Unfreiwillige Trennung auf Zeit: Plötzlich alleine

Wenn der Partner oder die Partnerin für einige Zeit entfernt von dem gemeinsamen Wohnsitz arbeiten muss, kann das die Beziehung auf eine harte Probe stellen. Aber sehen Sie die vorübergehende Fernbeziehung als Chance!

Trennung auf Zeit
Wer in einer Fernbeziehung leben muss, kennt das Gefühl der Einsamkeit und der Sehnsucht nach dem Partner.© Pixabay

Der Partner oder die Ehefrau erhält die Anfrage, eine Zeit lang im Ausland zu arbeiten. Doch Sie können aus privaten oder beruflichen Gründen nicht mitgehen. Das löst sehr ambivalente Gefühle in Ihnen aus. Einerseits freuen Sie sich über die Chance für Ihren Lieben oder Ihre Liebe. Andrerseits haben Sie Angst vor dem Alleinsein.

Angst, dass die Partnerschaft gefährdet ist

Die Psychologin Julia Peirano, Autorin des Beststellers SOS in der Liebe kennt diese Befürchtungen. Hier ihre Antwort auf einen Leserbrief einer Frau, deren Mann für zwei Jahre beruflich nach Brasilien geht. Sie selbst kann, ebenfalls aus beruflichen Gründen, nicht mitgehen:

„Die bevorstehende und auch ziemlich lange räumliche Trennung klingt erst einmal nach einer schwierigen und ungewohnten Situation für Sie. Und ich kann verstehen, dass Ihnen das zunächst Angst macht. Ich hatte den Eindruck, dass es vor allem Ihr Partner war, der die Entscheidung getroffen hat, nach Brasilien zu gehen, und dass Sie diese Entscheidung ihm zuliebe mittragen. Das ist ein großes Geschenk, das Sie ihm machen! Und ein Geschenk, das Sie mit Ihrem Herzblut bezahlen, denn Sie befürchten, dass Ihr Partner sich weiterentwickelt und von Ihnen entfernt, während Sie ihn verlieren und eher in Ihrem gewohnten Leben stecken bleiben.

Fernbeziehung als Chance

Vielleicht ist es aber auch ganz anders, und diese zwei Jahre sind eine große Chance für Sie beide. Sie könnten sich zum Beispiel vornehmen, auch alleine glücklich und zufrieden zu sein, indem Sie neue Hobbies und neue Gefühlswelten entdecken und gut zu sich selbst stehen. Tagebuch schreiben ist bestimmt ein guter Weg. Wenn Sie und Ihr Partner es schaffen, in gutem Kontakt miteinander zu bleiben (durch Skypen, Telefonate, gemeinsame Reisen durch Brasilien und regelmäßige längere Zeiten, in denen Sie einander besuchen), könnte auch Ihre Beziehung eine neue Dimension bekommen, in der Sie einander vertrauen, obwohl Sie auch getrennt voneinander leben und jeder für sich selbst steht. Und vielleicht ist es für Sie ja auch eine Bereicherung, durch Ihren Mann und gemeinsam mit ihm Brasilien zu entdecken und zu bereisen.

Ich kann Ihnen nur Mut machen und sagen, dass viele Menschen am Anfang Angst haben, räumlich getrennt zu sein, aber nach einer Weile auch Gefallen daran finden, alleine zu sein und dennoch in einer Partnerschaft zu sein. Versuchen Sie, die Zeit nicht als großen Block zu sehen, sondern häppchenweise auf sich zukommen zu lassen.“

Den Alltag alleine gestalten

Wie gestaltet man unfreiwillige Trennungen auf Zeit? Nicht nur berufliche Gründe, sondern auch private Gründe wie ein erforderlicher Kur- oder Reha-Aufenthalt oder die Pflege kranker Eltern kann eine Trennung auf Zeit bedeuten. Wer viel mit seinem Partner oder seiner Partnerin zusammen unternommen hat, der sieht sich nun plötzlich mit dem Alleinsein konfrontiert. Es geht nun darum, den Alltag alleine neu zu gestalten. Um in Kontakt mit anderen zu kommen, muss man nun aktiver werden, sich verabreden, Hobbies wiederentdecken.

Sich selbst nah kommen

Die schwedische Psychologin Patricia Tudor-Sandahl zeigt in ihrem Buch Verabredung mit mir selbst, dass im Alleinsein eine wichtige Chance liegt. Genießen Sie die neue Situation. Kümmern Sie sich um sich, tun Sie einfach mal das, worauf Sie Lust haben. Dabei können Sie auftanken. Sie können die Zeit auch in Stille genießen, es ist nicht immer großer Aktionismus gefragt. Denn Patricia Tudor-Sandahl weiß: „Der Mensch ist ein soziales und gleichzeitig ein einsames Wesen, mit dem Bedürfnis ausgestattet, sowohl für sich zu sein als auch in enger Beziehung zu anderen zu stehen. Sich zwischen diesen Zuständen frei hin und her bewegen zu können, darin liegt der Schlüssel zum ganzen und reifen Menschen. Wenn wir einem anderen Menschen nahe kommen möchten, dürfen wir uns nicht scheuen, uns selbst nahe zu kommen.“

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