Vollständige Freilegung möglich
Die aktuelle Baumaßnahme ermöglichte nun eine vollständige Freilegung. Entgegen ersten Vermutungen handelte es sich nicht um einen Halbschalen-, sondern um einen massiven Rundturm, der über die Stadtmauer hinausragte. Erfasst werden konnten das massive, rundliche Turmfundament sowie ein kurzer Abschnitt der in diesem Bereich obertägig vollständig abgetragenen Stadtmauer. Erhalten war ein Drittel der Außenschale des Fundaments, der westliche Teil war bei älteren Bodeneingriffen undokumentiert zerstört worden.
Der Durchmesser des Turms lässt sich mit 8,50‒9,00 m, die Grundfläche mit ca. 57 m² beziffern. Das verwendete Baumaterial bestand aus Kalksteinen in Bruchsteinqualität, die in gelbbraunen Lehm gesetzt waren. Es ließen sich noch maximal sieben Steinlagen fassen. Das Turmfundament und die Stadtmauer waren bautechnisch verzahnt, beide fortifikatorischen Elemente also zeitgleich geplant und errichtet worden. Spärliche Funde, darunter hochmittelalterliche bis frühneuzeitliche Keramik und glasierte Ofenkacheln, stammen aus überlagernden Schichten. Datierende Funde aus den Fundamentgruben oder dem Mauerwerk fehlen. Von einem Bau der Stadtbefestigung im Verlauf des späten Mittelalters ist aufgrund historischer Erwägungen auszugehen.
Mit freundlicher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen
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