Seminar mit Jörg Phil Friedrich
Präsenz-Veranstaltung:"Gut leben in postoptimistischen Zeiten?"
52064
Aachen
Wer traut sich heute noch, zu sagen, dass es unsere Kinder mal besser haben werden? Der Fortschrittsoptimismus, der sich auf Wissenschaft und Technik stützt, ist nachhaltig verloren gegangen. Wohlstand ist teuer erkauft. Wir sind abhängig von Geschäftsbeziehungen mit diktatorischen Regimen, unser Lebensstil verändert das Klima und die Globalisierung begünstigt die schnelle pandemische Verbreitung von Krankheiten. Jede technische Lösung könnte Ursache für neue Probleme sein, Frieden und Demokratie sind weltweit keine sicheren Zukunftsszenarien mehr.
Aber das ist kein Grund zum Pessimismus. An die Stelle des Fortschrittsoptimismus, der auf Wissenschaft und Technik hofft, kann die Zuversicht treten, dass die Menschen immer schon zwar verletzlich, aber auch widerständig sind, dass sie sich in jeder Situation einzurichten und ein gutes Leben zu leben verstehen.
Die Bedingungen dieser Zuversicht erarbeiten wir in diesem Seminar. Es geht um die Neubestimmung von zentralen Werten des menschlichen Lebens: der Freiheit, des Genießens, der Freude. Es zeigt sich: Die postoptimistische Welt ist nicht von Verzicht auf Freiheit und Genuss geprägt. Indem wir erkennen, wie trügerisch und vorgetäuscht die Freiheit in den Zeiten des Fortschrittsoptimismus war, gewinnen wir die Bedingungen für nachhaltige Freiheit, die auch einer späteren kritischen Reflexion standhält. Der Genuss, den wir in dieser Freiheit finden, kommt mit weniger Ressourcen aus und kann auch in materiell kargeren Zeiten erlebt werden. Das macht zuversichtlich, dass auch die kommenden anstrengenden Zeiten es wert sind, erlebt und gelebt zu werden.
Jörg Phil Friedrich ist Philosoph, IT-Unternehmer und Diplom-Meterologe aus Münster und Autor des Buches „Die postoptimistische Gesellschaft. Warum es keinen Grund für Optimismus gibt – und was dennoch Hoffnung auf ein gutes Leben macht“, Verlag Herder, 2023.