Innovativ und zukunftsweisend: WebinareWie sich Teams auch digital fortbilden können

Am Anfang stand die Idee, neue Formen der Fortbildung in Kitas zu testen. Daraus wurde ein Pilotprojekt, das die Vorteile klassischer und digitaler Fortbildungen kombiniert und in ein digitales Format überführt hat. Marion Lepold und Mathias Tuffentsammer entwickelten ein Konzept, das Teams in Live-Webinaren mit den Online-Inhalten einer Lernplattform zusammenbringt. Wir haben die beiden dazu befragt:

Innovativ und zukunftsweisend: Webinare
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Sie führen Teamfortbildungen in Kitas durch und verwenden dabei auch digitale Lernelemente. Was ist darunter zu verstehen und wie setzen Sie diese Lernelemente ein?
Digitale Lernelemente können Erklärvideos, Interviews oder Filmbeispiele sein, die den Teilnehmer*innen auf einer Lernplattform zur Verfügung gestellt werden. So können sie die Inhalte nicht nur zu einem für sie passenden Zeitpunkt bearbeiten, sondern auch beliebig oft ansehen. Wir setzen digitale Lernelemente derzeit in einem besonderen „Blended Learning- Konzept“ ein. Hierbei nutzen wir die Vorteile von Präsenzveranstaltungen – allerdings nicht in Präsenz vor Ort, sondern als Webinare mit dem Team in gebündelten Einheiten von 60 – 90 Minuten. Die digitalen Lernelemente können im Rahmen von Teamsitzungen stattfinden oder vorab von den Teammitgliedern einzeln bearbeitet und dann in der Teamsitzung besprochen werden.

Was sind Webinare, wie sind sie organisiert und welche Varianten gibt es?
Webinare sind Seminare, die über das Internet abgehalten werden. Die Teilnehmer*innen und Referent*innen sitzen jeweils vor einem PC und tauschen mithilfe der Video- und Tonübertragung Informationen bzw. Fachinhalte aus. Dabei können die Referent*innen z. B. eine Präsentation vorführen. Webinare bieten auch die Möglichkeit, dass Teilnehmer*innen sich am eigenen PC in die Fortbildung einklinken, während sie sich an einem anderen Ort befinden. Genauso kann aber auch das Team im Besprechungsraum sitzen und die/der Referierende ist der Gruppe über einen Beamer zugeschaltet. Die Referent*innen wiederum können die Teilnehmer* innen mithilfe einer Webcam sehen.

Nicht jede Leitungskraft wird diese Form der Vermittlung und Erarbeitung von Inhalten für sich und das Team favorisieren. Wie begeistern Sie Leiter*innen und Fachkräfte für digitale Fortbildungen?
Wichtig ist es, Leitungskräfte und Teams von den Vorteilen und Chancen der Webinare zu überzeugen, aber auch, die Grenzen ihrer Nutzung aufzuzeigen. Letztlich geht es darum, die Lern- und Entwicklungsfähigkeit einer Einrichtung zu erweitern. Durch die Möglichkeit, solche Fortbildungen in den Alltag zu integrieren, lassen sie sich auch in laufende Professionalisierungsprozesse wie etwa in Bundesprogramme (z. B. Sprach-Kitas) oder Länderinitiativen (z. B. Pädagogische Qualitätsbegleitung in Bayern) einbinden. Wir wollen aber niemanden überreden, denn die Umsetzung der Inhalte liegt ja schlussendlich in der Verantwortung der Akteur*innen vor Ort.

Welche Rolle nimmt die Leitung bei digitalen Teamfortbildungen ein?
Die Leitung ist im Vorfeld Ansprechpartner*in für organisatorische und inhaltliche Fragen – auch, um eine thematische Fokussierung zu erreichen. Als besonders gewinnbringend hat sich erwiesen, wenn die Leitung während des Webinars eine moderierende Rolle einnimmt und die vor Ort wahrnehmbaren Impulse weitergibt. In der Phase der praktischen Umsetzung behält die Leitung das gesamte Team im Blick und fasst die Fragen für den Abschluss zusammen. Diese Aufgaben ließen sich sicherlich auch an ein Teammitglied dele gieren, beispielsweise an eine Funktionsstelle oder die verantwortliche Fachkraft für Fort- und Weiterbildung.

Kommen digitale Lernelemente in Teamfortbildungen nur für bestimmte Themen in Betracht? Und wofür eignen sich diese Elemente eher nicht?
Aus unserer Sicht kommt es weniger auf Themen an als auf die anvisierten Lernziele. Für Impulse, Informations- und Wissensvermittlung ist es didaktisch durchaus denkbar, sich ausschließlich auf digitale Lernelemente zu stützen. So ist durch die Ansprache des ganzen Teams ein gleicher Informationsstand gewährleistet. Ist das Ziel aber die Weiterentwicklung von Fähigkeiten bzw. Fertigkeiten, macht es Sinn, die digitalen Elemente um Reflexionsfragen bzw. Anregungen zur Anwendung zu erweitern. Die Erfahrungen damit können in der abschließenden Einheit diskutiert werden.

Wie nachhaltig schätzen Sie Webinare als Form der Fortbildung ein? Lässt sich mit ihnen z. B. am Bild vom Kind bzw. an der Haltung zum Kind arbeiten?
Bei entsprechender Fokussierung der Fachkräfte auf das Gelernte können sich im Nachgang zum Webinar durchaus positive Effekte auf das Bild vom Kind und die pädagogische Haltung ergeben. Die Einbindung von Webinaren mit handlungsrelevanten, digitalen Lernelementen in einen Qualitätsentwicklungsprozess wie z. B. den der Pädagogischen Qualitätsbegleitung in Bayern könnte Fachkräften die unmittelbare Auswirkung des Gelernten auf die Interaktion mit Kindern durch Nutzung entsprechender Reflexionsmethoden sichtbar machen. Aus teilnehmenden Einrichtungen erhielten wir die Rückmeldung, dass Nachhaltigkeit gerade dadurch erzeugt wird, dass sich das Team längere Zeit in kleinen Einheiten mit dem Thema beschäftigt und so immer wieder Impulse für die Arbeit erhält.

Wie sieht es mit prozessorientiertem Arbeiten in Fortbildungen aus? Zum Beispiel, wenn sich in deren Verlauf herausstellt, dass aktuell eigentlich ein ganz anderes Thema für das Team von Bedeutung ist?
Im ersten Webinar holen wir die Einrichtungen inhaltlich ab und klären mit den Beteiligten, welche Vertiefungsthemen für das Team relevant sind. So erhält es passgenau die Inhalte, die gerade von Bedeutung sind. Dementsprechend werden die digitalen Lerninhalte für jedes Team individuell zusammengestellt und ggf. sogar neu produziert.

Begegnet Ihnen auch Widerstand vonseiten der Leitungen oder Fachkräfte, wenn es um digitale Lernelemente in Fortbildungen geht?
Einrichtungen, die mit uns das Pilotprojekt durchgeführt haben, geben durchweg positives Feedback und haben Lust, mit ihrem Team neue Wege zu gehen. Sie sehen darin gleichzeitig die Möglichkeit, ihre eigene Medienkompetenz zu erweitern. Widerstände gegen diese neue und noch ungewohnte Form der Fortbildung würden uns aber nicht überraschen, schließlich ist sie bei vielen Leitungen und Fachkräften noch unbekannt. Wenn skeptische Fachkräfte von den positiven Erfahrungen anderer Einrichtungen hören, die diesen Weg bereits beschritten haben, kann das auch der Auslöser sein, einen solchen Versuch in der eigenen Kita zu starten.

Könnten Fortbildner*innen womöglich irgendwann überflüssig werden, wenn Webinare und Online-Angebote sie zunehmend ersetzen?
Webinare bzw. digitale Lernformen werden die persönliche fachliche Begleitung vor Ort nicht ersetzen. Die Mischung, die auch im „Blended Learning“-Ansatz beschrieben wird, macht es. Wichtig ist für Teams ein möglichst bunter, qualitativ hochwertiger Strauß an Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Es geht nicht darum, die Methoden gegeneinander auszuspielen, sondern didaktisch begründete und auf die Lernenden abgestimmte Lösungen zu entwickeln und anzubieten.

Vielen Dank! 

Drei Fragen an Heike Burkard, Leiterin des Kindergartens Arche Noah in Ebern:

Aus welchen Gründen haben Sie sich als Leitung für eine Teamfortbildung mit digitalen Lerninhalten entschieden?

Berufliche Weiterbildung ist für mich sehr wichtig, um die Qualität der eigenen pädagogischen Arbeit fortlaufend zu verbessern. Die Kolleg*innen gehen auf Einzelfortbildung. Auch wenn die Inhalte ins Team kommuniziert werden, können sie nicht so multipliziert werden, als wenn es gemeinsam erlebt wird. Hier kam die Frage auf, welche Möglichkeiten wir haben, um uns gemeinsam über einen längeren Zeitraum zu einem fachlichen Thema weiterzubilden? Die Online-Lerninhalte ermöglichten uns, gemeinsame Ideen für die pädagogische Arbeit zu entwickeln und sofort umzusetzen. Wir konnten uns mit dieser Methode strukturiert mit einem spezifischen Thema beschäftigen. Die gesamte Einrichtung trägt einen Gewinn aus der Teamfortbildung mit digitalen Lerninhalten – Team, Kinder und Eltern. Ebenso profitieren neue Teammitglieder davon. Die Treffen wurden aufgezeichnet und auf die Inhalte kann jederzeit zugegriffen werden, sodass sich neue Kolleg*innen das Wissen im Nachhinein aneignen können. Dem Arbeitgeber, sprich: dem Träger, wiederum bringen solche Fortbildungen eine Arbeitszeitersparnis, weil alle Teammitglieder gleichzeitig teilnehmen können.

Mit welchem Aufwand haben Sie diese Fortbildung organisiert?

Als erstes stellte sich die Frage der Kostenübernahme. Die Teamfortbildung mit digitalen Lerninhalten wurde unserem Träger und Vorstand vorgestellt. Diese standen der neuen Form von Fortbildung aufgeschlossen gegenüber und genehmigten die Kosten. Dann war zu klären, welche technischen Hilfsmittel benötigt werden, um die Fortbildung durchzuführen. Vieles wie z.B. Leinwand, Laptop, Boxen, Webcam, Internetverbindung war in der Büroausstattung bereits vorhanden. Die Technik probierten wir natürlich im Vorfeld aus, schließlich sollte auch alles funktionieren.

Gab es Widerstände im Team?

Nein, alle Teammitglieder konnten sich sofort begeistern, eine gemeinsame Fortbildung mit digitalen Lerninhalten durchzuführen. Diese Methode wurde als sehr positiv erlebt. Somit wünscht sich das Team auch für die Zukunft mehr digitale Lernangebote. 

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