wir also mit diesen inzwischen über 1000 Wölfen. Und natürlich, selbstverständlich sollten kleine Kinder nicht außerhalb der Einwirkung von Erwachsenen unterwegs sein. Das das gilt für alle Alltagsgefahren in unserem Leben. Auch beim Wolf letztendlich gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering allein einer Begegnung.
Sofie Raff: Du hast gerade gesagt, die Kinder aufklären, das heißt, die gerade die Fachkräfte, die sich erinnern, sollten mit den Kindern über Wölfe sprechen und ihnen Verhaltensregeln vermitteln.
Johanna Fritz: Ja, zunächst mal geht's ja darum, zu signalisieren, dass der Wolf ein heimisches Wildtier ist. Also, der lebt mit uns hier und Rotkäppchen ist in vielerlei Hinsicht nicht mehr aktuell. Das heißt, wir müssen einige Geschichten neu schreiben und uns darüber austauschen, was es konkret für Herausforderungen gibt, wenn Wölfe vor Ort sind. Und natürlich geht's da nicht nur drum, Kinder zu informieren, sondern z.B. auch oder vermehrt, so erlebe ich das auf jeden Fall, die Fragen der Eltern und die Unsicherheiten der Eltern zu begegnen. Ich denke auch, da ist für Erzieher sicher Wissen zu vermitteln auch an die Älteren. Ganz wichtig, um eben den Kindern auch ein Stück weit Sicherheit mitzugeben. Es ist ungefährlich, wenn wir dem Wolf begegnen, dann tun wir dies oder machen wir das. Ja, also das ist auch für die Eltern wichtig, um in einem sicheren Umfeld dann auch sicheres Umfeld für die Kinder auch zu geben. Ich denke, so ganz pragmatisch ist es wichtig, das Thema nicht unter den Teppich zu kehren, sondern wirklich es zu besprechen mit den Kindern. Und bei uns in Baden-Württemberg gibt's die Wildtierbeauftragten die gehen oft in Kindergärten und Schulen und erzählen über den Wolf, wie er sich verhält in der heutigen Zeit. Ohne Tollwut, das normale Verhalten eines Wolfes und so weiter wird transportiert, sodass man eine Vorstellung davon bekommt, wer ist dieses Wildtier? Und wie können wir mit dem zusammenleben? Das heißt, ist ganz wichtig, da Wissen reinzubringen.
Sofie Raff: Jetzt kam ja zuletzt noch einen Bericht aus den Niederlanden, bei dem anscheinend bei einem Ausflug eines Kindergartens, also genau das Thema, das wir am Anfang hatten, da gab's wohl einen Zwischenfall mit einem Wolf. Kannst du dazu schon was sagen?
Johanna Fritz: Ja, also das ist natürlich auch für uns sehr interessant, wenn wir bislang immer sagen konnten, Angriffe auf Kinder, es wurde niemand verletzt durch den Wolf und niemand angegriffen von einem Wolf. Für uns ist es sehr interessant, dass wir einen guten einen guten Überblick bekommen, was da tatsächlich passiert ist. Und zum aktuellen Zeitpunkt haben wir keine offizielle Dokumentation zu diesen Ereignissen. Es kursieren in den Medien sehr viele Varianten. Wir müssen da abwarten. Die Beratungsstelle des Bundes zum Wolf ist da auch aktiv, die wird uns dann informieren und hoffentlich mit einem Sachstand da demnächst auf Stand bringen. Fest steht zum aktuellen Zeitpunkt, dass dass sich das nicht so darstellt, dass ein Kind gebissen wurde, sondern dass ein mitgeführter Hund im Interesse von diesem Wolf war und deshalb Kinder verletzt wurden beziehungsweise umgestoßen wurden. Aber eben zum aktuellen Zeitpunkt kann ich dann nichts mit Sicherheit bestätigen. Grund auch nicht ausschließen. Es ist in jedem Fall besorgniserregend, wenn ein Wolf auf so eine geringe Distanz an die Menschen herankommt. Das das kann ich mit Sicherheit jetzt sagen.
Sofie Raff: Ja, dann sind wir schon am Ende mit meinen Fragen. Zum Schluss würde mich noch interessieren, hast du denn schon mal einen Wolf im Wald getroffen?
Johanna Fritz: ja, tatsächlich habe ich allerdings nicht in Deutschland, sondern in Norwegen, wo ich studiert habe, da habe ich die ersten Wölfe gesehen und das ist natürlich ein aufregendes Erlebnis, weil auch ich das ja vorher nicht gewohnt war, solchen Wildtieren zu begegnen. Das habe ich sicher gemein mit allen anderen auch, die hier in Deutschland mit dem Thema Wolf zu tun haben oder zu tun haben werden. In Zukunft, das ist ja kein alltägliches Ereignis.
Sofie Raff: Super. Vielen Dank für das Gespräch.
Outro: Einschalten, neugierig werden, verstehen. Unser Hör Erlebnis Bonustrack von Kindergarten heute schenkt Ihnen unerwartete Einblicke exklusiv und kostenlos.