8.000 Jahre altes Haus in Serbien entdeckt

Ein außergewöhnlicher Fund in Südserbien gibt Aufschluss über die Ursprünge der Sesshaftwerdung in Europa: In Svinjarička Čuka wurde ein 8000 Jahre altes Haus entdeckt. Die archäologischen Entdeckungen werfen ein neues Licht auf die frühen Ackerbaugesellschaften und die Verbreitung jungsteinzeitlicher Innovationen auf dem Balkan.

Die Grabungsschnitte nach Abschluss der Ausgrabungen 2024 auf der Flussterrasse von Svinjarička Čuka, Serbien.
Die Grabungsschnitte nach Abschluss der Ausgrabungen 2024 auf der Flussterrasse von Svinjarička Čuka, Serbien. © M. Börner/ÖAI/ÖAW

Lebten die ersten bäuerlichen Gesellschaften in Europa nomadisch oder waren sie (saisonal) sesshaft? Wie breitete sich die Sesshaftigkeit zwischen Anatolien und Europa aus - und wie beeinflussten die ersten Sesshaften die landwirtschaftlichen Techniken auf unserem Kontinent? Ein österreichisch-serbisches Team von Archäologen unter der Leitung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) entdeckte in Svinjarička Čuka die Überreste eines rechteckigen Hauses, das vor rund 8.000 Jahren errichtet wurde.

„Die neuen Funde in Svinjarička Čuka liefern substantiell neue Erkenntnisse und Daten, die bisherige Modelle zur Entwicklung der Sesshaftigkeit auf dem Balkan ändern dürften“, sagt Barbara Horejs, Archäologin und wissenschaftliche Direktorin des Österreichischen Archäologischen Instituts der ÖAW. Das aus Flechtwerk in Kombination mit Holzpfosten errichtete und durch einen Brand außergewöhnlich gut konservierte Gebäude liefert entscheidende Hinweise auf die Bauweise und Lebensweise der frühen Ackerbaupioniere.

Verbrannte Reste eines Hauses von Pionieren des Neolithikums vor rund 8000 Jahren in Svinjarička Čuka.
Verbrannte Reste eines Hauses von Pionieren des Neolithikums vor rund 8000 Jahren in Svinjarička Čuka. © F. Ostmann/ÖAI/ÖAW

„Die teilweise eingestürzten und verbrannten architektonischen Elemente bedeckten aufeinanderliegende Böden im Inneren des Hauses sowie Artefakte, Werkzeuge und verstreute Gefäße im vermuteten Außenbereich“, beschreibt ÖAW-Forscherin Barbara Horejs die archäologische Entdeckung. Besonders bedeutsam sind auch die verschiedenen Installationen für Vorräte von Lebensmittel, Getreide und Saatgut.

Für sie steht fest: Der Fund stellt bisherige Modelle infrage, die davon ausgingen, dass die frühen Siedler Europas nomadisch oder nur saisonal sesshaft waren, was aus den weit verbreiteten Gruben geschlossen wurde, die man als Reste von leichten Hütten interpretiert. „Statt nomadischer oder nur saisonal sesshafter kleiner Gruppen bauten die neolithischen Pionier auf dem Balkan offenbar doch stabile Häuser mit Anlagen für Vorräte und Getreidelagerung“, erklärt sie.

Siedlungsspuren werden der Starčevo-Kultur zugeordnet

Die Grabungen in Svinjarička Čuka, die seit 2018 stattfinden, haben bereits mehrere Besiedlungsphasen der frühen bis mittleren Jungsteinzeit freigelegt, die der Starčevo-Kultur zugeordnet werden. Diese Kultur repräsentiert die ältesten neolithischen Gemeinschaften auf dem Balkan und spielte eine zentrale Rolle bei der Verbreitung der Landwirtschaft von Anatolien nach Europa. Die aktuellen Ausgrabungen werfen auch neue Fragen auf: „Die geographisch-kulturelle Herkunft dieser Gruppen, die mögliche Interaktion mit regionalen Jägern und Sammlern sind noch offene Fragen, die jetzt weiter erforscht werden“, sagt Horejs.

Um die Funde im Detail zu analysieren, setzen die Forscher auf mikroarchäologische Methoden, wie Untersuchungen von Sedimenten, botanischen und zoologischen Überresten sowie chemische Bodenanalysen. „Die Anwendung mikroarchäologischer Methoden liefert beispielsweise neue Daten zur Nutzung dieser frühen Häuser oder zum Zusammenleben von Menschen und Tieren, das sich mit dem Neolithikum vor rund 8.000 Jahren in Europa entwickelt haben dürfte.“, so die Archäologin.

Meldung ÖAW

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