"Nein danke" auf japanischHöflich Nein sagen kann man lernen

Eine Bitte abzulehnen, fällt vielen pädagogischen Fachkräften schwer. Aber höflich Nein sagen kann man lernen. Zum Beispiel von den Japanern.

© filipefrazao - istockphoto.com

Waren Sie schon einmal im Urlaub in Japan? Nein? Ich auch nicht. Aber ich arbeite seit einigen Jahren mit pädagogischen Teams zum Thema Diversity und Interkulturalität. In diesen Kontexten habe ich mich mit den Gepflogenheiten und Umgangsformen verschiedener Kulturen beschäftigt und bin auf ein interessantes Phänomen gestoßen: In Japan gilt es als Unsitte und als die andere Person abwertend, jemandem etwas abzuschlagen, also eine Frage oder Bitte mit einem Nein zu beantworten. Da man aber nicht alles bejahen kann, haben Japaner interessante Ausweichmöglichkeiten entwickelt. Sie formulieren etwa ein unbestimmtes Nein: „Ich denke noch mal darüber nach“ oder „Das wird schwierig“. Oder sie schweigen oder stellen eine Gegenfrage.
Auch in vielen pädagogischen Teams ist das Nicht-Neinsagen- Können ein Phänomen, gerade auch bei Leitungskräften. Einige sind vielleicht zu gutmütig, andere zu harmoniebedürftig, und manchen sind Meinungsverschiedenheiten sicher einfach zu anstrengend. Das Problem dabei ist nur, dass es nicht immer sonderlich befriedigend und zielführend ist, wenn man allen Konflikten aus dem Weg geht. Vor allem mit Blick auf die eigenen Kräfte und Ressourcen.

NICHT EVERYBODY’S DEPP

Ich weiß, einigen fällt das Neinsagen im Alltag wirklich sehr schwer, vor allem wenn man um die Reaktionen der Kollegen oder Mitarbeiterinnen weiß und diese nicht unnötig verärgern will. Dennoch führt eine bewusste Nein- Vermeidung über kurz oder lang in die Sackgasse und eigene Überforderung. „Everybody’s Darling“ wird ganz schnell zu „Everybody’s Depp“. Zu hart ausgedrückt, meinen Sie? Vielleicht. Aber es ist leider so. Gegenseitiger Respekt fußt auch auf der Tatsache, dass mein Gegenüber nicht alles mit mir machen kann, was es will. Ich rate daher: Üben Sie das Neinsagen im Alltag! Ein erster Schritt wäre der dreigeteilte Satz. Wenn das nächste Mal die Kollegin auf Sie zukommt und ganz dringend etwas von Ihnen will, können Sie wie folgt reagieren:

Teil 1: „Jutta, ich bin sicher, die Sache ist wichtig.“

Teil 2: „Ich arbeite aber gerade an dieser Dokumentation /dem Antwortschreiben etc., das in der nächsten Stunde fertig werden muss.“

Teil 3: „Können wir uns auch heute am Nachmittag (morgen früh/heute Mittag etc.) zusammensetzen? Dann klären wir das.“

Nicht unfreundlich. Nicht Nein gesagt, nicht ablehnend gewesen. Trotzdem die Unterbrechung unterbunden und nicht vorschnell etwas zugesagt.

Probieren Sie es doch einfach mal aus! Zu guter Letzt mein wichtigster Tipp: Fühlen Sie sich nicht schuldig, nur weil Sie Nein sagen und jemandem etwas ausschlagen. Ich habe häufig erlebt, dass ein bewusst gesetztes Nein nicht nur den Menschen selbst, sondern auch sein Gegenüber weiterbringt. Und wenn Ihnen das Nein trotz allem sehr schwerfällt, können Sie sich vielleicht bei den Japanern die eine oder andere Formulierung abschauen.  

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