Bohnen und Obst zur Stärkung der Sklaven von PompejiNeue Funde im Dienstbotenviertel der Villa Civita Giuliana

Die jüngsten Ausgrabungen in der römischen Villa von Civita Giuliana nördlich von Pompeji geben neue Einblicke in das Alltagsleben der Sklaven von Pompeji. Archäologen entdeckten in den Bedienstetenquartieren Vorräte an Saubohnen und Obst – Hinweise auf eine gezielte Ernährung, die offenbar der Gesunderhaltung dieser Arbeitskräfte diente.

Archäologischer Fundort mit zwei großen, antiken Tonkrügen und einem runden, flachen Steinbehälter in einer steinernen Grube.
Im Dienstbotenquartier wurden Amphoren und Körbe gefunden.© Parco archeologico di Pompei

Die Funde stammen aus einem Raum im ersten Stock der Bedienstetenunterkünfte. Dort kamen mehrere Amphoren mit Saubohnen sowie ein großer Korb mit Früchten – vermutlich Birnen, Äpfel oder Orangen – ans Licht. Eine der Amphoren war nur teilweise gefüllt. Laut dem E-Journal der Ausgrabungen von Pompeji lassen diese Funde den Schluss zu, dass die Besitzer der Villa ihren versklavten Landarbeitern vitaminreiche und eiweißhaltige Nahrungsmittel zur Verfügung stellten, um deren körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Großer, unregelmäßig geformter, erdiger Klumpen mit vielen kleinen, runden, dunklen Körnern und einem schwarz-weißen Messraster in der Mitte.
Detailaufnahme des Inneren einer der Amphoren © Parco archeologico di Pompei
Paradoxerweise verfügten einige dieser Arbeiter, die in winzigen, rund 16 Quadratmeter großen Zellen untergebracht waren, über eine ausgewogenere Ernährung als viele ihrer formal freien Nachbarn. Schätzungen zufolge bestand das Quartier aus mehreren Dutzend solcher Unterkünfte, es konnte damit bis zu 50 Personen fassen und ist eines der größten bekannten Sklavenquartiere des antiken Pompeji.

Die Lagerung der Lebensmittel im oberen Stockwerk hatte offenbar praktische Gründe: Einerseits bot sie Schutz vor Ratten und anderen Schädlingen, deren Überreste in den Räumen im Erdgeschoss der Anlage gefunden wurden. Andererseits lässt sich vermuten, dass die Vorräte rationiert wurden und der Zugang zur Speisekammer von besonders vertrauenswürdigen Hausangestellten überwacht wurde.

Für die Versorgung der Sklaven mit Getreide waren jährlich etwa 18.500 Kilogramm nötig, wofür eine landwirtschaftliche Fläche von rund 25 Hektar erforderlich gewesen wäre. Um Mangelerkrankungen und Leistungseinbußen vorzubeugen, ergänzten die Gutsherren die Grundernährung durch Obst und Hülsenfrüchte. So ist es erklärbar, dass manche Sklaven besser ernährt waren als verarmte freie Bürger, die oft auf die Mildtätigkeit wohlhabender Hausbesitzer angewiesen waren.

„Die neuen Funde zeigen, wie widersprüchlich das antike Sklavensystem war“, erklärt Gabriel Zuchtriegel, der Direktor des Archäologischen Parks Pompeji. „Menschen wurden wie Maschinen behandelt, doch ihre Menschlichkeit ließ sich nie vollständig auslöschen.“ Die Grenze zwischen Sklaven und Freien war fließend – sie teilten dieselbe Luft und dieselbe Nahrung. Manchmal lebten die Versklavten sogar besser als die sogenannten Freien.“

Zuchtriegel erinnert zugleich daran, dass die Sklaverei kein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte ist: Noch heute leben weltweit über 30 Millionen Menschen unter Bedingungen, die modernen Formen der Sklaverei ähneln.

Meldung Parco archeologico di Pompei

Valeria Amoretti, Rachele Cava, et al. , Pompeji. Lavori di completamento dello scavo del quartiere di servizio della Villa Imperiali in civita Giuliana . E-Journal Scavi di Pompei 5.12.25

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