Die Figur wurde im Dezember 2022 von einem Landarbeiter in der Nähe des Flusses Parsęta entdeckt. Was als Zufallsfund begann, entwickelte sich schnell zu einer großen archäologischen Untersuchung, die Experten und Museen aus dem ganzen Land anzog. Der Prozess der Überprüfung und Analyse dauerte fast drei Jahre und erforderte die Zusammenarbeit zwischen Lokalhistorikern, nationalen Experten und Institutionen wie dem Polnischen Waffenmuseum und der Relicta-Stiftung.
Durch Radiokarbondatierung wurde bestätigt, dass die Figur etwa 6.000 Jahre alt ist und somit in die späte Jungsteinzeit fällt – eine Zeit, die durch die frühe Landwirtschaft, die Domestizierung von Tieren und die Entstehung sesshafter Gesellschaften geprägt war.
Die etwa 12 Zentimeter große Figur aus Kalkstein, in dem Muschel- und Schneckenschalenfragmente erkennbar sind, weist mit ihren breiten Hüften und den ausgeprägten Brüsten Merkmale auf, die Fruchtbarkeit und Mutterschaft symbolisieren. Das Fehlen von Gesichtsdetails deutet darauf hin, dass die Figur eine idealisierte weibliche Form und keine individuelle Person darstellt. Die flache Rückseite der Figur lässt vermuten, dass sie einst an einer vertikalen Fläche oder einem Sockel befestigt war.
Das Artefakt ist die einzige Figur dieser Art, die nördlich der Karpaten gefunden wurde – einer Region, in der solche neolithischen Statuen bislang unbekannt waren. Vergleichbare Venusfiguren wurden in Mittel- und Südeuropa ausgegraben, etwa die berühmte Venus von Willendorf in Österreich (datiert auf 28.000–25.000 v. Chr.) und die Venus vom Hohle Fels in Deutschland (schätzungsweise 40.000 Jahre alt). Das polnische Exemplar ist jedoch viel jünger, aber dennoch geographisch bedeutsam.
Das Polnische Waffenmuseum in Kołobrzeg bereitet sich nun darauf vor, die Venus als Herzstück seiner kürzlich erweiterten Ausstellung zur prähistorischen Vergangenheit der Region zu präsentieren.
Meldung MUSEUM DER STADT KOŁOBRZEG