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kindergarten heute Bonustrack: Kita Finkenau
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Intro: Kindergarten heute Bonustrack Fachmagazin
Sofie Raff (kindergarten heute): Im Dezember des vergangenen Jahres geriet eine der Finkenau Kitas in Hamburg unter massiven medialen Druck. Sie hatte sich aus praktischen Gründen gegen das Aufstellen eines Tannenbaums entschieden. Verschiedene Medien machten daraus einen vermeintlichen Skandal, der schnell von rechtspopulistischen Strömungen gekapert wurde. Mit Vorstand Marko Bleiber haben wir über diese Dynamik und die realen Folgen für die Kita gesprochen. Das vollständige Interview können Sie in der aktuellen Kindergarten heute nachlesen.
Marko Bleiber: Dieses Thema setzt sich aus unterschiedlichen Facetten zusammen. Ich glaube, dass oder wir glauben, dass eben auch die Zeitung natürlich geahnt hat, dass es dort vielleicht viele Klicks generieren kann, dass es die Vorweihnachtszeit ist und dass solchen Medien, glaube ich, auch klar ist, dass natürlich auch Vorweihnachtszeit in Bezug auf Kinder, dass das noch mal besonders emotionalisieren kann und das schafft natürlich auch Ängste. Wenn man auf der einen Seite Drohanrufe, Droh-E-Mails, eine Belagerung der Kita und dann macht sich jemand dann auch noch nachts auf dem Gelände, was nicht ein sicheres Gelände sein sollte, zu schaffen und hätte dort einen Weihnachtsbaum als Provokation an. Das hat natürlich das Team und die Leitung dort massiv unter Druck gesetzt. Ich habe dann in der Recherche nicht mehr daran glauben können, dass das ein Zufall ist und habe mir das sozusagen ein bisschen genauer angesehen und diese Themen werden auf jeden Fall gekapert aus rechtspopulistischer Perspektive, weil es eben genau darum geht, dass dann über dieses Emotionalisieren, über die Kinder, dieses Skandalisieren, eben auch, sage ich mal, Menschen mobilisiert werden, um auch bestimmte Debatten nach rechts zu verschieben.
Für uns war schon hilfreich, zunächst einmal kühlen Kopf zu bewahren, sich zu besprechen, auch die Beratungsstelle Kinderwelten hinzuziehen, um einmal auch, sage ich mal, mit dem Blick "out of the box" eine externe Institution mit ins Boot zu holen und dann auch die Kommunikation selbst zu gestalten. Wir haben uns, wir hatten natürlich tausend Anfragen von auch sehr unseriösen Blättern, wo klar war, das werden wir nicht machen. Wir werden nicht mit der Bild-Zeitung beispielsweise sprechen, sondern wir haben auf unserer Homepage dann ein Statement zu diesem Vorfall erstellt. Dann haben wir auch Zuspruch erhalten. Wir haben zum Beispiel, hat sich der Elternrat mit einem offenen Brief an uns gewendet, dass sie eben nicht zu den empörten Eltern gehören und die Arbeit vor Ort sehr wertschätzen. Weil es ja eben gut ist, dass wir für bestimmte Konzepte, für bestimmte Themen stehen und auch weiterhin stehen wollen. Insofern ist eine Vorbereitung wichtig, dass man weiß, man kann in den Fokus geraten und sich dann noch mal hinterfragt, was sind eigentlich für uns wichtige Aspekte, die hinter diesen Konzepten stehen? Also auch welche Bildungsaspekte stehen zum Beispiel hinter traditionellen oder kulturellen Festen? Warum machen wir das eigentlich? Und warum ist es eigentlich auch wichtig zu schauen, was macht man hier in Deutschland, aber auch was machen eigentlich die Nachbarländer, was machen vielleicht Kinder, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben und das dann noch mal unter diesem Aspekt von kultureller Bildung zu verstehen? Also wirklich, warum machen wir bestimmte Dinge? Was haben die mit Bildung, was haben die mit Pädagogik zu tun, um dann dementsprechend auch handlungsfähig zu sein im Sinne einer guten Kommunikation mit Eltern und sich da, sage ich mal, noch mal zu stärken, um nicht in die Defensive zu geraten, wenn es Anfeindungen oder auch kritische Nachfragen gibt.