Gemeinsam mit Forschern aus Polen hat das ROOTS-Team von Ende September bis Ende Oktober zwei weitere Feldkampagnen durchgeführt, die neue Daten zur Landschaftsentwicklung rund um den See und aufschlussreiche Funde aus den Uferbereichen geliefert haben. In der ersten Kampagne hat das Team Sedimentkerne aus dem Bytyń-See entnommen. Die Analyse dieser Kerne soll Aufschluss über die Vegetations- und Landnutzungsgeschichte im direkten Umfeld der Fundplätze sowie über die Entwicklung des Sees geben. „Wir haben die Kerne mit einer speziellen Bohrvorrichtung von einem Floß aus entnommen. Dieses Verfahren ist mit einem erheblich größeren Aufwand an Zeit, Material und Technik verbunden als Bohrungen von Land aus“, berichtet der Kieler Archäobotaniker Ingo Feeser. Studierende aller beteiligten Universitäten halfen bei den Arbeiten und konnten so Erfahrungen mit dieser Bohrmethode sammeln.
Ende Oktober führten Mitglieder der Forschungstauchergruppe der CAU unterwasserarchäologische Untersuchungen durch. Der Fokus der Arbeiten lag auf dem südöstlichen Bereich der Insel Komorowo, wo sich die Reste eines eisenzeitlichen Walls und eines weiteren, spätmittelalterlichen Ringwalls befinden. In einer seichten Bucht der Insel fand das Tauchteam Reste eines Bootes sowie einige Scherben, Ziegelsteine und Dachziegelreste, die nicht der modernen Norm entsprechen.
© Jutta Kneisel
Am Nordufer der Insel, wo der eisenzeitliche Wall auf den jüngeren Ringwall trifft, fanden sich zudem zahlreiche Scherben und Knochen. „Es ist nicht auszuschließen, dass darunter auch moderne Knochen von verendeten Tieren sind. Doch die Scherben gehören zum überwiegenden Teil zur Lausitzer Periode, also in die späte Bronze- und frühe Eisenzeit. Sie sind teils verziert und chronologisch eindeutig. Eine typisch slawisch verzierte Scherbe steht mit dem frühmittelalterlichen Ringwall auf der Insel Piersko in Verbindung“, berichtet die Archäologin Jutta Kneisel vom Exzellenzcluster ROOTS.
Ferner konnte das Tauchteam drei weitere Pfosten der bereits im vergangenen Jahr lokalisierten Brücke zwischen der Insel Komorowo und dem gegenüberliegenden Seeufer identifizieren. In der südlichen Durchfahrt zwischen den Inseln Komorowo und Piersko fand die Tauchgruppe weitere Scherben sowie ein Paddel aus Holz, das allerdings modern aussieht.
„Insgesamt war die Tauchsondage sehr erfolgreich. Die Datierung der gefundenen Knochen und Hölzer wird uns weiteren Aufschluss über die zeitliche Abfolge der Besiedlung und Nutzung des Sees erbringen. Diese können wir dann mit den Siedlungszeigern aus dem Pollenprofil verknüpfen, das wir Anfang Oktober gebohrt haben. Auf dieser Grundlage können wir die weiteren Forschungsschritte planen“, fasst Jutta Kneisel zusammen.
Meldung Roots Universität Kiel