Spektakuläre Funde in Augusta Raurica: Zwei Inschriften und die älteste Münze entdeckt

Bei einer archäologischen Notgrabung in Augusta Raurica wurden drei außergewöhnliche Funde gemacht: Zwei Inschriftenfragmente erwähnen namentlich zwei Bewohner der antiken Stadt. Zudem wurde auf derselben Grabung die bislang älteste bekannte Münze aus Augusta Raurica entdeckt, eine im 3. Jahrhundert v. Chr. geprägte Bronzemünze. Diese Funde werfen ein neues Licht auf die Geschichte des Stadtquartiers und seiner einstigen Bewohner.

Römischer Sandstein aus dem 2. Jh. n. Chr. mit der Inschrift M(arcus) As(...).
Römischer Sandstein aus dem 2. Jh. n. Chr. mit der Inschrift M(arcus) As(...).© Augusta Raurica

Archäologinnen und Archäologen der Römerstadt Augusta Raurica stießen im Sommer 2024 bei einer Notgrabung für ein Bauprojekt in der Gemeinde Augst auf zwei Inschriftenfragmente. In Augusta Raurica sind Inschriftenfunde selten, besonders im Vergleich zu anderen römischen Koloniestädten. Eine Analyse durch einen Inschriften-Experten zeigte, dass die Inschriften die Namen Marcus und Gaius festhalten.

Bei derselben Grabung stieß man im November 2024 auf die älteste bisher in Augusta Raurica gefundene Münze. Die kleine Bronzemünze wurde um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. in Italien geprägt. Erstaunlicherweise zeigt sie nur geringe Abnutzungsspuren, obschon sie bereits mindestens 300 Jahre alt war, als sie in den Boden gelangte. Wahrscheinlich wurde sie bereits in römischer Zeit als besonderes Objekt betrachtet und entsprechend sorgfältig aufbewahrt. Während Münzen dieses Typs in Italien nicht selten vorkommen, ist dies der bisher erste bekannte Fund aus der Schweiz.

 

Bronzemünze aus dem 3. Jh. v. Chr. – Vorderseite mit Kopf der Minerva
Bronzemünze aus dem 3. Jh. v. Chr. – Vorderseite mit Kopf der Minerva Augusta Raurica

 

Bronzemünze aus dem 3. Jh. v. Chr. – Rückseite mit Pferdekopf

Bronzemünze aus dem 3. Jh. v. Chr. – Rückseite mit Pferdekopf Augusta Raurica

Inschriften: Sitzplatzreservation und Widmung

Auf einem Sandstein ist in kursiver Schrift der Buchstabe «M», die übliche Abkürzung für den Vornamen Marcus, sowie ein bisher in Augusta Raurica nicht bezeugter Familienname, beginnend mit «AS», zu lesen. Der Stein stammt vermutlich ursprünglich aus dem Theater von Augusta Raurica und datiert ins 2. Jahrhundert n. Chr. Damals wurde das heutige Theater noch als Semi-Amphitheater genutzt. Wohlhabende Bürger reservierten sich dort Plätze, indem der Name in die Steine vor der Sitzreihe eingraviert wurde. Der Sandstein, der als Abdeckstein die Podiumsmauer der Arena krönte, lässt darauf schließen, dass ein gewisser Marcus als Bürger der Stadt einen reservierten Platz in der vordersten Reihe des Amphitheaters hatte.

Die zweite Inschrift, die auf einem Steinfragment erhalten ist, zeigt den Buchstaben «C», die übliche Abkürzung für den Vornamen «Gaius», sowie einen Familiennamen, der mit «O» beginnt. Zudem sind die Buchstaben «PU» zu erkennen, die möglicherweise Teil des Nachnamens sind. Das Fragment stammt höchstwahrscheinlich von einem Weihealtar, der mit dem Namen seines Stifters versehen war. In unmittelbarer Nähe des Fundortes befanden sich mehrere Tempel, was die Vermutung stärkt, dass ein gewisser Gaius als Bewohner von Augusta Raurica diesen Altar einer Gottheit gestiftet hat.

Der Fundort

Das Ausgrabungsareal liegt am Rand der Oberstadt des antiken Augusta Raurica, etwa 250 Meter vom Theater entfernt, und umfasst rund 800 m2.

Seit Beginn der Grabungen im April 2023 wurden bereits mehrere eindrucksvolle Funde und Befunde gemacht. Darunter der Kopf einer Venus-Figur aus Terrakotta, eine versilberte Bronze-Rundfibel mit einer noch nicht vollständig freigelegten Inschrift und eine kleine Hahn-Statuette aus Bronze. Auffallend ist die große Anzahl an intakten Fibeln und Austernschalen. Außerdem wurde ein monumentales Eingangsportal entdeckt.

Die Grabung wird im nächsten Jahr fortgesetzt und dürfte für das Grabungsteam noch die eine oder andere Überraschung bereithalten.

Meldung Augusta Raurica

 

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