Unterwegs in der Natur

Wie geht man im Wald auf Toilette, wer haftet, wenn etwas passiert, und was tun, wenn es regnet? Praktische Tipps für eine Exkursion ins Grüne.

Unterwegs in der Natur
© Sven Kästner, Berlin

MACHT MIR EIN AUSFLUG ÜBERHAUPT SPASS?

„Erzieherinnen und Erzieher müssen selbst Freude haben, im Wald zu sein“, empfiehlt Petra Jäger, Leiterin und Mitbegründerin des bundesweit ersten Waldkindergartens in Flensburg. Wer den Wald nur aus Naturfilmen im Fernsehen kennt, wandert vielleicht zunächst einige Male selbst, um sich wieder mit Wald und Flur vertraut zu machen. Auf der anderen Seite gilt für ehrgeizige Fachkräfte: Nicht zu viele Ergebnisse von dem Ausflug erwarten. Es ist schon ein schöner Erfolg, wenn Kinder und Erwachsene einfach nur entspannt vom Waldspaziergang nach Hause kommen.

Vorher mit den Kindern reden

Größere Kinder sollten mitbestimmen, wohin die Fahrt geht. Und auch zusammen besprechen, was sie im Wald machen wollen. „Es ist sinnvoll, vorher über mögliche Ängste zu sprechen und darüber, was Spaß und was keinen Spaß machen könnte“, sagt Petra Jäger. Kinder haben zum Beispiel Angst vor Spinnen oder dass ihre Sneakers schmutzig werden. Im Gesprächskreis kann man fragen, ob jemand eine Idee hat, wie man mit solchen Problemen umgeht.

Den Ausflug planen

Vor dem großen Abenteuer sind natürlich eine ganze Reihe organisatorischer Punkte zu klären:

  • An- und Abfahrt planen (öffentliche Verkehrsmittel, Fahrgemeinschaften),
  • Tagesablauf festlegen,
  • Zahl der Betreuungspersonen bestimmen (mindestens zwei, wenn möglich drei),
  • den Weg vorher ablaufen,
  • sich beim Förster informieren (etwa über Sturmschäden, Eichenprozessionsspinner, Wildschweine etc.).

Brauchen wir ein Thema?

Eigentlich nicht, meint Petra Jäger. Denn im Wald ist immer etwas los. Wer will, kann aber auf eine große Fülle von Themen zurückgreifen. Von „Laubhütte bauen“ über „Früchte des Waldes“ bis hin zu „Überwinterungsstrategien der Tiere“. Für Gruppen, die noch keine oder wenig Berührung mit Natur hatten, empfiehlt sich jedoch ein Tageskonzept. Das könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen:

  • Ankunftskreis bilden: Einstimmung, Fragen beantworten etc.
  • Spielen und Erkunden: blinde Raupe spielen, als Eichhörnchen Wintervorräte sammeln, Baumhöhen bestimmen, so leise wie möglich durch den Wald schleichen
  • Abschlusskreis

„Mir ist so langweilig!“

Manche Kinder können dem Wald überhaupt nichts abgewinnen. „Das sollte man akzeptieren und sich nicht auf eine Auseinandersetzung einlassen“, rät Erzieherin Jäger. Kinder sollten nicht bespielt werden. Besser ist es, sich und dem Kind trotzdem einen schönen Tag zu wünschen. Oder auf einen positiven Aspekt zu verweisen: „Ich sage dann immer: Herzlichen Glückwunsch! Wenn dir langweilig ist, brütest du vielleicht gerade eine neue Idee aus“, so Petra Jäger.

Im Wald aufs Klo gehen?

Das Problem ist eigentlich gar keines. Zum großen Geschäft kommt es bei Kindern nach den Erfahrungen von Jäger ganz selten. Eine kleine Schaufel sollten Erzieher für alle Fälle aber mit im Gepäck haben, ebenso Klopapier. Fürs „Pinkeln“ reicht es, einen bestimmten Bereich als Rückzugsort zu bestimmen und vielleicht mit einem Tuch zu schützen. Oder man stellt sich selbst als Schutzwand für die Kinder auf.

Noch mehr praktische Tipps

  • Windstille Plätze auswählen.
  • Für Schutz vor Platzregen sorgen. Praktisch ist eine ca. 3,5 Meter mal 3,5 Meter große Regenplane (gibt es in Outdoor-Shops).
  • Keine gelben Warnwesten tragen: Man sieht zwar damit die Kinder besser, aber die Farbe blendet und signalisiert Gefahr. Außerdem bleibt man mit den Westen leicht hängen.
  • Achtung Zecken: Zeckenzange und eine Lupe mitnehmen. Kinder mit Kokosöl oder anderem Öl einschmieren. Nach dem Ausflug Kleider ausschütteln. Um Zecken zu entfernen, ist eine Einverständniserklärung der Eltern notwendig.

Dürfen Kinder auf Bäume klettern?

Das dürfen sie grundsätzlich schon. „Aber nicht alle Bäume sind dafür geeignet. Auch der Entwicklungsstand einzelner Kinder ist unterschiedlich“, erklärt Rechtsanwalt Holger Klaus von der Kanzlei kitarechtler.de. „Daher wird es zur ordnungsgemäßen Aufsicht und Fürsorge gehören, einzelne, geeignete Bäume zum Klettern zu benennen und Höchstklettergrenzen für alle oder bestimmte Kinder zu setzen.“ Eine schriftliche Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten ist nach Ansicht von Rechtsanwalt Klaus nur dann erforderlich, wenn zum ersten Mal ein solcher Ausflug geplant ist.

Wer haftet, wenn etwas passiert?

Wenn Kinder sich bei einem Ausflug verletzen, zahlt die Unfallkasse die Kosten der Heilbehandlung. Weitere Ansprüche der Eltern, etwa auf Schmerzensgeld oder Verdienstausfall wegen der Betreuung des Kindes, sind ausgeschlossen. Rechtsanwalt Klaus empfiehlt, die Broschüren der Unfallkassen zu studieren. „Das sind ja die Erkenntnisse von Experten, die laufend Unfälle auswerten und ihre Schlussfolgerungen ziehen“, sagt er.

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