Wälder der Antike: Römerzeitliche Waldnutzung und Holzwirtschaft nördlich der Alpen

Das Römische Reich beherrschte über ein halbes Jahrtausend weite Teile West- und Mitteleuropas und hinterließ einen nachhaltigen kulturellen Eindruck auf dem Kontinent. In den dicht bewaldeten Regionen nördlich der Alpen war die materielle Kultur durch die Verwendung von Holz als primärem Rohstoff geprägt. Ein Forscherteam hat in einer Studie erstmals die vom Römischen Reich verursachte Entwaldung nördlich der Alpen detailliert untersucht und mit der Waldnutzung in der Zeit vor und nach der römischen Okkupation verglichen.

Wald mit hohen, schlanken Kiefern, moosigem Boden und verstreuten Steinen unter blauem Himmel.
© Bild von wirestock auf Freepik

Die Waldressourcen Europas nördlich der Alpen wurden in der Antike stark beansprucht. Insbesondere während der Römerzeit (ca. 1. Jh. v. Chr. bis 5. Jh. n. Chr.) fand im Gebiet zwischen Alpen und Atlantik eine intensive Holznutzung statt. Den entsprechenden Nachweis erbrachte ein internationales Forschungsteam um Dr. Bernhard Muigg von der Professur für Wald- und Forstgeschichte der Universität Freiburg, indem es über 20.000 absolut datierte Holzfunde aus der Antike aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Österreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden sammelte. 

Die weite räumliche Verteilung der Funde über West- und Mitteleuropa ermöglicht die Erkennung regionaler Unterschiede und überregionaler Entwicklungen. Der Untersuchungszeitraum reicht von der jüngeren Eisenzeit bis ins Frühmittelalter und ermöglicht diachrone Vergleiche vorrömischer, römischer und nachrömischer Entwicklungen von 300 v. Chr. bis 700 n. Chr.

Bereits in vorrömischer Zeit wurden die nordalpinen Wälder stark genutzt. Die Daten zeigen jedoch, dass während der römischen Okkupation zumeist alte Waldbestände als Quelle für Bauholz dienten. Die Forschenden führen dies auf eine verbesserte Transportinfrastruktur und Organisation zurück, die es ermöglichte, bis dahin ungenutzte Wälder im Hinterland zu erschließen. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. nimmt das Durchschnittsalter der Bäume merklich ab, was auf eine lokale Übernutzung der Wälder hindeutet.

Diese Interpretation wird durch das zeitgleiche Verschwinden besonders alter Bäume (über 200 Jahre) unterstützt. In dieser Zeit zeichnen sich jedoch auch politische Krisen des Imperiums ab: Detailbetrachtungen der Funde von Holzfässern und Nadelhölzern lassen in Kombination einen Rückgang des Warenaustausches und des Transports von Holz erkennen. Für die Spätantike (ca. spätes 3. bis 5. Jahrhundert n. Chr.) ist die Datenlage überregional schlecht. Indirekt lässt sich jedoch über den Wuchsbeginn von Altbäumen des Frühmittelalters (6./7. Jahrhundert) eine spätantike Wiederbewaldung nachweisen.

Die Ergebnisse der Studie belegen die umfassende, vom Menschen verursachte Umgestaltung der Waldlandschaften während der Antike. Sie verbessern das Verständnis für die ökologischen und sozioökonomischen Folgen der römischen Expansion und liefern neue Erkenntnisse über die langfristige Wechselwirkung zwischen menschlicher Aktivität und Walddynamik. Die gesammelten Daten sind eine wichtige Ergänzung für die interdisziplinäre Erforschung der Antike und stehen nach der Veröffentlichung der Fachwelt für weitere Untersuchungen zur Verfügung. 

Meldung Universität Köln

Originalpublikation:

B.Muigg et al. Woodlands of Antiquity: A millennium of dendrochronological data on forest exploitation and timber economy between the Alps and the Atlantic, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A.122 (48) e2516240122,https://doi.org/10.1073/pnas.2516240122 (2025)

Nachweis Headerbild: Bild von wirestock auf Freepik

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