Berufsorientierung im Studium: Wie geht das?Interview: Über Möglichkeiten und Perspektiven. Erschienen in AiD 6/2025

Während viele junge Menschen archäologische Fächer studieren, wissen nur wenige, welchen konkreten Beruf sie im Anschluss ergreifen können. Universitäten, Museen oder auch Grabungsfirmen sind meist als mögliche Arbeitgebende bekannt. Dennoch wird die Breite des Spektrums an Möglichkeiten nur selten im Rahmen des Studiums vermittelt. Wir haben mit zwei Personen der AG »Wissen schafft Karriere« des Deutschen Archäologenverbandes darüber gesprochen, an wen man sich zur Hilfe bei der Berufsorientierung wenden kann.

Frau in rotem Pullover sitzt an einem Tisch in einem großen, hellen Raum und schreibt in ein Notizbuch. Auf dem Tisch liegen rote Kopfhörer und ein Smartphone.
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Von Annine Fuchs und Tina Niethammer

AiD: In welcher Verbindung stehen Sie derzeit zur Archäologie?

Doris Gutsmiedl-Schümann: Im Wintersemester 2025 / 26 vertrete ich die Professur für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhems-Universität Bonn. Zudem bin ich Privatdozentin am Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin und Sprecherin der AG »Wissen schafft Karriere« des Deutschen Archäologenverbandes (DArV e. V.).

Anke Bohne: Nach der Promotion im Fach Klassische Archäologie, einem Museumsvolontariat und Tätigkeit im Bereich Marketing für Geisteswissenschaften an der Universität Konstanz unterstütze ich seit 2012 Studierende im Career Service der Universität Bonn beim Übergang in den Beruf. Seit 2017 bin ich Mitglied, seit 2023 zusammen mit Doris-Gutsmiedl-Schümann Sprecherin der AG »Wissen schafft Karriere«.

AiD: Was bietet die AG »Wissen schafft Karriere« zum Thema berufliche Orientierung an?

Gutsmiedl-Schümann: Wir versuchen, Studierenden und Alumni die Bandbreite beruflicher Möglichkeiten nach einem Archäologiestudium zu vermitteln. Dies erfolgt zum Beispiel durch die Sammlung von Absolventenporträts auf unserer Homepage, durch Literaturtipps zur Karriereplanung und unsere Karriereberatung. Die Beratung ist kostenfrei, neutral und vertraulich. Es ist keine Voraussetzung, Mitglied im DArV zu sein. Lediglich das Studium eines archäologischen Fachs muss im Gange bzw. abgeschlossen sein. Für unsere Beratung haben wir ein fachlich breit aufgestelltes Team, das aus ganz verschiedenen Berufsfeldern kommt.

Bohne: Alle aus dem Beratungsteam eint das Studium archäologischer Fächer, die Erfahrung und auch die Überzeugung: Studierende können nach dem Abschluss zwischen vielen unterschiedlichen Berufsfeldern wählen. Zu nennen sind hier fachnahe Tätigkeiten in der Wissenschaft, in Museen, bei Grabungsfirmen und in wissenschaftlichen Redaktionen, aber auch in fachlich ferneren Berufsfeldern. Was uns als AG auch wichtig ist: Formate zur Berufsorientierung während des Studiums vorzustellen, die es bereits in einzelnen archäologischen Studiengängen gibt, um zu zeigen, dass das Thema »Was kommt danach?« auch sehr niederschwellig Teil des Studiums sein kann.

AiD: Welchen Tipp würden Sie jemandem geben, der sich über die beruflichen Perspektiven unsicher ist?

Gutsmiedl-Schümann: Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass das Archäologiestudium keine berufsbezogene Ausbildung ist, die auf eine ganz bestimmte berufliche Tätigkeit vorbereitet. Es ist daher äußerst wichtig, sich zu informieren, wo Ehemalige des eigenen Studiengangs gelandet sind. Dafür eignen sich Veranstaltungen, auf denen Ehemalige ihren Berufseinstieg und Karriereweg vorstellen. Es lohnt sich, mit Personen im Berufsleben ins Gespräch zu kommen und sie nach ihren Erfahrungen zu fragen. Das ist zum Beispiel bei Vortragsveranstaltungen oder Tagungen möglich. Nur so können Sie sich ein Bild von möglichen Berufsfeldern machen. Der nächste Schritt ist, auszuprobieren, ob der vermeintliche Traumjob wirklich etwas für einen ist. Auf diesen Erfahrungen basierend, können Prioriätenlisten von interessanten Arbeitgebern und Berufsfeldern angelegt und eine gewisse Vorstellung davon erworben werden, wohin es nach dem Studium gehen soll. Dabei darf auch nicht vergessen werden: Ein passendes Berufsfeld sollte nicht nur inhaltlich spannend sein, Sie sollten auch ein passendes Gehalt erhalten.

Bohne: Ein abgeschlossenes Studium an der Universität ist ein wichtiger Faktor für einen erfolgreichen Berufseinstieg. In vielen Fällen noch wichtiger ist aber die fachspezifische Berufserfahrung in dem von mir gewünschten Berufsfeld. Diese erwerbe ich – studienbegleitend – durch Nebenjobs, Praktika, freiberufliche Tätigkeit und Ehrenamt. Bei der Berufsorientierung im Studium unterstützen an den Universitäten Career Center, Career-Service-Einrichtungen und Graduiertenzentren. Diese bieten Workshops zur Karriereplanung, Bewerbungstrainings, Einzelberatungen und auch Karriereevents an. Viele dieser Angebote sind zwar nicht speziell auf archäologische Fächer zugeschnitten, aber grundsätzliche Tipps für Bewerbungen und Vorstellungesgespräche sind für viele Fächer ähnlich.

Gutsmiedl-Schümann: Nicht zu vergessen sind auch die Angebote der archäologischen Fach- und Berufsverbände – neben dem DArV sind hier die Deutsche Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte (DGUF e. V.) und CIfA Deutschland zu nennen, die etwa regelmäßig Onlinevorträge zu beruflichen Themen anbieten. Auf internationaler Ebene ist zum Beispiel die Early Career Archaeologists Community der European Association of Archaeologists zu nennen, die unter anderem auch ein Mentoringprogramm anbietet.

AiD: Woran fehlt es in Ihren Augen, um bereits während des Studiums einen Überblick über künftige Arbeitsmöglichkeiten zu erhalten?

Gutsmiedl-Schümann: Einen Überblick erhalten Studierende, wenn Berufsfelder in Form von Ringvorlesungen oder in Seminaren vorgestellt werden. Hilfreich sind auch Abendveranstaltungen mit Ehemaligen, die ihren Berufseinstieg vorstellen. Als Studiengangsmanagerin an der Universität Bonn habe ich etwa mit dem Alumni-Netzwerk und dem Career Service ein solches Format angeboten, das auch sehr gut angenommen wurde. Vergleichbare Veranstaltungsformate an allen archäologischen Instituten wären ein erster Schritt.

Bohne: Im Archäologiestudium wird – in meinen Augen noch viel zu häufig – die wissenschaftliche Tätigkeit an der Universität oder an außeruniversitären Forschungsinstitutionen als einziger Karrierepfad aufgezeigt. Daneben gibt es aber auch viele andere spannende, fachlich und vor allem auch finanziell passende Karriereoptionen. Ich denke, vielen Studierenden würde es helfen, von Dozierenden ermuntert zu werden, sich mit der Frage der beruflichen Möglichkeiten – in der Wissenschaft, aber auch jenseits davon – zu beschäftigen und Erfahrung in diesen Berufsfeldern zu sammeln.

AiD: Welche lokalen, aber auch überregionalen Angebote zur Berufsorientierung gibt es mittlerweile?

Gutsmiedl-Schümann: In den letzten Jahren haben sich vielerorts Angebote zur Berufsorientierung etabliert. Dazu gehören zum Beispiel Anlaufstellen und Informationen wie der Heidelberger, der Kölner oder der Leipziger Karrieretag, aber auch die Berufsmesse ARCHAEOworks und die Weiterbildungsmesse ARCHAEOskills. Beide Formate finden im Wechsel an verschiedenen Orten statt und werden jeweils von den örtlichen Fachschaften mit Unterstützung des Dachverbands Archäologischer Studierendenvertretungen (DASV e. V.) organisiert. Solche Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, mehr über einzelne Spezialisierungen und Berufsfelder zu erfahren und direkt mit potenziellen Arbeitgebenden in Kontakt zu kommen.

 

Anlaufstellen und Informationen

www.darv.de / arbeitsgemeinschaften / wissen-schafft-karriere.html
www.dasv-ev.org/archaeoworks
www.ecarchaeologists.com
www.dguf.de
www.cifa-deutschland.de

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