Die Befunde: Pfostenpaare der Holz-Erde-Mauer, Centurionenbauten und riesige Gruben
Bisher trafen die Archäologen neben den beiden Lagergräben und außergewöhnlich gut erhaltenen Pfostenpaaren der Holz-Erde-Mauer auch die mit Gruben übersäte Via Sagularis (große Wallstraße, die an der Innenseite der Umwehrung entlangführte) an. Außerdem fanden sie Fundamentspuren von Centurionenhäusern, die mit etwa 80 Quadratmertern so groß waren wie heutige Einfamilienhäuser.
Als Bodenverfärbung gut zu erkennen sind der innere Lagergraben sowie Pfosten der Holz-Erde-Mauer.
EggensteinEsca GmbH/M. Zur-Schaepers
Innerhalb ihrer Gebäudegrundrisse kamen Spuren der Innengliederung und verbrannte Lehmwandreste zutage. Auf der Via Sagularis haben die Experten neben den zahlreichen, teils über 1,20 Meter tief erhaltenen Gruben auch einen Backofen nachgewiesen. "Hier gibt es kaum einen Quadratmeter, der keinen römischen Bodeneingriff aufweist. Die größte und tiefste Grube reicht sogar drei Meter tief in den Boden", erklärt Dr. Martha Zur-Schaepers, die Grabungsleiterin der archäologischen Fachfirma. "Die Befunde sind vermutlich nicht nur dem Hauptlager, sondern auch einer der früheren feldlagerzeitlichen Phasen zuzuordnen", ergänzt Dr. Bettina Tremmel, die Römer-Expertin der LWL-Archäologie für Westfalen.
Die Funde: Militaria, Münzen und seltene Keramik
Abgesehen von typischen Gegenständen aus militärischem Zusammenhang, wie einem Lanzenschuh oder Sohlennägeln der Legionärsstiefel, brachte das Grabungsteam auch diverse Alltagsgegenstände ans Licht. Dazu zählen etwa Tafel- sowie Kochgeschirr und augusteische Münzen. Einen für das Hauptlager bisher einzigartigen Fund stellt eine Terra-Rubra-Scherbe dar. "Sie gehört zur sogenannten "Belgischen Ware", die im nördlichen Gallien getöpfert wurde und ein vielfältiges Formenspektrum aufweist. Dieser neue Fund gehört zu einem altertümlichen Schalentyp, der sehr selten ist", so Tremmel.
Die für Haltern bisher einzigartige Terra-Rubra-Scherbe direkt nach dem Fund.
EggensteinEsca GmbH/M. Zur-Schaepers
Wenn der Bau des Laurentius-Campus' Anfang August beginnt, werden die Grabungen größtenteils abgeschlossen sein, letzte Arbeiten werden baubegleitend ausgeführt. Weitere Auswertungen, unter anderem die Analyse der Grubeninhalte durch Fachleute der Archäobotanik und Sedimentologie (Spezialgebiet der Geowissenschaften), folgen.
Meldung LWL