Auffälliges Essverhalten ist bei Kindern bis zum Vorschulalter nicht ungewöhnlich, sagt die Ernährungswissenschaftlerin
Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund, (FKE). „Jedes Kind hat sein eigenes Tempo in der Entwicklung, auch innerhalb einer Altersgruppe können die Schwankungen groß sein, was den Kalorienbedarf anbelangt.“ Dass Kinder eine Präferenz für Süßes haben, Grünzeug dafür gerne links liegen lassen, sei übrigens eine normale Reaktion, die
evolutionsbiologisch veranlagt ist und erst mit der Zeit verschwindet. Solange Kinder wachsen, an Gewicht zunehmen und aktiv sind, bestehe kein Grund zur Sorge.
Nicht selten ändert sich das Essverhalten im Kindergarten. „Sich auf neue Tischnachbarn und Rituale einzustellen, braucht seine Zeit“, erklärt Sigrid Fellmeth. Die Ökotrophologin ist als Referentin für bewusste Kinderernährung auch in Tageseinrichtungen für Kinder unterwegs. „Insbesondere Kindern, die lärmempfindlich und sensibel sind, kann das Essen in einer turbulenten Atmosphäre den Appetit verderben.“ Helfen kann hier neben einer Lärmampel auch eine geänderte Sitzordnung,
bei der sich die ErzieherInnen mit den Kindern in Gruppen aufteilen und kleinere Essgemeinschaften bilden. Grundsätzlich
bereite die Anpassung an neue Tischregeln oder Gerichte den Kindern aber oft weniger Probleme als Eltern befürchten, hat Fellmeth beobachtet.
Stress schlägt auf den Magen
Wenn Eltern sich Sorgen machen, dass ihr Kind in der Kita zu wenig isst, sollten sie auch mögliche äußere Ursachen in Betracht ziehen – immer im engen Austausch mit den ErzieherInnen, rät die Referentin. Gibt es Änderungen im Elternhaus, in der täglichen Routine? Hat das vermeintliche Hungergefühl beim Abholen vielleicht gar nichts mit dem Verlangen nach Nahrung zu tun, sondern mit dem Wunsch nach ungeteilter Aufmerksamkeit? „Manchmal wollen Kinder nach einem langen Kitatag erst einmal richtig wahrgenommen werden. Sie wissen: Wer hungrig ist, um den kümmern sich Mama und Papa sofort“, sagt Fellmeth. Eltern können darauf eingehen, indem sie sich nach dem Abholen bewusst Zeit für ihr Kind nehmen.
kizz Elterntipp
Guten Appetit – wer Hunger hat, isst mit!
Fühlt sich Ihr Kind in der Tischgemeinschaft wohl, kann die Kita ein Ort sein, an dem es sich leichter auf neue Geschmackserlebnisse einlässt. Mit folgenden Fragen können Sie sich einen Überblick über die Verpflegungssituation verschaffen:
- Wie werden die Mahlzeiten organisiert, gibt es zum Beispiel ein freies oder ein gemeinsames Frühstück?
- Welche Regeln gelten während der Mahlzeiten, für das mitgebrachte Essen und den Umgang mit Süßigkeiten?
- Wie wird damit umgegangen, wenn Kinder etwas nicht mögen oder nicht probieren wollen?
- Sind dem Kind diese Abläufe und Regeln bekannt?
- Gliedern die Mahlzeiten den (Kita-)Tag und werden sie von Ritualen begleitet?
- Wie ist der Essplatz für die Kinder gestaltet?
- Nehmen die ErzieherInnen an den Mahlzeiten teil?
- Ist das Thema Ernährung im pädagogischen Konzept der Kita verankert?