Anselm Grün: Staunen - Die Wunder im Alltag entdecken
Hat Spiritualität heute überhaupt noch eine Chance? Reizüberflutung, permanente Ablenkung, steigender Druck in der Arbeitswelt: All das trägt dazu bei, dass Hektik und Oberflächlichkeit zunehmen und die Fähigkeit zu Stille, Konzentration und Ruhe schwindet. An der Aufmerksamkeit (und der Zeit) von Menschen zerren heute unentwegt mit großer, raffinierter Intelligenz vor allem die neuen Medien. Spätestens alle 18 Minuten starren die Nutzer suchtartig auf ihr Smartphone, die Lesefähigkeit schwindet, und der Internetkonsum Jugendlicher ist nur noch in Stunden zu messen. Was tun? Ein animierendes Praxisbuch mit einer Fülle inspirierender Impulse gegen dieses Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom hat Anselm Grün jetzt geschrieben, mit einem Buch über das Staunen. Sein Mittel gegen Reizüberflutung: Sich einlassen auf die ganz gewöhnlichen Dinge; sich verankern mitten im Alltag; Genießen der einfachen Genüsse; der eigenen Lebenszeit, insbesondere den ganz normalen Vollzügen des Alltags, neue Qualität geben. „Staunen“ – also Innehalten, ist für Grün der Modus gegen das hektische und bewusstlose „immer schneller, weiter, mehr“. Und auch ein Weg zur Gotteserfahrung. Nicht nur Stille, Muße, Ruhe und Naturerfahrung sind für ihn wichtig. Auch einfache Haltungen wie Stehen, Sitzen, Reden, Essen und Trinken und selbst profane Dinge wie Autofahren und Zeitunglesen, ja sogar Bügeln gehören zu dieser Lebenskunst der Vertiefung. Spiritualität und Weisheit sind hier jedenfalls keine weltferne Sonntagskunst. Das ist wesentlich mehr als die übliche Achtsamkeitspredigt, die man allenthalben hört. Staunen wieder lernen - dies ist ein gangbarer Weg in eine Vertiefung, die unserer Seele gut tut.