- Verlag Karl Alber
- 1. Auflage 2014
- virtuell (Internetdatei)
- 232 Seiten
- ISBN: 978-3-495-86029-8
- Bestellnummer: 4860292
Im 18. Jahrhundert als aufklärerischer Kampfbegriff gegen Religionsverfolgungen entwickelt, wird neuerdings die Idee der Toleranz bis in die Feuilletons der Tageszeitungen hinein wieder auffällig häufig und kontrovers diskutiert. Oft wird bei solchen öffentlichen Diskussionen unterstellt, dass die Religion überhaupt, insbesondere aber monotheistische Religionsformen (Judentum, Christentum, Islam) mit »Toleranz« inkompatibel wären. In Absetzung von solchen vereinfachenden Zuschreibungen wird gefragt, wie innerhalb eines liberalen Rechtstaates die Grenzen der Toleranz gegenüber bestimmten kulturell-religiösen Erscheinungsformen zu bestimmen sind. Erhellend sind in diesem Zusammenhang einige Denker der Aufklärung (schon Spinoza als Vorläufer, dann zentral Lessing und Mendelssohn) und des deutschen Idealismus, die einen philosophisch sehr differenzierten Toleranzbegriff erarbeitet haben und damit, weit ins 19. und 20. Jahrhundert hineinwirkend, eine bedeutende, heute aber oft verkannte Rolle in den religiösen und politischen Toleranz-Debatten gespielt haben. »Dulden heißt beleidigen«, bemerkte schon Goethe und er fügte hinzu: »Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein. Sie muss zur Anerkennung führen.« Und im Jahre 1914 betonte der deutsch-jüdische Philosoph Hermann Cohen: »Religiöse Aufklärung und Toleranz bedeutet Anerkennung einer fremden religiösen Wahrheit«, weil wir »nach dem alten talmudischen Spruch ‚die Wahrheit annehmen müssen von jedem, der sie ausgesprochen'«, also »selbst religiöse Wahrheiten aus der fremden Religion erwarten« dürfen. Außerdem greifen die Autoren des Bandes aktuelle Fragestellungen auf, die sowohl in den wissenschaftlichen Debatten als auch in Diskussionen der breiteren Öffentlichkeit thematisiert werden, zum Beispiel über Antisemitismus und Islamophobie. Mit Beiträgen von Katajun Amirpur, Jan Assmann, Myriam Bienenstock, Micha Brumlik, Andreas Hunziker, Jean Mondot, Jacques Picard, Brigitta Rotach, Ludwig Siep, Norbert Waszek und Sonja Weinberg.
Mit Beiträgen von Jan Assmann, Katajun Amipur, Jean Mondot, Andreas Hunziker, Jaques Picard, Brigitta Rotach, Ludwig Siep, Norbert Waszek, Sonja Weinberg, Micha Brumlik
Herausgeber/in
Myriam Bienenstock, seit 1997 Professorin für Philosophie an der Universität François Rabelais in Tours, hat sich der Erforschung des deutschen Idealismus und der modernen jüdischen Philosophie gewidmet. Sie lebte und lehrte lange Jahre in Jerusalem. Von 2006 bis 2012 war sie Präsidentin der Internationalen Rosenzweig Gesellschaft. Unter der Präsidentschaft von Helmut Holzhey hatte sie auch im Vorstand der Cohen Gesellschaft gewirkt. Eine vollständige Liste ihrer Bücher und Aufsätze findet sich auf ihrer Internetseite: http://mbienenstock.free.fr.
Herausgeber/in
Pierre Bühler ist Professor für Systematische Theologie an der Universität Zürich.