Strategien gegen Mobbing am Arbeitsplatz

Lernen Sie, was genau Mobbing ist und wie man es zuverlässig erkennt. Was Sie darüber hinaus tun können, wenn Sie am Arbeitsplatz gemobbt werden, erfahren Sie in diesem Artikel.

Mobbing am Arbeitsplatz
In Deutschland ist bereits jeder neunte Arbeitnehmer Opfer von Mobbing-Attacken geworden. Doch es gibt Möglichkeiten, wie man sich effektiv helfen kann.© pixabay

Wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es Konflikte. Sie zu lösen, ist oft eine Herausforderung. Doch was ist, wenn man plötzlich zur Zielscheibe der anderen wird? Dann ist man ein Opfer von Mobbing.

Der Begriff kommt aus dem Englischen. „Mob“ bedeutet Pöbel, aufgewiegelte Volksmenge, Bande. Interessanterweise wird das Phänomen des Mobbings im englischsprachigen Raum eher „bullying“ (tyrannisieren, piesacken, einschüchtern) genannt.

Definition von Mobbing

Folgende Anzeichen sprechen für Mobbing: Jemand wird systematisch über einen längeren Zeitraum

  • ausgegrenzt
  • schikaniert
  • angegriffen
  • benachteiligt.

In Deutschland ist rund jeder neunte Arbeitnehmer im Laufe seines Berufslebens Opfer von Mobbing. Dies ist nicht nur ein persönliches, sondern auch ein volkswirtschaftliches Problem. Besonders gefährdet sind junge Menschen, zum Beispiel Auszubildende. Sie haben noch wenig Berufserfahrung und möchten nach der Ausbildung übernommen werden. Auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 50 sehen sich öfter Mobbing-Attacken ausgesetzt. Sie befinden sich unter besonders hohem Leidensdruck, weil sie für sich weniger Chancen ausrechnen, der Situation entfliehen und den Arbeitgeber wechseln zu können. Auch besonders engagierte Menschen, die sich für andere einsetzen, wie Betriebsräte, gehören zur Gruppe mit erhöhter Mobbing-Gefahr.

Mobbing tritt vermehrt in Firmen auf, die in der Krise stecken, in denen Stellenabbau droht und in denen hoher Konkurrenzkampf an der Tagesordnung ist.

Wann wird aus einem Konflikt Mobbing?

Konflikte unter Kollegen gehören zum Arbeitsalltag und sind noch kein Mobbing. Es gibt aber eine wissenschaftliche Checkliste, anhand derer man sehen kann, ob ein Fall von Mobbing besteht:

  • Dauerzustand, häufig wiederauftretendes Problem
  • Es ist eine Systematik erkennbar
  • Typische Mobbinghandlungen wie:
    • Sabotage
    • Gerüchte
    • Beleidigungen
    • Demütigungen
    • Ausschließen und Ignorieren des Opfers
    • Kappen des Informationsflusses
    • Willkür
  • Es ist eine Absicht des Täters/der Täterin erkennbar: das Opfer soll aus einer privilegierten Stellung verdrängt werden, aus einem Team oder sogar aus dem Unternehmen
  • Die Angriffe richten sich auf die Persönlichkeit des Opfers

Persönliche Checkliste: Werde ich gemobbt?

Mit Hilfe dieser Checkliste können Sie überprüfen, ob Sie selbst ein Opfer von Mobbing sind. Treffen mehrere dieser Punkte auf Sie zu?

  • Man ordnet mir sinnlose Tätigkeiten an
  • Man manipuliert meine Arbeitsergebnisse
  • Man beansprucht meine Erfolge für sich
  • Man unterschlägt mir arbeitsrelevante Unterlagen
  • Man hinterfragt meine Fähigkeiten
  • Ich erhalte wichtige Informationen nicht (Einladung zu Meetings)
  • Ich werde unsachlich kritisiert
  • Ich werde wie Luft behandelt
  • Die anderen schweigen, wenn ich zu ihnen stoße
  • Ich werde Verleumdet
  • Es werden Gerüchte über mich verbreitet
  • Ich werde bei Kollegen-Aktivitäten ausgegrenzt

Auswirkungen von Mobbing

Neben psychischen Beschwerden wie Ängsten und Depressionen treten bei Mobbing-Opfern mit der Zeit auch immer mehr körperliche Beschwerden auf: Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Herzrasen und Bluthochdruck können Symptome der Überforderung sein. Gehen Sie zum Arzt, wenn Sie betroffen sind. Er kann sie krankschreiben. Doch bedenken Sie: wenn Sie keine weiteren Schritte unternehmen, dann kommen Sie nach der Auszeit wieder in dasselbe kranke System an ihrem Arbeitsplatz. Deshalb ist es wichtig, weitere Schritte zu unternehmen.

Hilfe, ich werde gemobbt: Was tun?

Sollten einiger der Punkte in der Mobbing-Checkliste bei Ihnen zutreffen, sollten Sie möglichst schnell Unterstützung holen. Viele Arbeitnehmer trauen sich nicht, ihren Vorgesetzten anzusprechen, weil sie sich wie eine „Petze“ vorkommen, sich schämen und den Fehler bei sich suchen. Oft ist jedoch der Chef dankbar, von Mobbing rechtzeitig zu erfahren. Denn es vergiftet ein Team von innen.

Ebenso sinnvoll kann es sein, sich einen Coach zu nehmen, der Ihnen den Rücken stärkt. In einem weiteren Schritt kann man auch rechtlichen Beistand hinzuziehen.

Rechtliche Möglichkeiten bei Mobbing

Mobbing am Arbeitsplatz an sich ist in Deutschland kein Straftatbestand. Einzelne Mobbinghandlungen jedoch schon, weshalb Sie Ihr gutes Recht einfordern können. Da Mobber ihre Handlungen oft verschleiern, ist ein Nachweis des Mobbings jedoch schwierig. Am Arbeitsplatz stehen Arbeitgeber in der Pflicht, ihre Arbeitnehmer vor psychischer Belastung zu bewahren und ihre Persönlichkeitsrechte zu schützen. Dies sieht das Arbeitsschutzgesetz vor. Aus dem Arbeitsschutzgesetz ergeben sich einige Schutz- und Handlungsmöglichkeiten, bei denen Sie ein Anwalt beraten kann. Bis zu diesem Schritt können Sie jedoch schon in Form eines Mobbing-Tagebuchs eine Grundlage für erfolgreiche rechtliche Schritte legen.

Mobbing-Tagebuch

Um Beweise zu sammeln, sollten Sie ein Mobbing-Tagebuch führen. Hier notieren Sie:

  • eine genaue Beschreibung der Ereignisse
  • Ort, Datum und Uhrzeit
  • Beteiligte Personen
  • Zusammenhänge und Motive, die Sie zu erkennen glauben.

Dieses Tagebuch hilft Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt, Ihre Situation plausibel darzulegen.

Sich selbst wieder aufbauen

In einer Mobbing-Situation ist es wichtig, dass Sie sich nicht verkriechen, sondern sich Hilfe holen. Schauen Sie für sich. Und wenn Sie müde werden, zu kämpfen, gestehen Sie sich dies ein. Geben Sie anderen die Möglichkeit, Sie zu stützen. Ihr Selbstbewusstsein ist am Boden. Ausgegrenzt zu werden löst in ihrem Gehirn Alarm aus. Suchen Sie Strategien, um wieder zu Kräften zu kommen:

  • Nehmen Sie sich eine Auszeit
  • Suchen Sie körperliche und seelische Entspannung
  • Tanken Sie Kraft
  • Lassen Sie Ihre Wut raus (machen Sie Kampfsport, das stärkt auch mental)
  • Schulen Sie sich in Kommunikationstechniken
  • Suchen Sie eine Selbsthilfegruppe
  • Nehmen Sie sich einen Coach, der mit Ihnen Ihre Ressourcen stärkt

Cyber-Mobbing in der Schule

Hänseleien und Handgreiflichkeiten in der Schule gab es schon immer. Doch in den letzten Jahren hat Mobbing in bei Kindern und Jugendlichen besonders schwerwiegende Formen angenommen. Hinzu kommen Cyber-Mobbing, bei dem Schülerinnen oder Schüler in den Sozialen Netzwerken oder über Handydienste massiv beleidigt, angegriffen und gekränkt werden. Oft schweigen die Opfer, weil sie sich vor ihren Eltern schämen. Diese sollten, gemeinsam mit den Lehrpersonen, ein Auge auf Mobbing haben und

  • auf Verhaltensveränderungen ihres Kindes zeitnah eingehen
  • bei Leistungsabfall genauer hinsehen
  • Konflikte lösen und nicht „vertagen“
  • Konfliktlösestrategien einführen und üben.

Die Autorinnen Sabine Rank, Birgit Lamla und Karin Mengele geben in ihrem Buch Mobbing in der Schule konkrete Hilfestellungen. Ihr Ziel ist, dass sich alle Schülerinnen und Schüler an der Schule entfalten können. Sie setzen vor allem auf Prävention, die innere Stärkung der Kinder, und zwar der Opfer und der Täter. Denn: „Wer in sich gefestigt ist, muss andere nicht erniedrigen und der Lächerlichkeit preisgeben. Wenn es uns gelingt, jeden so zu stärken, dass er so sein kann und sein darf wie er ist, gibt es kein Mobbing mehr.“

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