Deutsche Aufsätze 1952–1964 (Gebundene Ausgabe)

  • wbg Academic in der Verlag Herder GmbH
  • 1. Auflage 2026
  • Gebunden
  • 438 Seiten
  • ISBN: 978-3-534-64339-4
  • Bestellnummer: P3643392

Die Alternative

Kant hat die Realität durch Denken und Ausdehnung erklären wollen, ohne den Bezug zwischen den beiden Instanzen aufgeklärt zu haben. Das neuzeitliche Denken hat sich in der Folge und im Vertrauen auf die Fortschritte in Naturwissenschaft und Technik daran gewöhnt, das Dasein der Dinge im Raum als eigenständiges Gegebenes anzusehen. Davon unterscheidet sich die Philosophie Joachim Koppers, die Denken und Ausdehnung als Manifestationen zeitlich unbedingter Realität versteht. In der Absicht, Raumbewusstsein und zeitliches Leben unbezüglich zu denken, geht er auf reine Tätigkeit, die Anschauen und Begreifen hervorbringt, zurück. In der Entgegensetzung der beiden Momente entwickelt sich das Erkennen, das sich im Urteil „Ich denke“ schließlich selbst benennt.
Als denkendes Wesen steht der Mensch vor der Alternative, sich als ein in Raum und Zeit vorübergehendes und zufälliges Wesen zu verstehen, oder die Welt aus dem Wissen ihres intelligiblen Charakters heraus zu gestalten. Diesen können wir jedoch mit unseren nachgeordneten, empirischen Begriffen nicht benennen. So steht die Abgrenzung des Sprechens von der Welt von einem Sprechen über jene reine Tätigkeit, die man im metaphysischen Denken als Gott bezeichnet, bei Kopper am Anfang der philosophischen Reflexion. Erst die eindeutige Klärung, dass die aus der Erfahrung genommenen Begriffe (insbesondere Dasein, Substanz, Kausalität) die ursprüngliche Tätigkeit nicht fassen können, eröffnet den Weg zum rechten Seinsverständnis. Die Philosophie Koppers zeigt die Alternative zum modernen Bewusstsein in seinen Spielarten von Phänomenologie bis Existentialismus, das eine eigenständig gegebene Welt annimmt, in dieser Setzung sich des Grundes ihres Gegebenseins nicht mehr inne ist und in die Verzweiflung an der Vereinzelung und Sinnlosigkeit des bloß materiell verstandenen Daseins führt.

Autor

Joachim Kopper, Jahrgang 1925, war Professor für Philosophie in Mainz. Er war langjähriger Mitherausgeber der Kant-Studien. Auch über seine Emeritierung im Jahr 1993 hinaus war er lange Jahre in der in der europäischen Hochschulzusammenarbeit tätig und hielt philosophische Vorlesungen und Seminare.

Herausgeber

Lutz Baumann (geb. 1957) war bis zu seiner Pensionierung 2023 als Akademischer Direktor am Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig, verbunden mit langjähriger Aktivität in der internationalen Hochschulzusammenarbeit.

Herausgeberin

Margit Kopper (geb.1956) promovierte in Mainz und war danach als Lehrerin in Deutschland und Frankreich tätig. 

Herausgeber/in

Margit Ruffing (geb. 1959) ist seit 2000 Redakteurin der Kant-Studien und Geschäftsführerin der Kant-Forschungsstelle am Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

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