Eingewöhnung U3

In diesem Model nach Prof. E. Kuno Beller wird das Kind nicht eingewöhnt, sondern es gewöhnt sich (aktiv) ein. Die Kinder in der Gruppe spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Eingewöhnung ist in mehrere Phasen unterteilt, die unterschiedlich lange dauern können.

• Vorbereitungsphase: Eltern lernen das Konzept der Kita in Gesprächen kennen
• Kennenlernphase (etwa eine Woche): Bezugsperson besucht gemeinsam mit Kind die Einrichtung, dieses darf Kita in eigenem Tempo erkunden, Eltern sind anwesend, keine Trennung
• Sicherheitsphase: Eltern bleiben noch mehrere Stunden mit Kind in Kita, Bezugsfachkraft beobachtet und geht auf Kind zu und übernimmt Aufgaben der Eltern
• Vertrauensphase: Bezugserzieherin tritt in den Vordergrund, Eltern in den Hintergrund, Bezugsperson geht ab und zu weg mit vorheriger Verabschiedung
• Phase der gemeinsamen Auswertung und Reflexion im Elterngespräch

Die Bindung des Kindes an seine wichtigste Bezugsperson ist von zentraler Bedeutung beim Berliner Eingewöhnungsmodell nach infans (Institut für angewandte Sozialisationsforschung/Frühe Kindheit e.V.). Je nach Qualität der Bindung des Kindes an seine Eltern wird die Eingewöhnung in einer kürzeren oder längeren Phase gestaltet. Die Begleitung seiner Eltern ist Voraussetzung dafür, dass das Kind  eine sichere Bindung zu einer neuen Betreuungsperson aufbauen kann.

• Informationsphase: frühzeitige Info an die Eltern, Austausch, Gespräch
• Grundphase (mind. drei Tage): Die Bezugsperson und das Kind sind ein bis zu drei Stunden täglich gemeinsam in der Kita
• Erster Trennungsversuch: Am vierten Tag entfernt sich die Bezugsperson für etwa 30 Minuten aus dem Gruppenraum
• Stabilisierungsphase: Ab dem fünften Tag übernimmt zunehmend die Fachkraft die Versorgung des Kindes, es folgt eine tägliche Verlängerung der Trennungszeit
• Schlussphase: Die Eltern sind nur noch telefonisch erreichbar

Das partizipatorische Eingewöhnungsmodell nach Marjan Alemzadeh nimmt eine andere Perspektive ein: Es geht es nicht darum, wie sich ein Kind am schnellsten in eine neue Routine einfügt und von einer Bezugserzieherin versorgen lässt, was allgemein unter einer gelungenen Eingewöhnung verstanden wird. Vielmehr erkennt Alemzadeh eine erfolgreiche Eingewöhnung daran, dass ein Kind solch eine neue Situation als positive Herausforderung für sich annehmen kann. Die Fragen „Wie kann eine Eingewöhnung aussehen, in der das Kind von Anfang an die Kita, Krippe oder Tagespflege als Bereicherung empfinden kann?“ und „Wie kann Eingewöhnung gestaltet werden, damit Kinder von sich aus spannende Erfahrungen machen und Beziehungen zu neuen Menschen aufbauen möchten?“ zeigen diesen Perspektivwechsel. Alemzadeh ist davon überzeugt, dass Kinder ihre Umwelt aktiv wahrnehmen und ihr Selbst- und Weltbild durch einen eigenaktiven, aber auch interaktiven Prozess vorantreiben. So sei Ziel jeder Eingewöhnung, dass Kinder in der Anwesenheit ihrer primären Bezugspersonen die Möglichkeit erhalten, den neuen pädagogischen Raum zu erkunden und als lustvoll und einladend zu empfinden.

Alle Eingewöhnungsmodelle weisen darauf hin, dass die Kindergruppe für das Kind, das eingewöhnt wird, eine wichtige Rolle spielt. Doch wie groß diese Rolle ist, wird unterschiedlich eingeschätzt. Das Modell der Eingewöhnung in der Peer (Fink 2018) setzt seinen Fokus auf die Interaktion der Kinder. Hier wird davon ausgegangen, dass die Kinder der Kitagruppe den wichtigsten Einfluss auf das einzugewöhnende Kind haben und es aktiv unterstützen. Eine Variante der Eingewöhnung in der Peer sieht vor, dass drei bis fünf Kinder gleichzeitig in einer Einrichtung aufgenommen werden und dort gemeinsam mit den Eltern und ein bis zwei pädagogischen Fachkräften in einer eigenen neuen Gruppe eingewöhnt werden.

Werden mehrere Kinder unter drei Jahren gleichzeitig eingewöhnt, ist eine Aufnahmeplanung nach dem Prinzip der gruppenorientierten Eingewöhnung zu empfehlen, wie im Folgenden dargestellt..

Ausgangssituation: Aufnahme von sechs Kindern in sechs Wochen mit zwei pädagogischen Fachkräften aus der „Basisgruppe“

Um die einzelnen Kinder am ersten Tag individuell zu begrüßen und begleiten zu können, empfiehlt sich ein gestaffelter Start:

Kind 1 startet mit pädagogischer Fachkraft 1 am Montag.

Kind 3 startet mit pädagogischer Fachkraft 2 am Montag.

Kind 2 startet mit pädagogischer Fachkraft 1 am Dienstag, jedoch zu einer anderen Uhrzeit.

Kind 4 startet mit pädagogischer Fachkraft 2 am Dienstag, jedoch zu einer anderen Uhrzeit.

Kind 5 kommt nach vier Wochen mit pädagogischer Fachkraft 1 dazu.

Kind 6 kommt nach fünf Wochen mit pädagogischer Fachkraft 2 dazu.

Nach sechs Wochen sollte eine Aufnahmepause zur Konsolidierung der Gruppe und zum weiteren Aufbau der Routinen erfolgen – am besten über einen Zeitraum von vier Wochen.

Frühestens nach zehn Wochen könnte dann schrittweise im Abstand von zwei Wochen wieder ein neues Kind aufgenommen werden:

Kind 7 startet nach zehn Wochen mit pädagogischer Fachkraft 1.

Kind 8 startet nach zwölf Wochen mit pädagogischer Fachkraft 2.

Kind 9 startet nach 14 Wochen mit pädagogischer Fachkraft 1.

Kind 10 startet nach 16 Wochen mit pädagogischer Fachkraft 2.

Bei der Fortführung der Aufnahme sind sowohl die Zusammensetzung der Gruppe als auch das Alter bzw. der Entwicklungsstand und die Vorerfahrungen der Kinder zu berücksichtigen.

Quelle: Kariane Höhn: Eingewöhnung und Übergang in Krippe und Kita gestalten. Verlag Herder, 2016.

Das Eingewöhnungstagebuch unterstützt Fachkräfte sowohl in der Planung als auch in der pädagogischen Umsetzung von Eingewöhnungen. Anhand von täglichen stichwortartigen Notizen zum Verlauf einer Eingewöhnung entsteht eine ideale Grundlage für weitere Schritte der individuellen Entwicklungsbegleitung. Die Verschriftlichung schärft die Wahrnehmung von Wechselwirkungen im pädagogischen Alltag; so lassen sich Situationen identifizieren, in denen ein Kind etwa gehemmt agiert oder auch selbstwirksam handelt. Daraufhin kann die pädagogische Entwicklungsbegleitung an e spezifische Situationen anpasst werden.