Deutsche Aufsätze 1964–1974 (Gebundene Ausgabe)

  • wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
  • 1. Auflage 2026
  • Gebunden
  • 436 Seiten
  • ISBN: 978-3-534-64341-7
  • Bestellnummer: P3643418

Die Voraussetzung

Die Entgegensetzung von Geist und Materie entspringt einem Denken, das in vorausgesetztem Wissen tätig ist. In solcher Voraussetzung erlebt sich der Mensch in Abhängigkeit von der Empirie, in einer durch Notwendigkeit regierten Welt. Joachim Kopper führt dieses Denken immer wieder an den Wendepunkt, in dem es sich voraussetzungslos versteht: nicht die Raumzeit, sondern die Reflexion auf ihr Wissenkönnen führt auf den Ursprung empirischen Wissens. Dieses entwickelt sich im Bezug auf die Voraussetzung weiter, ohne in der wahrgenommenen Wirklichkeit den Grund ihres Gewusstseins finden zu können.
In einem breiten Spektrum von Zenon, Platon und Nicolaus von Cues über Descartes, Hume, Kant und Hegel bis hinein in die Neuzeit, die hier mit den beiden französischen Denkern Bachelard und Jankélévitch vertreten ist, untersucht Kopper, wie sich die philosophische Reflexion im Laufe ihrer Geschichte mit der Voraussetzung auseinandersetzt. Das leitende Interesse richtet sich auf die unterschiedlichen Versuche, die objektive Bestimmung in die Reflexion hineinzuziehen und so zu einem sich selbst begründenden Denken zu kommen. Solches Denken würde das Anliegen des ontologischen und kosmologischen Gottesbeweises in eins zur Durchführung bringen. Dabei aber muss der dogmatische Existenzbegriff, der eine gegebene, eigenständige Wirklichkeit unabhängig vom Denken setzt, fallen. Kant konnte eine solche Auflösung nur leisten, indem er die Reflexion im Gegebenen beginnen ließ. In der kritischen Philosophie bleibtt deshalb eine Diskrepanz zwischen ihrer ursprünglichen Intention und deren methodischer Darstellung. So bleibt das Reflexionswissen bei Kant letztlich aussagelos, und das Denken bleibt weiterhin in den Bezug von Anschauung und Begriff gebunden. Indem die Nachfolger Kants die methodisch bedingte Entgegensetzung von Anschauen und Begreifen für das Erste der Realität nehmen, entwickelt sich das moderne Bewusstsein im Verfallensein an die Voraussetzung in die Haltlosigkeit.

Autor

Joachim Kopper, Jahrgang 1925, war Professor für Philosophie in Mainz. Er war langjähriger Mitherausgeber der Kant-Studien. Auch über seine Emeritierung im Jahr 1993 hinaus war er lange Jahre in der in der europäischen Hochschulzusammenarbeit tätig und hielt philosophische Vorlesungen und Seminare.

Herausgeber

Lutz Baumann (geb. 1957) war bis zu seiner Pensionierung 2023 als Akademischer Direktor am Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig, verbunden mit langjähriger Aktivität in der internationalen Hochschulzusammenarbeit.

Herausgeberin

Margit Kopper (geb.1956) promovierte in Mainz und war danach als Lehrerin in Deutschland und Frankreich tätig. 

Herausgeber/in

Margit Ruffing (geb. 1959) ist seit 2000 Redakteurin der Kant-Studien und Geschäftsführerin der Kant-Forschungsstelle am Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

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