Partizipation U3: in der Krippe

Die Partizipation im Kita-Alltag umfasst grundsätzlich drei zentrale Bereiche:

1. Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen:
   In der Kita sind hiermit individuelle Selbstbestimmungsrechte von Kindern gemeint. Sie können mitentscheiden, wenn es um persönliche Themen wie Essen, Kleidung, Ruhezeiten oder Spielpartner geht.
2. Entscheidungen, die das Leben der Gemeinschaft betreffen:
   Hier handelt es sich v. a. um Mitbestimmungsrechte der Kinder als Gruppe. Die Kinder gestalten gemeinsam Regeln, Aktivitäten oder Projekte im Kita-Alltag.
3. Gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden:
   Hiermit sind Problemlösungen gemeint, welche die Kinder selbst entwickeln und umsetzen. Durch das gemeinsame Aushandeln von Lösungen erleben sie Selbstwirksamkeit und lernen, Verantwortung zu übernehmen.

Mitbestimmung von Anfang an

Partizipation bei Kindern unter drei Jahren bedeutet, dass sie aktiv mitentscheiden und mitgestalten können. Es geht darum, jedem Kind individuelle Beteiligungsmöglichkeiten zu bieten – je nach seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen.

Beteiligung im Alltag ermöglichen

Pädagogische Fachkräfte können Partizipation im Kita-Alltag fördern, indem sie Kinder in alltägliche Entscheidungen miteinbeziehen, z. B. beim Anziehen, Essen, Spielen oder Aufräumen. Dabei geht es um kleine Schritte im Tagesablauf.

• Partizipation fördert das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit der Jüngsten.
• Wenn Kinder mitbestimmen können, erleben sie früh, dass ihre Meinung zählt.
• So lernen sie Verantwortung für sich selbst und die Gemeinschaft zu übernehmen.
• Eine lebendige Demokratie braucht Menschen, die mitmachen und Verantwortung übernehmen.

• Selbstbestimmtes Essen: Partizipation bei den Mahlzeiten bedeutet, dass Kinder selbst entscheiden dürfen, ob, was und wie viel sie essen oder trinken möchten – sofern keine medizinische Einschränkung durch ein ärztliches Attest besteht. Ebenso gehört dazu, den Kindern die Freiheit zu geben, selbst zu bestimmen, ob und was sie probieren möchten.
• Partizipation im Waschraum: Um Selbstständigkeit zu fördern, sollten Kinder eine Umgebung vorfinden, die ihren Bedürfnissen entspricht und ihnen eigenständiges Handeln ermöglicht. Dazu können z. B. kleine Hocker oder Bänke im Waschraum gehören, damit sie das Waschbecken selbst erreichen oder beim Toilettengang die Füße sicher auf den Boden stellen können.

Während das Berliner Modell Partizipation eher im geschützten Rahmen der Beziehung zwischen Fachkraft und Kind anbahnt, setzt das Münchener Modell stärker auf die Selbsttätigkeit und Mitgestaltung des Kindes. Beide Modelle erkennen die Bedeutung von Partizipation an.

Die Reggio-Pädagogik ist ein frühpädagogisches Gesamtkonzept, das in den 1970-Jahren von Loris Malaguzzi in der norditalienischen Stadt Reggio Emilia entwickelt wurde. Die Reggio-Pädagogik betrachtet das Kind als Akteur, d.h. als aktiven Gestalter bzw. vollwertiges soziales Wesen, das danach strebt, sich zu entwickeln. Es erkundet und entdeckt seine Umwelt aktiv und bildet sich durch Erfahrungen. Reggio-Kindertagesstätten verstehen sich daher als Lern- und Bildungsorte für Kinder, in denen diese in ihrem aktiven Lernen von pädagogischen Fachkräften begleitet werden. Thematische Angebote und Projekte bestimmen den Tagesablauf. So wird das Kind als Akteur seines eigenen Lernens gestärkt und in seiner Selbstwirksamkeit unterstützt.

• Den Kindern Zugang zu Spielmaterialien ermöglichen, damit sie diese selbstständig erreichen und nutzen können
• Bewegliche, nutzungsoffene Elemente und Materialien bereitstellen, damit die Kinder eigene Spielszenarien entwickeln können
• Ein Wickeltisch mit Treppe, den die Kinder schon früh selbst erklimmen können bzw. auch ein Stehwickeltisch. So können die Kinder selbst entscheiden, ob sie im Stehen oder Liegen gewickelt werden möchten
• Rückzugsmöglichkeiten im Gruppenraum schaffen, um individuelle Schlafmöglichkeiten zu ermöglichen
• Bei der Neukonzeption einer Kita: Mitmachküchen einplanen mit einer für Erwachsene geeigneten Arbeitshöhe auf der einen Seite und einem an U3-Bdarfe angepassten Stufenpodest auf der anderen
• Räume für Kreativität bereitstellen, wie z. B. ein Atelier oder einen Werkraum

Die Autonomieentwicklung von Kleinkindern wird gefördert, indem ihnen Freiräume im Kita-Alltag gewährt werden. Dazu zählt bspw., dass sie selbstständig entscheiden können, womit sie sich beschäftigen möchten. Partizipative Ansätze sind besonders gut geeignet, um die Autonomieentwicklung und Eigeninitiative von Kleinkindern zu fördern.
Die Unterdrückung kindlicher Autonomiebestrebungen hingegen ist verbunden mit übermäßiger Kontrolle, Manipulation oder Strafen.

Feinfühligkeit bezeichnet innerhalb der Bindungsforschung die Fähigkeit von Eltern oder Fachkräften, die Signale eines Kindes wahrzunehmen, richtig zu interpretieren und prompt sowie angemessen auf diese zu reagieren. Kinder, denen feinfühlig begegnet wird, entwickeln i. d. R. sichere Bindungen und Selbstvertrauen. 

• o§ 1 Abs. 1 SGB VIII: „Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“
• o§ 8 Abs. 1 SGB VIII: „Kinder und Jugendliche sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen.“
• o§ 24 Abs. 2 und Abs. 3 SGB VIII: Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung bzw. auf einen Platz in einer Tageseinrichtung oder Kindertagespflege.
• o§ 8a SGB VIII: Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung – also das Recht der Kinder auf Schutz und Gefährdungsprävention.