Jesus Christus

Das Kind Jesus erhielt seinen Namen bei der Beschneidung. Jesus ist die griechische Form von hebräisch „Jehoschua“ kurz „Joschua“ und bedeutet JHWH wirkt Rettung.

Zu den Lebenszeugnissen

Methodisches

Es gibt bis zur Gegenwart Tendenzen, die Existenz Jesu überhaupt zu bestreiten. Angesichts der viel selteneren und späteren Zeugnisse über die Existenz anderer bedeutender Personen der Antike (Platon † 347 v.Chr., Aristoteles † 322 v.Chr. usw.), bei denen solche Zweifel nicht laut werden, können die Bestreitungen nicht als ernsthaft gelten. Berechtigt sind wohl Fragen an spätere Deutungen und Übermalungen des Lebens und Wirkens Jesu und an die Versuche, ihn instrumentalisierend zu „vereinnahmen“. Nachdem in der ersten Hälfte des 20. Jh. R. Bultmann († 1976) mit seinem Programm der „existentialen Interpretation“ (nicht ganz zutreffend Entmythologisierung genannt) die Frage nach dem historischen Jesus für völlig unerheblich und die nach seiner Botschaft (Kerygma) für allein entscheidend erklärt hatte, begannen mit E. Käsemann († 1998) höchst umfangreiche wissenschaftliche Bemühungen um Jesu menschliche Existenz. Sie erforschten das damalige Judentum, mögliche Einflüsse des nichtjüdischen Umfelds, die literarischen und sprachlichen Eigentümlichkeiten des NT, wandten die Erkenntnisse der Hermeneutik auf die unterschiedlichen Jesuszeugnisse an usw. Inzwischen ist es fundierte Überzeugung im wissenschaftlichen Bereich geworden, dass vernünftige Zweifel an der Existenz Jesu, an den Eigentümlichkeiten und Inhalten seines Wirkens und am gewaltsamen Ende seines Lebens nicht möglich sind. Nichtchristliche Zeugnisse (Flavius Josephus, Tacitus, Sueton, Plinius d. J. u. a.) lassen das bloße „Dass“, aber keine Einzelheiten erkennen. Unter den Schriften des NT kommen als zuverlässige Quellen für Einzelheiten die drei Synoptischen Evangelien in Frage, die Biographisches wiedergeben, aber keine Biographien im modernen Sinn sein wollten. Sie lassen erkennen, dass im Kreis der Jesusanhänger und -anhängerinnen zunächst Redestücke und markante Einzelheiten gesammelt und überliefert, später immer wieder reflektiert und ergänzt wurden. In ihnen treten charakteristische Profile der Worte und Taten Jesu zutage (z. B. die für ihn eigentümliche Redeweise in „Gleichnissen"). Es wird deutlich, dass infolge der „Ostererfahrung“, dass der Hingerichtete lebt, Interpretationen versucht wurden, um die besondere Qualität seiner Person und die Bedeutung seines Wirkens sprachlich aussagen zu können, Interpretationen, die Anhaltspunkte für die spätere Christologie und Soteriologie ergaben. Diese späteren Deutungen wurden in die älteren Sammlungen „rückübertragen“, sind aber sehr oft als spätere Ausprägungen zu erkennen.

Zum irdischen Jesus

Das Kind Jesus erhielt seinen Namen bei der Beschneidung. Jesus ist die griech. Form von hebr. „Jehoschua „, kurz „Joschua“, und bedeutet JHWH wirkt Rettung. „Christus“ geht bereits auf eine theol. Deutung zurück; es ist die griech. Form des Begriffs Messias und ist heute zum Eigennamen geworden. Nach der Kindheitserzählung des Mt wurde Jesus zur Zeit des Königs Herodes, wohl einige Zeit vor dessen Tod († 4 v.Chr.), geboren, doch wird der Wert dieser theol. Erzählung als historische Quelle bezweifelt. Die Heimat seiner streng jüdischen Familie war Nazaret in Galiläa, wo sich auch das spätere öffentliche Wirken Jesu im wesentlichen abspielte. Vor dem Beginn seines Auftretens als Wanderprediger war er im Bauhandwerk mit der Bearbeitung von Holz und Steinen tätig. Seine Sprache war Aramäisch; möglicherweise konnte er Griechisch. Das Auftreten Johannes des Täufers, der die Umkehr (Metanoia) angesichts des nahenden Gottesgerichts predigte und die Taufe zur Vergebung der Sünden praktizierte, war für Jesus der auslösende Faktor, seine Familie zu verlassen und eine öffentliche Verkündigung aufzunehmen. Dabei sammelte er Jünger und Jüngerinnen, die er dazu berief, ihm zu folgen (Nachfolge Jesu) und mit ihm der Predigt des Evangeliums zu dienen. Dieser Jüngerkreis war intensiver an seine Person gebunden als normalerweise der Schülerkreis an einen Lehrer. Um seine Sendung an alle zwölf Stämme Israels zu einem symbolischen Ausdruck zu bringen, hob er aus dem Kreis die Zwölf besonders hervor. Die ihm folgenden Frauen bestritten den Lebensunterhalt Jesu und der Zwölf (Lk 8, 1 ff.). Mit seiner öffentlichen Verkündigung hielt er sich ganz im Rahmen des jüdischen Glaubens, doch fühlten sich bestimmte einflussreiche Kreise durch seine Radikalität provoziert. Er galt auch als „Fresser und Säufer“ (Mt 11, 19 par.) und als einer, der die gebotene Distanz zu Sündern und Sünderinnen nicht einhielt (Lk 7, 36–50). Eine Protestaktion am Tempel in Jerusalem war der Anlass, dass Personen aus dem Kreis der Hohenpriester (Sadduzäer) ihn verhaften ließen und einen Prozess vor dem Repräsentanten der röm. Besatzungsmacht gegen ihn in Gang brachten. Wahrscheinlich mit den politischen Begründungen der Verletzung der Majestät des Kaisers und des Landfriedensbruchs wurde Jesus zum Tod verurteilt und, wohl im Jahr 30, am Kreuz hingerichtet und außerhalb der Stadtmauer Jerusalems begraben. Der Jüngerkreis bezeugte, den Hingerichteten als lebendig erfahren zu haben (1 Kor 15, 1–11, Apg 2, 36).

Zum Wirken Jesu

Den Sinn seines öffentlichen Auftretens sah Jesus darin, die Menschen so zu verändern, dass sie ihr Leben kompromisslos nach den Weisungen Gottes gestalteten und so der Herrschaft Gottes inmitten der Menschen dienten. Dieses Reich Gottes stand im Zentrum seiner Predigt (Mk 1, 15). Er erwartete sein vollendetes Kommen in naher Zukunft (Naherwartung), forderte die Menschen aber dazu auf, ihre Lebenspraxis schon jetzt an ihm zu orientieren und es so erfahrbar zu machen. Seine Warnungen vor Angst, Mutlosigkeit und Resignation sind in den „Wachstumsgleichnissen“ enthalten, die den Kontrast zwischen kleinen Anfängen und großer Vollendung zeigen sollen. Den Inbegriff der Weisungen Gottes sah er in der Tora, die er in der Bergpredigt auf die Einheit von Gottesliebe und Nächstenliebe hin radikalisierte. Der von ihm verkündete Gott ist durch Erbarmen und Vergebung der Sünden gekennzeichnet (Mt 18, 23–33; 20, 1–15, Lk 15, 11–32). Jesus machte die Zuneigung Gottes zu den Menschen durch seine Zuwendung zu Kranken, Sündern und Randexistenzen deutlich. Zugleich wies er aber auch auf den Ernst gegenwärtiger Entscheidung hin. Das Thema des Gerichtes Gottes fehlte bei ihm nicht, und das Einlassfinden in das Reich Gottes war für ihn von größter Bedeutung (Mk 10, 25 par.; 14, 25 par.). Seine öffentliche Tätigkeit beschränkte sich nicht auf das Predigen; er praktizierte auch Heilungen und Exorzismen. Was ihn dabei von anderen Menschen der Antike („Wundertätern“) unterschied, war die Abhängigkeit dieses Wirkens vom Glauben der Menschen (Mk 2, 5 u. ö.); er setzte seine Fähigkeiten nicht zu Demonstrationszwecken ein (Mk 8, 11 f.).

Zum „Gottgeheimnis" Jesu

Die frühere Literatur suchte die einzigartige Besonderheit des historischen Jesus durch den Rückgriff auf sein „Selbstbewusstsein“ zu bestimmen. Mit Recht wird gesagt, dass statt dessen besser von „Sendungsautorität „ (J. Gnilka) gesprochen werden sollte. Sie kam verschiedentlich deutlich zum Ausdruck, indem Jesus den Einlass in das Reich Gottes mit dem Bekenntnis zu seiner Person – die er im übrigen nicht in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte – machte, indem er der authentische Interpret des göttlichen Willens und der Tora zu sein beanspruchte, vor allem aber durch die Bekundungen eines einzigartigen Verhältnisses als Sohn zu Gott, seinem Vater (Mt 11, 25 f.). Zusammengefasst lässt sich sagen: Seine Augen- und Ohrenzeugen kamen zu dem Schluss, dass in der Verkündigung und in der Praxis Jesu Gott selber sprach und wirkte. Noch innerhalb des NT selber sind daher wesentliche christologische und soteriologische Elemente als „Ansatzmöglichkeiten „ einer späteren Glaubensentwicklung vorhanden. Zum einen sind hier die sog. christologischen Hoheitstitel zu nennen. Die drei bedeutendsten von ihnen sind: Messias, ein Begriff, der in der entstehenden Kirche in der Unterscheidung vom Judentum eine große Rolle spielte (Mk 8, 29 par.) und der zu dem Eigennamen „Christus“ wurde; Menschensohn (Lk 12, 8), der später keine Rolle mehr spielte, und Sohn Gottes (Mk 15, 39; Mt 14, 33), der in der nachbiblischen Christologie bis heute den ersten Rang einnimmt. Des weiteren sind zu nennen: Die Glaubensüberzeugung von einer neuen Gegenwartsweise des zu Gott Erhöhten (Mt 18, 20; Abendmahl); die Erwägungen einer Präexistenz Jesu Christi bei Gott; die Ansätze zu einer Weisheits-Christologie; das Verständnis Jesu als des vom Heiligen Geist Gottes Erfüllten; die beginnende Interpretation der „Proexistenz“ Jesu auch in seinem Tod als stellvertretendes Sühneleiden; schließlich die kosmologische Christozentrik in den deuteropaulinischen Briefen.

Zur späteren Lehrentwicklung

Durch die „Inkulturation“ des neu entstehenden Christentums in der griech.-röm. Antike war es unvermeidlich, dass die in der Bibel in Gestalt dynamischer Erzählungen wiedergegebene einzigartige Qualität Jesu in hellenistische Wesensaussagen „übersetzt“ wurde. Dieser Prozess zog sich bis ins 7. Jh. hin, wobei die wesentlichen begrifflichen und dogmatischen Entscheidungen im 4. und 5. Jh. fielen. Die Tendenzen können hier nur in äußerster Kürze angeführt werden. Wo man keine Schwierigkeit dabei empfand, zu Jesus einfach „Gott“ zu sagen (so z. B. Ignatius von Antiochien † um 117), da lag die Gefahr des Doketismus nahe, der in der Menschlichkeit Jesu nur äußeren Schein sehen wollte. Wo die große Sorge der ungeteilten Einzigkeit Gottes galt, wurde die Besonderheit Jesu eher im Sinn des 3Adoptianismus verstanden, bei dem Gott den ausgezeichneten Menschen Jesus an Kindes Statt angenommen habe. Im Rückgriff auf den stoischen und mittelplatonischen 3Logos schien für viele (darunter Justin † um 165, Klemens von Alexandrien † nach 215, Origenes †253) die Möglichkeit zu liegen, dem Vermittler zwischen Gott und Menschheit göttliche Qualität zuzuschreiben, ohne die Einheit Gottes durch einen „zweiten Gott“ zu beschädigen. Von da aus ergab sich die Gefahr des radikalen Subordinatianismus, der, wie im Arianismus, in Jesus nur noch das erste und vornehmste Geschöpf Gottes sehen wollte. Wesentlich auch aus politischen Gründen, wegen des bedrohten inneren Friedens, erfolgte die erste dogmatische Entscheidung in der Christologie auf dem Konzil von Nikaia 325 mit der Formel des Homoousios, der Wesenseinheit des göttlichen Vaters mit dem Sohn (wobei man sich nur mit Analogien behelfen konnte: Licht vom Licht, gezeugt, nicht geschaffen). Die Folgezeit war von zwei großen Bemühungen geprägt. Die Frage, wie genau in Jesus Christus Gott und Mensch vereint sein konnten, wurde zunächst durch die Theorie einer direkten Verbindung des göttlichen Logos mit der Sarx des Menschen Jesus, unter Verzicht auf eine menschliche Seele, zu erklären versucht (Apollinarismus) und führte dann zum Monophysitismus, der das Menschsein Jesu ganz von der Gottheit aufgesogen sein ließ. In der Gegenreaktion darauf wollte der Nestorianismus in Jesus Christus nur eine äußere oder moralische Einheit zweier getrennter Wirklichkeiten sehen. Die andere große Strömung führte in Auseinandersetzung mit den Folgen des Konzils von Nikaia zu der Deutung der göttlichen Trinität als drei Hypostasen eines einzigen Wesens (Kappadokier, Konzil von Konstantinopel 381). Die gedanklichen Linien liefen zusammen in der im Grunde nichts erklärenden, im Abstrakten verbleibenden Kompromissformel des Konzils von Chalkedon 451: Jesus Christus, der menschgewordene Logos, eine Person in zwei Naturen, die in dieser Person unvermischt, unverwandelt, ungetrennt und ungeschieden geeint sind. Dieses Konzil verurteilte den Monophysitismus und den Nestorianismus. Die gewonnene christologische Formel wurde als Hypostatische Union gedeutet (Konzil von Konstantinopel 553), wobei die Frage nach dem vollen und ganzen Menschsein Jesu, das eine Personalität mit eigenem psychischem Aktzentrum erforderlich macht, weniger wichtig genommen wurde. So blieb auch die Aussage des Konzils von Konstantinopel 680–681 über die zwei Willen in der einen Person Jesus Christus, gegen den Monotheletismus, ohne genauere Erklärung. Andere christologische Perspektiven des kirchlichen Altertums (die christozentrische Schöpfungskonzeption mit der Anakephalaiosis bei Irenäus von Lyon † um 202, die Auffassung Jesu als des Pädagogen, durch den Gott die Menschheit zu sich hin erzieht, in der Alexandrinischen Theologenschule, oder die Betonung des Gedankens vom 3Leib Jesu Christi, des Zusammenwirkens Jesu mit seiner Kirche als des „Christus totus“ bei Augustinus † 430) spielten beim Werden der dogmatischen Christologie keine Rolle.

In der mittelalterlichen Theologie trat die Frage nach dem Motiv der Inkarnation ausgeprägt hervor. Mit der Thematisierung der Erlösung durch genugtuende Sühne in der Satisfaktionstheorie war die Grundlage für die Trennung der Soteriologie von der Christologie gegeben. In der Menschheit Jesu sah Thomas von Aquin († 1274) das mit Gott in einzigartiger Weise verbundene Werkzeug der Erlösung. Eine franziskanisch orientierte Christologie (Bonaventura †1274; Johannes Duns Scotus †1308) verstand die Inkarnation als die Offenbarung, ja den schlechthinnigen Inbegriff der Liebe Gottes. Für M. Luther († 1546) ergab sich aus der strikten Identifizierung Jesu mit Gott (Idiomenkommunikation) die Möglichkeit, die Überwindung von Sünde und Tod durch Gott selber als Grundlage der Rechtfertigung des Menschen zu sehen. J. Calvin († 1564) versuchte, die christologische und soteriologische Sicht in seiner Theorie der drei Ämter Jesu Christi zusammenzubringen. In der Folgezeit zeigten sich im nicht-kath. Bereich unterschiedliche Akzentsetzungen, während die kath. Christologie bei den Themenstellungen der Scholastik stehenblieb. Für Theologen und Philosophen der Aufklärung ist Jesus ein bedeutender Erzieher der Menschheit, für I. Kant († 1804) das Ideal der moralischen Vollkommenheit. Eine Reaktion darauf war F. Schleiermachers († 1834) Betonung des Gottesbewusstseins Jesu. Dem spekulativen Verständnis der Menschwerdung Gottes als notwendige Stufe in der Geschichte des Geistes bei G. W. F. Hegel († 1831) setzte S. Kierkegaard († 1855) ein konkret-existentielles Verständnis Jesu Christi entgegen. Die systematische Christologie zeigte sich zunächst von den Bemühungen der historisch-kritischen Methode in der Exegese und von der Resignation der Leben-Jesu-Forschung nicht beeindruckt.

Zur Christologie des 20. Jh.

Die ev. Theologie weist originelle Zugänge und Schwerpunktsetzungen auf, in denen sich die großen Programme einer „Christologie von oben“, des Abstiegs Gottes zur Rettung der Menschenwelt, und einer „Christologie von unten“, der Bemühungen um die einzigartige Qualität des Menschseins Jesu, abzeichnen. K. Barth († 1968) ging strikt von der Präexistenz Jesu Christi und von der Entscheidung Gottes, in ihm sein Gnädig-Sein zu erweisen, aus. P. Tillich († 1965) sah in Jesus Christus den Verkünder und Verwirklicher des „Neuen Seins“, in dem die Entfremdung zwischen Gott und Mensch aufgehoben ist. W. Pannenberg möchte, christologisch auf die Auferweckung Jesu konzentriert, darin die Antizipation des Endes der ganzen Geschichte sehen. J. Moltmann betont den Aspekt des solidarischen Mitleidens des ohnmächtigen Gottes mit der Menschheit am Kreuz und zugleich eine unüberhörbare Verheißung. E. Schillebeeckx greift auf kath. Seite auf das Zentrum der Botschaft Jesu, die Verkündigung der Herrschaft Gottes und deren Praxis zurück, um die Heilsbedeutung Jesu in Verbindung mit der Offenbarung des menschenfreundlichen Gottes ohne Rückgriff auf Mythologien deutlich zu machen. H. U. von Balthasars († 1988) Vision eines innertrinitarischen Dramas, der Ur-Kenose des Vaters und dem Gehorsam des Sohnes, offenbarte ihm den Grund für die Rettung aus abgründiger Verlorenheit, während P. Teilhard de Chardin († 1955) im „Christus-Evolutor“ die Zugkraft und den vollendenden Kulminationspunkt der „vorwärts“ und „aufwärts „ gerichteten Evolution sehen wollte. P. Schoonenberg († 1999) wollte die Hypostatische Union nicht als statisches Gebilde, sondern als Ereignis von Beziehung verstehen, bei dem er das menschliche Personzentrum Jesu zu seinem vollen Recht eingesetzt wissen wollte. K. Rahner († 1984) verstand die Inkarnation als Höchstfall der geschichtlichen Verwirklichung der 3Selbstmitteilung Gottes, auf die hin die Schöpfung überhaupt erst angelegt ist, und zwar als Selbstmitteilung Gottes in seinem Wort, das die liebende und vergebungsbereite Zusage Gottes selbst an die Menschheit ist, während die Selbstmitteilung Gottes in seinem Geist gnadenhaft die Annahme dieser Selbstmitteilung bewirkt. Das Kreuz Jesu verstand Rahner nicht als „einzigartigen Kulminationspunkt aller Christologie“, sondern in sich gesehen als Inbegriff der Liebe Jesu zu seinem Vater in der Hingabe- Geste des Todes; seine Heilsbedeutung wird aber erst in seiner Einheit mit der Auferweckung und Erhöhung Jesu deutlich, in der die definitive Annahme der Menschheit durch Gott zu sehen ist. Andere Akzentsetzungen in der theologischen Beschäftigung mit Jesus zeichnen sich in der Politischen Theologie (Jesu Bedeutung für das Leidensgedächtnis), in der Befreiungstheologie (die praktisch-konkrete Bedeutung der Nachfolge Jesu in der Reich-Gottes-Praxis) und in der Feministischen Theologie (Jesus als nicht-sexistischer Mann) ab.

Zu Jesus außerhalb der Theologie

Vielfältige Zeugnisse beweisen, dass Jesus nicht das Eigentum der Kirchen ist. Im Judentum existiert eine aufmerksame Beschäftigung mit dem Jude-Sein Jesu und ein Verständnis für das Auftreten Jesu im Rahmen innerjüdischer Auseinandersetzungen. Der Islam verehrt Jesus als den zu Gott erhobenen großen Propheten. In Hinduismus und Buddhismus findet Jesus Sympathie als Mystiker und Heiler und wegen seines konsequenten Gewaltverzichts. In ganz unterschiedlichen Strömungen, vom Neo-Marxismus bis zur Jugendkultur, wird Jesus auch dort akzeptiert, wo Kirche und Christen schon lange nicht mehr akzeptiert werden. In ausdrücklicher und eher noch in verfremdender Form gilt Jesus immer wieder die Aufmerksamkeit der Literatur, der bildenden Kunst und auch des Films. So begegnen auch nach 2000 Jahren noch Menschen, die nach der Begegnung mit Jesus fasziniert fragen: Wer war dieser? Wer ist dieser?

Quelle: Herbert Vorgrimler: Neues Theologisches Wörterbuch, Neuausgabe 2008 (6. Aufl. des Gesamtwerkes), Verlag Herder

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