Vor mehr als 200 Jahren zerbrochen, heute restauriert und in ihre einstige Form gebracht – doch als herkömmliches Musikinstrument wurde die Keramiktrompete wohl nicht genutzt. Wie sie wohl geklungen hat? Ähnlich erhaben wie die Trompeten, die zur Vorweihnachtszeit bei Adventskonzerten in ganz Bayern zu hören sind? Ganz sicher würde darüber nur ein Nachbau Aufschluss geben – doch die Vermutung von Experten lautet: wohl eher nicht.
Zerbrochen in acht Einzelteile, wurde das Instrument aus den Verfüllschichten des ehemaligen inneren Stadtgrabens geborgen. Sorgfältig aus mehreren Teilen zusammengesetzt und teilweise glasiert, beeindruckt die Trompete Fachleute durch ihre präzise handwerkliche Ausführung. „Der Fund der Keramiktrompete aus Dorfen ist ein Glücksfall für die Bodendenkmalpflege. Das filigrane Instrument aus zerbrechlichem Material ist nahezu vollständig erhalten. Es kann viel dazu beitragen, mehr über die Herstellungstechnik und die Verwendung derartiger Instrumente zu erfahren – denn Trompeten aus Ton sind bislang seltene archäologische Fundstücke in Bayern wie in Deutschland“, sagt Prof. Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD).
Im Rahmen der nun abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten im BLfD konnte die Trompete fast vollständig zusammengesetzt werden. Lediglich das Mundstück und ein Teil des Schallbechers fehlen. Bemerkenswert ist die silbern glänzende Glasur, die das Instrument an einigen Stellen umgibt. Mit großem handwerklichem Geschick wurde das gewundene Tonrohr vermutlich mit Hilfe einer ringförmigen Schablone gepresst, während der tönerne Schallbecher auf der Drehscheibe entstanden ist. Zwei senkrechte Stege zwischen den Rohrbögen sorgen für zusätzliche Stabilität. Durch seine Bauweise erinnert das knapp 44 Zentimeter lange Instrument an die Form metallener Trompeten. Doch die Dorfener Trompete ist eine sogenannte Naturtrompete, ein Instrument ohne Ventile oder Klappen, bei dem die verschiedenen Töne allein durch die Spannung der Lippen erzeugt werden.
© Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
„Die Trompete wurde in einem Abschnitt des Stadtgrabens gefunden, der für das Gerberhandwerk in der Nähe genutzt wurde. Der Fundort liegt unweit eines der Dorfener Stadttore. Es ist denkbar, dass die Trompete dort als Signalinstrument zum Einsatz kam, um die Bevölkerung vor Feuer oder anderen Gefahren zu warnen“, sagt Archäologin Ramona Baumgartner, die die Ausgrabung geleitet und die Trompete wissenschaftlich untersucht hat. Datierbare Begleitfunde ordnen die Trompete in das späte 18./frühe 19. Jahrhundert ein. Zu dieser Zeit war Dorfen bereits ein belebter Marktort und ein regionales Handwerkszentrum. Die meisten der bislang nur wenigen archäologisch geborgenen Keramiktrompeten stammen aus dem Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit. Die Dorfener Trompete ragt aus dieser Gruppe hervor: Ihre Bauweise und Glasur machen sie zu einem bislang einzigartigen Exemplar. Die detaillierten Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung durch Archäologin Baumgartner werden im kommenden Jahr in einem ausführlichen Aufsatz veröffentlicht.
Meldung Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege