BischofskonferenzDie Generalin

Diese Personalentscheidung ist ein starkes Zeichen: Mit Beate Gilles hat die Deutsche Bischofskonferenz erstmals eine Frau in ein Spitzenamt berufen. Die neue Generalsekretärin macht gleich beim ersten Auftritt deutlich, dass sie sich nicht bloß als Symbol oder gar als Quotenfrau sieht.

© Foto: DBK / Schnelle

Es gab eine Ausschreibung, dann hat eine Findungskommission gearbeitet, auch eine Personalberatungsagentur wurde zu Rate gezogen – und am Ende fiel die Wahl auf die geeignetste Kandidatin. Wenn Georg Bätzing, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, vom Weg zu dieser Personalie erzählt, hört es sich an wie das Normalste der Welt. Allein: Die Rede ist von der katholischen Kirche!

Realitätsschub

Hier ist bekanntlich nicht immer alles normal und akzeptiert, was sich in der Gesellschaft bewährt hat. Allzu oft positioniert man sich – aus Prinzip – dagegen. Stichwort: Entweltlichung. Deshalb ist es bemerkenswert, dass eine solche Schlüsselposition nun ziemlich transparent besetzt wurde – und dass tatsächlich die Kompetenzen den Ausschlag gaben.

Beate Gilles (50) ist theologisch beschlagen, promoviert gar, hat Leitungserfahrung und steht so sehr selbstbewusst mitten in der Kirche. Das wiederum spricht sie auch den reformorientierten Frauen von Maria 2.0 zu, von denen sie zudem sagt: „Viele ihrer Anliegen sind auch meine Anliegen.“ Als Bundesvorsitzende von „In Via“, dem kirchlichen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, weiß Beate Gilles außerdem, wie es Frauen mit Migrationshintergrund und aus sozial prekären Verhältnissen geht. All dies wird Einfluss auf ihre Amtsführung haben. Mit anderen Worten: Die Bischofskonferenz mutet sich mit dieser Wahl einen gehörigen Realitätsschub zu. Beate Gilles wird allen warmen Worten, allen Sonntagsreden die oftmals brutale Wirklichkeit gegenüberstellen.

Auch sprachlich aufgewertet

Wird sie auch „den Laden“ zusammenhalten? Kann sie die auseinanderdriftenden Kräfte in der Kirche und unter den Bischöfen zumindest weiter an einen Tisch bringen? Diese Herausforderung scheint fast zu groß für eine einzelne Person. Aber man sollte sich davor hüten, die Ausdauersportlerin Gilles zu unterschätzen. Ihr erster Auftritt zeigte jedenfalls: Sie sieht sich nicht als Vorzeige- oder gar als Quotenfrau. Deshalb ist es gut, dass ihr Amt auch sprachlich aufgewertet wurde. Bislang redete man vom „Sekretär“ der Bischofskonferenz. Dass nun das „General“ davorgesetzt wird, mag tatsächlich ein Stück weit damit zu tun haben, dass es im Kirchenrecht genau so formuliert ist. Bislang hat der verkürzte Begriff niemanden gestört. Die Umbenennung macht deshalb vor allem und unmissverständlich deutlich: Mit Beate Gilles ist ernsthaft zu rechnen.

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