Abstract
In diesem Aufsatz wird dem Vorwurf des Werterelativismus nachgegangen, der gegen den Umweltpragmatismus im Allgemeinen und das adaptive Ökosystemmanagement Bryan Nortons im Speziellen erhoben wird. Einen besonderen Stellwert nimmt die Untersuchung der Begründungsfunktion der Praxiserfahrung für die Zuschreibung von Naturwerten ein. In einem ersten Schritt werde ich dazu den Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis in Nortons Ansatz erörtern. In einem zweiten Schritt werden die begründungstheoretischen Abhängigkeiten der beiden Relata diskutiert. Unter Rückgriff auf Überlegungen von Ben Minteer zeige ich, dass Norton die ökologische Praxis gut nachvollziehbar rekonstruiert und dass diese anthropozentrische Rekonstruktion um physiozentrische Begründungsmuster erweiterbar ist. In der kritischen Diskussion im dritten Schritt wird aber deutlich, dass Norton an wichtigen Argumentationspunkten auf Begründungsmuster zurückgreift, die er über eine reine Analyse der ökologischen Praxis nicht einzuholen vermag. Nortons umweltethischer Pragmatismus setzt, so die These, wichtige normative Zielsetzungen in der anthropozentrischen Begründung des Naturschutzes bereits voraus.