Neue, vollständige Abschrift des Kanopus-Dekrets in Ägypten ausgegraben

An der Ausgrabungsstätte Tell Firʿun in der Stadt Al-Husayniya im Gouvernement Scharqiya im östlichen Nildelta wurde eine Steintafel freigelegt, die eine neue Version des berühmten Kanopus-Dekrets darstellt. Dieses hatte König Ptolemaios III. im Jahr 283 v. Chr. erlassen.

Stele aus Sandstein mit einer Inschrift aus ägyptischen Hieroglyphen, die das Kanopus-Dekret thematisieren
© Ministerium für Tourismus und Altertümer Ägypten

Die Bedeutung dieses Fundes liegt darin, dass es sich um eine neue, vollständige Abschrift des Kanopus-Dekrets handelt – und um die erste vollständige Kopie des Dekrets seit über 150 Jahren. Dies ist eine wertvolle Ergänzung, die laut den Archäologen dazu beiträgt, das Wissen über königliche und religiöse Texte aus der ptolemäischen Epoche zu vertiefen und das Verständnis der altägyptischen Geschichte und Sprache zu bereichern. Sechs weitere Versionen des Dekrets werden durch das jüngste Stück ergänzt. Diese sind teilweise vollständig und teilweise fragmentarisch überliefert und wurden an Orten wie Kom el-Hisn, San el-Hagar und Tell Basta entdeckt. Anders als bei den früheren dreisprachigen Stelen, die in Hieroglyphen, Demotisch und griechischer Schrift verfasst waren, ist die neue Stele vollständig in Hieroglyphen beschriftet.

Das Kanopus-Dekret wurde ursprünglich von König Ptolemaios III. Euergetes bei einer Versammlung von Hohepriestern in der antiken Stadt Kanopus östlich des heutigen Alexandria verkündet. Es wurde zu Ehren des Königs, seiner Frau Berenike II. und ihrer Tochter veröffentlicht und sollte ihre politischen Errungenschaften und religiösen Aktivitäten würdigen. Dazu zählten Spenden an ägyptische Tempel, die Wahrung des inneren Friedens, Steuersenkungen bei niedrigem Nilwasserstand, eine intensivere Verehrung in Tempeln, die Schaffung eines neuen Priesterranges in ihrem Namen, die Einführung eines neuen religiösen Feiertags am Tag des Erscheinens des Sterns Sirius, die Festlegung des Schaltjahresystems und die Weihe dieses Festtages an die beiden gütigen Götter. Auch die Vergöttlichung ihrer Tochter Berenike in ägyptischen Tempeln wurde festgeschrieben. Das Dekret sah zudem vor, dass diese Tafeln in Hieroglyphisch, Demotisch und Griechisch kopiert und in den bedeutendsten Tempeln aufgestellt werden sollten.

Die neu gefundene Stele ist aus Sandstein gefertigt, hat eine gewölbte Spitze und ist 127,5 cm lang, 83 cm breit und etwa 48 cm dick. Sie ist mit einer geflügelten Sonnenscheibe verziert, von der zwei Königskobras mit weiß-roten Kronen herabhingen. Zwischen ihnen steht die Inschrift „Di Ankh“, was laut den ägyptischen Forschern „Ihm sei das Leben“ bedeutet. Der Hauptteil besteht aus 30 Zeilen Hieroglyphenschrift. Obwohl die handwerkliche Qualität mittelmäßig ist, sind die Inschriften lesbar und stellen für Historiker und Sprachwissenschaftler eine wertvolle Quelle dar.

Die Stätte von Tell Firʿun – das antike Imet – war seit dem Mittleren Reich ein wichtiges urbanes Zentrum im östlichen Nildelta. Bei früheren Ausgrabungen wurden dort Tempel und prächtige Wohngebäude aus der ptolemäischen Zeit entdeckt, darunter ein Tempel, der der Göttin Wadjet gewidmet war.

Meldung Ministerium für Tourismus und Altertümer Ägypten

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