Bronzetti der Nuraghenkultur liefern Erkenntnisse über die weitreichenden Handelsnetzwerke des bronzezeitlichen Sardinien

In der Bronzezeit erlebte die sogenannte Nuraghenkultur auf Sardinien ihre Blütezeit. Sie ist bekannt für turmartige Steinkonstruktionen, sogenannte Nuraghen, und für kleine Bronzefiguren, die sogenannten Bronzetti, die oft Krieger, Götter und Tiere darstellen. Diese Figuren faszinieren Wissenschaftler, doch ihre genaue metallurgische Herkunft war bislang unbekannt.

Fünf bronzene Statuetten, die Krieger darstellen.
Bronzetti im Uta-Abini-Stil aus Sardinien. (a) Abini-Teti, (b–e) Monte Arcosu-Uta© H.W. Nørgaard, D. Berger

Ein internationales Forschungsteam hat nun im Rahmen des Forschungsprojekts „Metals & Giants“ neue Erkenntnisse zum Metallhandel in der Bronzezeit gewonnen. Es fand heraus, woher das Metall stammt, aus dem Sardiniens berühmte Bronzefiguren hergestellt wurden. Mithilfe eines innovativen Multi-Proxy-Ansatzes, bei dem unter anderem auch Osmium-Isotope zum Einsatz kamen, konnte das Team die Herkunft des verwendeten Metalls präzise bestimmen. Die Untersuchung zeigt, dass das Kupfer meist aus Sardinien selbst stammte, das für die Bronzeherstellung benötigte Zinn jedoch aus entfernten Regionen, vor allem von der Iberischen Halbinsel, importiert wurde. Kupfer aus dem Nahen Osten, etwa aus Timna (Israel) oder Faynan (Jordanien), kam hingegen nicht zum Einsatz. Die Ergebnisse liefern somit spannende Einblicke in die Handelsnetzwerke und die Metallverarbeitung der Nuraghenkultur in der späten Bronzezeit.

Ein Blick auf drei bedeutende Kultstätten der Nuraghenkultur zeigt außerdem: Trotz der räumlichen Entfernung nutzten alle diese Heiligtümer Metall auf sehr ähnliche Weise. Es scheint also, dass es überregionale Standards bei der Herstellung der Bronzetti gab. Laut der Forschungsgruppe ist es interessant, dass Sardinien zwar über lokale Zinn- und Bleivorkommen verfügt, diese jedoch nicht für die Figuren verwendet wurden. Das zur Bronzeherstellung verwendete Zinn musste demnach importiert worden sein, vermutlich von der Iberischen Halbinsel, wie die Isotopensignaturen der Bronzetti und die chemischen Muster sardischer Zinnobjekte zeigen.

Die am Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim entwickelte Methode, der sogenannte Multi-Proxy-Ansatz, hat es ermöglicht, ein Rätsel zu lösen, das Forscher seit Jahren beschäftigt. 

Meldung Ceza und Universität Aarhus

Originalpublikation:

Berger D, Matta V, Ialongo N, Nørgaard HW, Salis G, Brauns M, et al. (2025) Multiproxy analysis unwraps origin and fabrication biographies of Sardinian figurines: On the trail of metal-driven interaction and mixing practices in the early first millennium BCE. PLoS One 20(9): e0328268. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0328268

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