UgandaDie Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre

Mit Ursula Ott und Renate Bähr reiste Margot Käßmann im März nach Uganda, um sich dort ein Bild von der Arbeit der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung zu machen.

Die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre
Frauen nicht aus religiösen Gründen den Zugang zu Verhütung verwehren.© Margot Käßmann

Seit vielen Jahren bin ich Mitglied im Kuratorium der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Sie hat sich zum Ziel gesetzt, in vier ostafrikanischen Ländern Sexualaufklärung und den Zugang zu Verhütungsmitteln zu unterstützen. In Uganda tut sie das inzwischen durch eine lokale Organisation vor Ort, was ich sehr richtig finde.

„Reproductive Health“, also Gesundheitsfragen in Sachen Sexualität, ist ein eminent wichtiges Thema. Religion spielt dabei oft eine große Rolle. In meiner Zeit als Landesbischöfin bin ich der Bitte um Mitgliedschaft gefolgt, weil mir wichtig ist, dass Frauen nicht aus religiösen Gründen der Zugang zu Verhütung verwehrt wird. Sie sollen alle ein Recht auf gewollte Schwangerschaften und verantwortliche Elternschaft haben, und das wird insbesondere durch Zugang zu Verhütungsmitteln gewährleistet. Da ist Aufklärung gefragt: Welche Verhütungsmethoden gibt es? Wie kann ich in einem Gesundheitszentrum danach fragen?

In meiner aktiven Berufszeit konnte ich nie an Reisen der DSW teilnehmen, aber im März hat es geklappt. Wir sind nach Entebbe in Uganda geflogen und konnten Projekte besuchen. Die demografische Herausforderung in dem Land ist riesig! Die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Viele sprechen zwar von einer „demografischen Dividende“, was andeuten soll, wie groß die Chancen durch die junge Generation sind. Aber das ergibt natürlich nur Sinn, wenn sie auch Schulen besuchen, eine Ausbildung bekommen, Arbeit finden.

Am meisten hat mich die Situation der Mädchen mitgenommen. Wir haben eine Schule besucht, bei der sich 350 Schülerinnen und Schüler samt ihrer acht Lehrer vier Latrinen teilen. Das Wasser für die Toiletten muss mit 30 Minuten Fußweg in Kanistern geholt werden. Besonders schwer haben es Mädchen in der Zeit der Menstruation. Es gibt keine Binden, also müssen sie zuhause bleiben und verpassen so eine Woche Schulzeit pro Monat.

Besonders anrührend war für mich, wie nun in einem Gesundheitsprojekt in Kampala gelernt wird, aus alten Stoffresten Binden zu nähen. Vieles scheint auf den ersten Blick einfach. Aber die Fragen von Verhütung, HIV-Prävention, Menstruationsaufklärung, Schwangerschaftsabbruch auf dem Land zu thematisieren – das braucht viele mutige und engagierte Mitarbeitende.

Vergewaltigungen gibt es offenbar allüberall. Dadurch steigt die HIV-Infektionsrate vor allem bei den jungen Frauen. Eine von ihnen, Millie, hat sehr offen als Leiterin des Jugendclubs in Mityana darüber gesprochen. Sie ist eine bildhübsche Frau von 28 Jahren, die selbstbewusst auftritt und gut reden kann mit unterstützenden Gesten. Mit 13 wurde sie geschwängert, ihre Tochter ist 15, sie ist HIV-positiv. Wenn sie bei der Gesundheitsstation um Unterstützung bittet, fühlt sie die Diskriminierung. Als sie sich um eine Stelle beworben hat, machte der zukünftige Chef Sex zur Voraussetzung. Was soll aus ihr werden? Wäre sie in Deutschland geboren, sie hätte echt eine gute Chance auf ein selbstbestimmtes Leben.

Aber auch dort, in Mityana, knapp 2 Stunden Fahrt von Kampala entfernt, besteht eine neue Hoffnung. Die DSW mit ihrem lokalen Partner Action4Health Uganda (A4HU), die Siemens Stiftung mit ihrer Kapazität für Wasserförderung durch ihren lokalen Partner Whave und die Hanns R. Neumann Stiftung (HRNS) mit ihrer Landwirtschaftskompetenz im Kaffeebereich haben sich zusammengetan, um die Aktivitäten zu bündeln. Das hat mir absolut eingeleuchtet, als ich gesehen habe, wie das Projekt anläuft. Der Wasserspender in der Nähe der Straße ist seit zehn Jahren nicht funktionsfähig. Dadurch müssen die Frauen weit durch unwegsames Gelände laufen, um ziemlich verschmutztes Wasser zu holen. Das soll sich nun ändern in einem gemeinsamen Projekt, das Wasser, Aufklärung und Einkommensmöglichkeiten verbindet. Ein guter Ansatz finde ich, denn es geht nie nur um ein Thema, sondern um eine komplexe Situation

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