In die Zuständigkeit von Dr. Sandra Peternek fällt neben der archäologischen Bodendenkmalpflege im östlichen Teil Nordrhein-Westfalens auch die Verantwortung für die drei archäologischen Museen des LWL: das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne, das LWL-Römermuseum in Haltern am See und das LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn.
Vier Fragen an die neue Direktorin der LWL-Archäologie für Westfalen
Frage: Was hat Sie bewogen, in die Landesarchäologie zu wechseln?
Dr. Sandra Peternek: Mein Herz schlägt schon lange für die Landesarchäologie, insbesondere für die meiner Heimatregion Westfalen. Hier haben wir die Gelegenheit, ganz konkret die Geschichte vor unserer Haustür zu erforschen und dabei auch oftmals vor der Zerstörung zu retten. Wir können Beziehungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, auch ein Bewusstsein in der Bevölkerung dafür schaffen.
In der Position der Landesarchäologin habe ich nicht nur große Verantwortung, sondern auch Gestaltungsmöglichkeiten. Hier bieten sich mir die Möglichkeiten der überregionalen Vernetzung und des Austauschs. Zudem kann ich aktiv Einfluss auf landespolitische Entscheidungen bezüglich des DSchG NRW (Denkmalschutzgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen) nehmen. Mehr geht nicht.
Frage: Was zeichnet die LWL-Archäologie aus Ihrer Sicht aus?
Dr. Sandra Peternek: Die LWL-Archäologie für Westfalen ist etwas ganz Besonderes. In den Landesämtern kann man in aller Regel objektive Entscheidungen im Hinblick auf den Denkmalschutz treffen. Das ist in den Behörden nicht immer ganz so einfach, da auch politische Interessen verfolgt werden. Diese Objektivität bedeutet mir viel. Die Vielseitigkeit der Themen, von Planungsprozessen in Bauvorhaben bis hin zur archäologischen Forschung, ist großartig. Diese Vielfalt und Entscheidungsfreiheit haben mich auch vor drei Jahren motiviert, die Leitung der Außenstelle Münster zu übernehmen.
Des Weiteren weiß ich, dass die LWL-Archäologie für Westfalen in ihrer personellen Gesamtheit ein wunderbares Team darstellt, deren Potential ich fördern und ausbauen möchte. Beispielsweise haben wir mehr festangestellte Wissenschaftler als die meisten Archäologischen Institute an Universitäten. So ist es nicht nur möglich, Grabungen zu betreuen und den Verwaltungsalltag zu stemmen, sondern beispielsweise auch geomagnetische Untersuchungen und Forschungsgrabungen durchzuführen, die wir sogar selbstständig publizieren können. Das ist einfach großartig.
Frage: Was sind die drei Aspekte, die Sie in Ihrer Arbeit als Direktorin vorrangig angehen möchten?
Dr. Sandra Peternek: Mein Ziel ist es, die LWL-Archäologie für Westfalen weiterzuentwickeln und bereit für die Zukunft zu machen, den von meinem Vorgänger gewohnt guten Service auch weiterhin zu leisten und das Thema der Landesarchäologie zukünftig noch stärker in der Öffentlichkeit zu positionieren. Denn die Landesarchäologie ist ein vielfältiges Feld mit vielen engagierten Mitarbeitenden. Ich möchte vermitteln, wie divers die Aufgaben und auch die Menschen bei uns sind.
Frage: Was macht für Sie ganz persönlich den Reiz des archäologischen Arbeitens aus?
Dr. Sandra Peternek: Die Archäologie befasst sich mit den Zeugnissen, welche die Menschheit im Boden hinterlassen hat. Der Boden ist praktisch das Gedächtnis unserer Geschichte, und wir können diesen engen Bezug zu uns heute anhand von Funden zeigen. Wenn ich etwa in Gronau-Markenfort (eine der bedeutendsten mittelsteinzeitlichen Grabungen des Münsterlandes) eine Pfeilspitze aus Feuerstein in Händen halte, die schon vor tausenden von Jahren ein Mensch benutzt hat, berührt mich das auch heute noch.
Vita
Peternek ist Ur- und Frühgeschichtlerin sowie Wirtschafts- und Rohstoffarchäologin. Sie studierte an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). 2019 promovierte sie dort zum Thema "Siedlungsdynamische Prozesse der Eisenzeit im Braunkohlerevier Inden-Weisweiler. Neuinterpretation einer Siedlungslandschaft im Rheinischen Braunkohlerevier". Danach war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Archäologische Wissenschaften der RUB beschäftigt, bevor sie ans Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege nach Düsseldorf ging.
2022 wechselte sie zur LWL-Archäologie für Westfalen in den Landesdienst und übernahm die Leitung der Außenstelle Münster. Diese ist neben Bielefeld, Olpe und der Stadtarchäologie Paderborn eine der vier regionalen Außenstellen der Landesarchäologie in Westfalen. Zudem tritt sie im Verband der Landesarchäologien für die Belange Westfalens ein.
Meldung LWL